Forschung und Entwicklung (F+E) schafft neues Wissen und ist so eine potenzielle Quelle für Innovation und damit auch für Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum. Die Aufwendungen für F+E werden seit der letzten Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als Investitionen betrachtet und bei der Berechnung des Bruttoinlandprodukts (BIP) berücksichtigt.
Der Indikator zu den F+E-Aufwendungen gibt Auskunft über das Niveau und die Entwicklung der F+E-Aktivitäten in der Schweiz. Er liefert Angaben zur Rolle der einzelnen Wirtschaftssektoren als F+E-«Erzeuger». Die Forschungsergebnisse tragen zur Erweiterung des Schweizer Wissensstandes bei. Dank internationaler Vergleiche können die Länder nach ihrer F+E-Leistung eingeordnet und so ihre nationalen Leistungen in einem internationalen Kontext betrachtet werden.
Stand 7. November 2019
Wichtigste Ergebnisse
Alle Wirtschaftssektoren in der Schweiz sind in der F+E tätig, allerdings in unterschiedlichem Ausmass. Traditionsgemäss zehrt die F+E von der Dynamik zweier wichtiger Sektoren: dem Sektor Privatwirtschaft und dem Sektor Hochschulen. Der Sektor Privatwirtschaft ist der Hauptpfeiler von F+E. Einige Branchen sind hier besonders aktiv: Die Pharmabranche vereinte 2017 mit 5,5 Milliarden Franken 35% aller F+E-Aufwendungen der Privatwirtschaft auf sich. Es folgen die Branchen des Technologiesektors mit 16% aller Aufwendungen. Insgesamt realisiert die Privatwirtschaft seit mehreren Jahrzehnten rund 70% aller F+E-Aufwendungen der Schweiz.
Der Sektor Hochschulen kam 2017 für 28% auf. Der Sektor Staat (Bund und Kantone) legt das Hauptgewicht nicht auf die Ausführung von F+E, sondern auf deren Finanzierung sowie auf die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen. Der prozentuale Anteil der F+E-Aufwendungen der einzelnen Sektoren an den F+E-Bruttoinlandaufwendungen (BAFE) bleibt im Zeitverlauf relativ unverändert. Seit 2004 zeigt sich jedoch ein leichter Rückgang des Anteils der Privatwirtschaft zugunsten einer Zunahme beim Hochschulanteil.
Mit einem Gesamtbetrag von 22,6 Milliarden Franken erreichten die BAFE im Jahr 2017 einen neuen Spitzenwert. Dennoch weist die F+E-Statistik in der Schweiz zum ersten Mal seit Beginn des neuen Jahrtausends ein flacheres Wachstum der gesamten Intramuros-F+E-Aufwendungen aus (+2% gegenüber 2015). Im Sektor Hochschulen sind die Aufwendungen zwar um 6% gewachsen, in der Privatwirtschaft haben sie aber stagniert (-0,1%) und beim Bund sind sie gesunken (-5%), was insgesamt zu einer Verlangsamung des Wachstums geführt hat.
Kontext
Die Stagnation der Intramuros-F+E-Aufwendungen des Sektors Privatwirtschaft kann teilweise durch die konjunkturelle Entwicklung in diesem Zeitraum erklärt werden. Zwischen 2015 und 2017 präsentierte sich die konjunkturelle Lage zwar positiv, war aber mit vielen Unsicherheiten behaftet. Mehrere monetäre und geopolitische Ereignisse (Entwicklung des Schweizer Frankens, Brexit, Terrorismus etc.) haben die Erwartungsbildung der Entscheidungsträger erschwert und möglicherweise dazu geführt, dass bei der Lancierung von grösseren neuen F+E-Projekten mehr Zurückhaltung geübt wird.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
% | |
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Schweiz | 3,37 |
Italien | 1,35 |
Frankreich | 2,19 |
Deutschland | 3,04 |
Österreich | 3,16 |
USA | 2,79 |
EU (28 Länder) | 1,97 |
OECD - Total | 2,37 |
Tabellen
Methodologie
Die F+E-Statistik erhebt Daten über die finanziellen (und personellen) Mittel, die die F+E durchführenden Sektoren (Privatwirtschaft, Bund, Hochschulen und private Organisationen ohne Erwerbszweck) für F+E einsetzen.
Die Datenerhebung erfolgt seit dem Referenzjahr 2015 alle zwei Jahre. Bei der Privatwirtschaft werden die Daten vom BFS mittels Fragebogen erhoben. Beim Bund wird die Datenerhebung alle zwei Jahre mithilfe von ARAMIS, einer Datenbank der F+E-Projekte des Bundes, durchgeführt. Die Informationen zu F+E an den Hochschulen werden aus den Administrativdaten der Hochschulen gewonnen. Die F+E der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) wird auf der Basis von Informationen aus anderen Erhebungen geschätzt. Für die F+E-Synthesestatistik der Schweiz werden die F+E-Daten der erwähnten Sektoren aggregiert.
Definitionen
Definition des Indikators
Gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist «Forschung und experimentelle Entwicklung (F+E) ... schöpferische und systematische Arbeit zur Erweiterung des Wissensstands - einschliesslich des Wissens über die Menschheit, die Kultur und die Gesellschaft - und zur Entwicklung neuer Anwendungen auf Basis des vorhandenen Wissens.» (OECD, 2015, Frascati Manual). Anhand der OECD-Richtlinien können die F+E-Aktivitäten beziffert und damit die Ergebnisse der Mitgliedsländer miteinander verglichen werden.
Verwendeter Indikator: Die F+E-Bruttoinlandaufwendungen (BAFE) entsprechen dem Total der Intramuros-F+E-Aufwendungen, die – unabhängig von deren Finanzierung – die im Inland von allen Sektoren durchgeführten F+E-Aktivitäten umfassen. Die BAFE berücksichtigen die laufenden Ausgaben sowie die Kapitalkosten. Für den internationalen Vergleich werden die BAFE in Prozent des BIP berechnet. Der Indikator wird zuweilen auch «F+E-Intensität» genannt.
Publikationen