Das Recht, politisch tätig zu sein und über öffentliche Angelegenheiten mitzubestimmen, gehört zum Selbstverständnis einer demokratischen Gesellschaft. Durch die politischen Tätigkeiten werden auch die Rahmenbedingungen beeinflusst, unter denen Wohlfahrt geschaffen und verteilt wird. Darüber hinaus stärken sie das Sozialkapital und das Vertrauen in die Institutionen. Je breiter die politische Partizipation ist, desto höher ist die Identifikation mit dem Staatswesen und desto besser sind politische Prozesse und Entscheide legitimiert.
Stand 16. November 2020
Die wichtigsten Ergebnisse
Für 2018 gaben fast zwei Drittel der schweizerischen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren mit Schweizer Nationalität an, sich häufig an einer Abstimmung zu beteiligen (Teilnahme an mindestens 8 von 10 hypothetischen Urnengängen pro Jahr). Die Differenz zur durchschnittlichen amtlichen Beteiligung an eidgenössischen Volksabstimmungen von rund 40% verweist auf die bedeutende Gruppe der gelegentlich Stimmenden, die nicht an jedem Urnengang teilnehmen.
Kontext
Anhand der Teilnahmehäufigkeit an eidgenössischen Volksabstimmungen lässt sich ein Bild über das politische Partizipationsniveau in der Schweiz zeichnen. Informationen über das politische Interesse geben hingegen einen Einblick in die generelle Bereitschaft und Fähigkeit der Bürgerinnen und Bürger, sich mit politischen Themen zu befassen.
Sowohl die Beteiligungsbereitschaft an eidgenössischen Volksabstimmungen als auch das politische Interesse hängen signifikant mit dem Geschlecht, dem Alter sowie dem Ausbildungsniveau zusammen. Generell lässt sich festhalten, dass mit höherem Alter wie auch mit einer höheren Schulbildung eine grössere Beteiligungsbereitschaft an Volksabstimmungen sowie ein stärkeres politisches Interesse einhergehen. Die häufige Teilnahme an Abstimmungen ist bei Frauen mit 62,9% weniger stark ausgeprägt als bei Männern (69,7%). Markant sind die Unterschiede auch nach Alter: Die häufige politische Beteiligung liegt bei den Altersgruppen der über 55-Jährigen um mehr als 70% und darüber, bei den unter 40-Jährigen bei 60%. Ein deutlicher statistischer Zusammenhang besteht auch zwischen Ausbildung und Beteiligung bzw. Interesse. 50,9% der Personen mit Primarschulbildung nehmen häufig an eidg. Volksabstimmungen teil. Für Personen mit Tertiärausbildung betragen diese Werte 74,5%.
Solche Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Bildung in Bezug auf die politische Beteiligung und das politische Interesse finden sich dabei nicht nur in der Schweiz, sondern sind auch in anderen Ländern zu beobachten.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
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Sehr |
Interessiert, % | Kaum |
Gar nicht interessiert, % |
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Schweiz |
16,4 |
37,0 |
34,2 |
12,5 |
Italien |
5,4 |
24,8 |
38,1 |
31,7 |
Frankreich |
17,4 |
24,0 |
39,2 |
19,4 |
Deutschland |
24,1 |
42,3 |
29,3 |
4,2 |
Österreich |
15,2 |
36,8 |
35,4 |
12,6 |
USA |
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EU (28 Länder) |
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OECD - Total |
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Tabellen
Methodologie
Die Frage zur Beteiligung an eidgenössischen Abstimmungen beinhaltet nur die Antworten der Personen ab 18 Jahren mit Schweizer Bürgerrecht, jene zum politischen Interesse bezieht sich hingegen auf sämtliche Befragte (Wohnbevölkerung in der Schweiz ab 16 Jahren).
Definitionen
Definition des Indikators
Dieser Indikator misst politische Partizipation über die Häufigkeit, mit der die Bürgerinnen und Bürger angeben, sich an eidgenössischen Volksabstimmungen zu beteiligen. Hierzu wird im SILC-Fragebogen folgende Frage gestellt: „Nehmen wir einmal an, es gäbe in einem Jahr 10 eidgenössische Abstimmungen. An wie vielen davon würden Sie normalerweise teilnehmen?“ Eine „häufige Beteiligung“ ist als Beteiligung an 8 oder mehr Volksabstimmungen definiert.
Politisches Interesse wird im SILC-Fragebogen mit der folgenden Frage erhoben: „Wie fest interessieren Sie sich ganz allgemein für Politik: 0 wäre "überhaupt nicht" und 10 "sehr fest"?“ Dabei ist „schwaches politisches Interesse“ definiert als Antworten auf der obigen Skala von 0 bis 2, und „starkes politisches Interesse“ als Antworten von 8-10.