Gesundheit ist eine der zentralen Dimensionen der Wohlfahrt. Neben dem körperlichen und dem sozialen Wohlbefinden ist das seelische Wohlbefinden von wesentlicher Bedeutung für die Gesundheit. Die WHO beschreibt psychische Gesundheit als „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“ (WHO, 2001).
Psychische Gesundheit ist damit eine der Voraussetzungen für materiellen Wohlstand und sozialen Zusammenhalt.
Die psychische Gesundheit wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst: persönliche Erfahrungen, genetische Faktoren, soziale Beziehungen und familiäres Umfeld ebenso wie persönliche Ressourcen, Beschäftigung und Arbeitsbedingungen sowie Wohnbedingungen.
Stand 16. November 2018
Die wichtigsten Ergebnisse
Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung weist eine gute psychische Gesundheit auf und fühlt sich wenig psychisch belastet (85%). Über die Jahre hinweg hat sich die psychische Gesundheit der Bevölkerung nicht verändert. Der Anteil der Personen mit manifesten psychischen Problemen beträgt rund 4%. Weitere 11% fühlen sich mittel psychisch belastet.
Kontext
Frauen sind weniger oft in guter psychischer Gesundheit und ihre psychische Belastung ist höher als bei Männern. Der Geschlechtsunterschied besteht bei allen Bildungs- und Altersgruppen. Im Lebensverlauf tritt die höchste psychische Belastung im mittleren Lebensabschnitt auf (zwischen 35 bis 64 Jahren).
Bekannt sind zudem deutliche Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit mit der sozialen Stellung sowie mit der Bildung. Je höher der Bildungsstand, desto besser ist die psychische Gesundheit.
Die Arbeit kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Bei den Personen unter 65 Jahren weisen Erwerbstätige eine deutlich niedrigere psychische Belastung auf als Nichterwerbspersonen oder Arbeitslose. Bei der Arbeit beeinflussen Stress und Arbeitsplatzunsicherheit die psychische Gesundheit negativ.
Soziale Unterstützung ist einer der wichtigsten Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit. Je höher der Grad an sozialer Unterstützung desto besser ist die psychische Gesundheit. Dieser Aspekt gewinnt zunehmend an Bedeutung, weil ein immer grösser werdender Teil der Bevölkerung alleine lebt. Alleinlebende Personen zeigen eine höhere psychische Belastung als Personen, die mit ihrem Partner zusammenleben.
Personen mit geringer psychischer Beeinträchtigung schätzen ihre Lebensqualität grundsätzlich als besser ein als Personen mit mittlerer oder hoher Belastung. Psychisch beeinträchtigte Personen beurteilen auch deutlich öfters ihren Gesundheitszustand als nicht gut. Dies deutet darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit besteht.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
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Methodologie
Die Resultate stammen aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB). Diese wird seit 1992 alle 5 Jahre im Auftrag des Bundesrates vom Bundesamt für Statistik durchgeführt. Bislang wurden sechs Befragungen realisiert (1992, 1997, 2002, 2007, 2012 und 2017). Zur Grundgesamtheit gehören alle Personen ab 15 Jahren, die in privaten Haushalten leben, einschliesslich ausländischer Staatsangehöriger.
Die Netto-Stichprobe der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017 umfasst 22'134 realisierte telefonische Interviews. Im Anschluss an die telefonische Befragung wurde an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusätzlich ein schriftlicher Fragebogen versandt, der von 18'832 Personen retourniert wurde. Der Indikator zur psychischen Gesundheit wird anhand von Selbstangaben zur persönlichen Stimmungslage gebildet und gibt sowohl Auskunft zu guter psychischen Gesundheit als auch zum Vorliegen von manifesten psychischen Störungen.
Definitionen
Definition des Indikators
Die psychische Belastung wird über einen Index gemessen, der auf dem Mental Health Inventory (MHI-5) des SF-36 Gesundheitsfragebogens beruht. Bezogen auf die vergangenen vier Wochen wird erfasst, in welchem Masse eine Person nervös, niedergeschlagen oder verstimmt, entmutigt und deprimiert war oder auch ruhig, ausgeglichen oder gelassen oder glücklich war. Aus den ermittelten Werten wird ein Summenwert gebildet und damit das Ausmass an psychischer Belastung abgeleitet. Allerdings gibt es keinen allgemeinen festgelegten Grenzwert für gute psychische Gesundheit oder psychische Beeinträchtigung. Die Grenzwerte beziehen sich auf diejenigen des Eurobarometers, um internationale Vergleichbarkeit zuzulassen. Scores kleiner gleich 52 beziehen sich aus einer klinischen Sichtweise auf bedeutsame psychische Probleme, Scores zwischen 53 und 72 gehen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für psychische Störungen einher und Scores bis zu 100 deuten auf eine gute psychische Gesundheit und ein tiefes Niveau psychischer Belastung hin.