Der Arbeitsmarkt ist eine der zentralen Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wohlfahrt wird unter anderem durch den Einsatz des Produktionsfaktors Arbeit geschaffen. Für die mittel- bis langfristige Rentenfinanzierung ist die Arbeitsmarktbeteiligung der Bevölkerung zusammen mit der demografischen Entwicklung ein Schlüsselfaktor. Durch Arbeit werden vor allem Einkommen und dadurch auch Sozialversicherungsansprüche der privaten Haushalte geschaffen. Arbeit dient schliesslich auch der sozialen Integration. Gesamtwirtschaftlich kann mit der Erwerbsquote gemessen werden, wie gut es einem Land gelingt, die Bevölkerung ins Erwerbsleben zu integrieren. Diesbezüglich sind der Indikator und seine Entwicklung im internationalen Vergleich besonders aussagekräftig. Er liefert überdies Hinweise auf die Hürden, die für bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. Mütter, Migrantinnen und Migranten) beim Zugang zum Arbeitsmarkt bestehen.
Stand 14. Dezember 2022
Die wichtigsten Ergebnisse
Im Jahr 2021 nahmen etwas mehr als zwei von drei Personen ab 15 Jahren am Arbeitsmarkt teil (Erwerbsquote: 67,4%), was gegenüber der Situation vor der Covid-19 Pandemie einem Rückgang von 0,9 Prozentpunkten entspricht (2019: 68,2%). Zwischen dem 2. Quartal 1996 und 2021 sank die Erwerbsquote leicht um 0,1 Prozentpunkte. Personen im «erwerbsfähigen Alter» (von 15 bis 64 Jahren) weisen mit 83,7% im Jahr 2021 eine deutlich höhere Erwerbsquote auf (2019: 84,3%); diese liegt 3,7 Prozentpunkte über dem Wert von 1996 (80,0%). Aufgrund des hohen Anteils an Teilzeitarbeitenden in der Schweiz sind die Erwerbsquoten in Vollzeitäquivalenten deutlich tiefer als die Erwerbsquoten ohne Umrechnung in VZÄ. Im Jahr 2021 lag die Erwerbsquote in VZÄ der Personen ab 15 Jahren bei 57,1% (2019: 57,8%). Zwischen 1996 und 2021 ging die Quote um –1,5 Prozentpunkte zurück. Bei den 15- bis 64-Jährigen wurde im gleichen Zeitraum eine Zunahme von 70,1% auf 72,2% registriert (2019: 72,7%).
Kontext
Die zunehmende Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen ist auf die vermehrte Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen zurückzuführen. Bei den 15- bis 64-jährigen Frauen ist die Erwerbsquote von 70,1% im Jahr 1996 auf 79,7% im Jahr 2021 gestiegen. Die Erwerbsquote der Männer von 15 bis 64 Jahren war im gleichen Zeitraum rückläufig; sie verringerte sich von 89,8% auf 87,5%. Zwischen 2019 und 2020 – das von der Pandemie geprägt war – ging die Quote der 15- bis 64-Jährigen sowohl bei Männern als auch bei Frauen um –0,2 Prozentpunkte zurück. Von der Zunahme der Erwerbstätigkeit der Frauen zwischen 1996 und 2021 waren besonders zwei Altersgruppen betroffen: die 25- bis 39-Jährigen und die 55- bis 64-Jährigen. In der ersten Gruppe ist Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Norm geworden, die vermehrte Erwerbstätigkeit ist jedoch auch auf das höhere Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes zurückzuführen. In der zweiten Gruppe lässt sich die Zunahme zumindest teilweise mit dem höheren gesetzlichen Rentenalter der Frauen erklären (zwischen 2001 und 2005 in zwei Schritten von 62 auf 64 Jahren erhöht). Ein entscheidender Faktor für die Erwerbsbeteiligung ist das Bildungsniveau. Im Jahr 2021 lag die Erwerbsquote der 25- bis 64-Jährigen bei den Personen ohne nachobligatorische Ausbildung bei 74,0%, während sie bei Personen mit einer Ausbildung der Sekundarstufe II (Maturität, Lehre) 85,6% und bei Personen mit höherer Ausbildung (Universität oder gleichwertig) 92,2% betrug.
Vergleich mit subjektiven Daten
Generell sind die Erwerbstätigen in der Schweiz der Meinung, dass ihr Privatleben mittelmässig von der Arbeit beeinträchtigt wird: Auf einer Skala von 0 (überhaupt keine Beeinträchtigung) bis 10 (sehr stark beeinträchtigt) lag der Mittelwert im Jahr 2020 auf 4,0. Männer fühlen sich stärker beeinträchtigt als Frauen (4,1 gegenüber 3,8). Eltern mit Kindern unter 15 Jahren im Haushalt weisen ebenfalls eine stärkere Beeinträchtigung des Privatlebens auf als Erwachsene ohne Kinder unter 15 Jahren im Haushalt (4,4 gegenüber 3,8), allerdings bestehen auch hier wichtige geschlechtsspezifische Differenzen (Väter: 4,7; Mütter: 4,1; Männer ohne Kinder unter 15 Jahren im Haushalt: 3,9; Frauen ohne Kinder unter 15 Jahren im Haushalt: 3,7). Vollzeiterwerbstätige Mütter (5,3) sind ebenfalls öfter als teilzeiterwerbstätige Mütter (3,7) der Ansicht, dass sie die Arbeit von ihren privaten Aktivitäten und familiären Verpflichtungen abhält (zu wenig Beobachtungen für die Väter).
Internationaler Vergleich
% | |
---|---|
Schweiz | 83,7 |
Italien | 64,5 |
Frankreich | 73,0 |
Deutschland | 78,7 |
Österreich | 77,2 |
USA | 73,4 |
EU (27 Länder) | 73,6 |
OECD - Total | 72,4 |
Tabellen
Methodologie
Die subjektiven Daten über die Beeinträchtigung des Privatlebens durch die Arbeit stammen aus der Erhebung SILC (Statistics on Income and Living Conditions).
Definitionen
Definition des Indikators
Die Erwerbsquote gibt Aufschluss über die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Sie entspricht dem Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose gemäss Definition des Internationalen Arbeitsamtes) an der Bezugsbevölkerung. Um die einzelnen Beschäftigungsgrade (z.B. Personen mit einem Arbeitspensum von 50%) besser darzustellen, kann die Erwerbsquote auch in Vollzeitäquivalenten ausgedrückt werden.