Einkommen ist ein wichtiger Indikator für die materielle Wohlfahrt. Es ermöglicht bzw. erleichtert den Zugang zu vielen Dimensionen der Wohlfahrt (z.B. Wohnen, Gesundheit, Freizeit). Zudem gibt es enge Verbindungen zwischen dem Einkommen und der Produktion (Entlöhnung der Arbeit und des Kapitals, die zur Produktion eingesetzt werden), dem System der sozialen Sicherheit (z.B. Renteneinkommen durch Sozialversicherungen) und dem sozialen Netz (finanzielle Unterstützung durch andere bzw. an andere private Haushalte).
Die Deckung der materiellen Grundbedürfnisse ist wichtig für das persönliche Wohlergehen und die soziale Kohäsion der Gesellschaft. Die Entwicklung des Indikators „verfügbares Äquivalenzeinkommen“ drückt annähernd aus, inwiefern das Budget, das für Konsum und Sparen übrigbleibt, gesamthaft zu- oder abnimmt.
Stand 14. Dezember 2022
Die wichtigsten Ergebnisse
Das verfügbare Äquivalenzeinkommen in der Schweiz belief sich im Jahr 2019 durchschnittlich auf 4395 (Äquivalenz-)Franken pro Monat (ohne fiktive Miete), der Median betrug 3929 Franken. Gemessen am Median und preisbereinigt hat dieses Einkommen zwischen 1998 und 2014 um 15% zugenommen. Nach einer deutlichen Zunahme von 2008 bis 2013 stagniert das mediane verfügbare Äquivalenzeinkommen zwischen 2015 und 2019. Betrachtet man ausschliesslich Personen in Erwerbshaushalten, so zeigt sich eine ähnliche Entwicklung der verfügbaren Äquivalenzeinkommen, jedoch auf höherem Niveau.
Kontext
Als Indikator für ein «typisches» Einkommen, insbesondere wenn mehrere Jahre verglichen werden, weist der Median im Vergleich zum arithmetischen Mittel den Vorteil auf, dass er robuster ist gegenüber den Extremwerten der Einkommensverteilung (vgl. Handbuch der Canberra Group). Er liegt deshalb im Normalfall tiefer. Die Medianwerte des verfügbaren Äquivalenzeinkommens zeigen für die Jahre 1998 bis 2019 sowohl in der Gesamtbevölkerung wie unter den Personen in Erwerbshaushalten eine zu den Mittelwerten weitgehend parallele Entwicklung auf leicht tieferem Niveau.
Die Entwicklung des verfügbaren Äquivalenzeinkommens wird auf gesamtwirtschaftlicher Ebene stark von der Wertschöpfung, der Produktivität etc. beeinflusst, die sich letztlich auch im BIP niederschlägt. Dies ist vor allem auf das Erwerbseinkommen als Haupt-Einkommensbestandteil zurückzuführen, das die Vergütung des Faktors Arbeit darstellt. Eine ungünstige Konjunkturentwicklung beeinflusst somit via den Arbeitsmarkt auch das verfügbare Einkommen und dessen Verteilung (vgl. Indikator Einkommensverteilung (Gini-Koeffizienten)).
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
Kaufkraftstandards | |
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Schweiz | 26'163 |
Italien | 17'764 |
Frankreich | 19'151 |
Deutschland | 24'212 |
Österreich | 23'334 |
USA | -- |
EU (27 Länder) | 17'871 |
OECD - Total | -- |
Tabellen
Methodologie
Die Entwicklung der verfügbaren Äquivalenzeinkommen zu laufenden Preisen zeigt einen deutlicheren Aufwärtstrend in den Jahren 1998 bis 2019. Für die Untersuchung der Einkommensentwicklung aus der Wohlfahrtsperspektive geeigneter sind jedoch die preisbereinigten Einkommen, die die Kaufkraft der privaten Haushalte abbilden. Bei Verwendung der preisbereinigten Einkommen richtet sich die Interpretation weniger auf die Höhe der absoluten Werte, als vielmehr auf ihre Entwicklung im betrachteten Zeitraum. Die Preisbereinigung erfolgt auf der Grundlage des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK).
Die Auswertungen basieren auf den Daten der Haushaltsbudgeterhebung (HABE) des BFS. Der europäische Vergleich basiert auf den Daten einer anderen Erhebung, der EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions), welche jedes Jahr in den Ländern der Europäischen Union durchgeführt wird. Sie sind in der Schweiz erst ab 2007 verfügbar, weshalb für die Analyse der Einkommensentwicklung die seit 1998 vorliegenden Daten der Haushaltsbudgeterhebung verwendet wurden.
Definitionen
Definition des Indikators
Das Bruttohaushaltseinkommen fasst die Einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts zusammen. Dazu gehören die Bruttolöhne (vor den Sozialabzügen), die Einkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit, die Renten, die Einkommen aus Vermögen und Vermietung, die Überweisungen von anderen Haushalten, die Naturalleistungen aus dem eigenen Betrieb oder des Arbeitgebers, die Produkte aus dem eigenen Garten usw.
Zieht man davon die obligatorischen Ausgaben ab, die der Haushalt für die Sozialversicherungen, die Steuern oder die Krankenkassenprämien der Grundversicherung sowie für regelmässige Transferzahlungen an andere Haushalte (wie z.B. Alimente) ausgibt, resultiert das verfügbare Haushaltseinkommen. In den vorliegenden Resultaten sind die fiktiven Mieten (finanzielle Vorteile von selbst genutztem Wohneigentum oder von Mietobjekten, deren Mietzinsen unter dem marktüblichen Mietwert liegen) nicht berücksichtigt.
Als Bezugsgrösse für die Analyse der Einkommensentwicklung dient das ausgehend vom Haushaltseinkommen berechnete personenbezogene verfügbare Äquivalenzeinkommen. Um die Skaleneffekte zu berücksichtigen (eine vierköpfige Familie muss nicht vier Mal so viel ausgeben wie eine Einzelperson, um denselben Lebensstandard zu erreichen), werden hierfür die Personen im Haushalt gewichtet: Die älteste Person mit 1,0, Personen von 14 Jahren und mehr mit 0,5 und jedes Kind unter 14 Jahren mit 0,3. Die äquivalente Haushaltsgrösse entspricht der Summe der Personengewichte. Mit dieser Gewichtung lassen sich die Einkommen von Personen in unterschiedlich grossen Haushalten besser vergleichen.
Die Einkommensentwicklung wird anhand der jährlichen Mittelwerte (arithmetisches Mittel) und der Medianwerte des verfügbaren Äquivalenzeinkommens im Zeitraum 1998-2019 dargestellt. Der Median ist der Wert, der die berücksichtigte Gesamtheit, nach zunehmendem verfügbarem Äquivalenzeinkommen geordnet, in zwei gleich grosse Gruppen teilt: Für die eine Hälfte (50%) der Bevölkerung liegt das verfügbare Äquivalenzeinkommen über, für die andere Hälfte unter diesem Wert.