Für die Schaffung und den längerfristigen Erhalt der Wohlfahrt ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ein entscheidender Faktor. Die Schweiz wird oft als offene Wirtschaft dargestellt, die von der Globalisierung profitiert. Anhand dieses Indikators kann der Grad der Offenheit (oder der Verflechtung) der Schweizer Wirtschaft gegenüber der restlichen Welt beurteilt, seine Entwicklung erfasst und mit anderen Ländern verglichen werden. Der Indikator misst demnach die Intensität des internationalen Wettbewerbsdrucks auf die in der Schweiz ansässigen Hersteller von Waren und Dienstleistungen. Langfristig gesehen regt dieser Druck zur Produktivitätssteigerung und zur Innovation an, was grundsätzlich einen Rückgang des Preisniveaus auf dem Binnenmarkt erlaubt. Der Zugang zum Auslandsmarkt gewährt ausserdem die Nutzung von Skaleneffekten.
Stand 14. Dezember 2023
Die wichtigsten Ergebnisse
Der Grad der Öffnung der Schweizer Wirtschaft nimmt tendenziell seit 1995 zu, wobei Schwankungen in Zusammenhang mit der Weltkonjunktur zu verzeichnen sind (zum Beispiel ist die Auswirkung der Finanzkrise von 2008 spürbar). Die jüngste Fluktuation betraf das Jahr 2020, in dem der Aussenhandel mit Waren und Dienstleistungen aufgrund der Covid-19-Pandemie stark geschrumpft ist. Die Grafik zeigt den Öffnungsgrad mit und ohne Berücksichtigung des Nichtwährungsgoldes in den Aussenhandelsdaten (siehe Definitionen des Öffnungsgrades und des Nichtwährungsgoldes). Damit die Daten international vergleichbar sind, ist der Öffnungsgrad ohne Nichtwährungsgold vorzuziehen. Ausserdem ist es einfacher, den Indikator ohne das Nichtwährungsgold zu interpretieren – insbesondere aus konjunktureller Sicht. Der Grad der Öffnung ohne Nichtwährungsgold stieg von 34,0% im Jahr 1995 auf 58,6% im Jahr 2022. Dieser wachsende Öffnungsgrad wurde von einem Anstieg des Saldos der Bilanz aus dem Waren- und Dienstleistungshandel begleitet.
Kontext
Der Öffnungsgrad hat sich in der Schweiz zwischen 1995 und 2022 tendenziell erhöht. Der auf der Basis der Aussenhandelsdaten mit Nichtwährungsgold berechnete Öffnungsgrad ist logischerweise grösser als jener, der auf der Basis der Daten ohne Nichtwährungsgold berechnet wird. Die beiden Kurven weisen bis 2009 praktisch einen parallelen Verlauf auf, auch wenn sie dazu tendieren, auseinanderzudriften (Verschiebung von 4% im Jahr 1995 auf 7,5% im Jahr 2009).
Zwischen 2010 und 2013 wuchs der Öffnungsgrad mit Nichtwährungsgold, da weltweit die Attraktivität des Goldes als Wertreserve gestiegen ist, was zu einer Erhöhung der Nachfrage und des Edelmetallpreises führte. Ohne das Nichtwährungsgold ist der Öffnungsgrad der Schweiz zwischen 2010 und 2015 leicht gesunken, anschliessend bis 2019 konstant gewachsen.
Im Zeitraum von 2010 bis 2019 ist der Öffnungsgrad von 49,2% auf 54,3% gestiegen. Der Saldo des Aussenhandels (ohne Nichtwährungsgold) ist stärker gewachsen als das BIP. Dies zeigt, dass der Aussenhandel in dieser Periode wichtige Wachstumsimpulse für die schweizerische Volkswirtschaft geliefert hat. 2020 ist der Öffnungsgrad auf 50,6% gefallen, da der Aussenhandel mit Waren (ohne Nichtwährungsgold) und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie stark geschrumpft ist. Diese Entwicklung hat in den Jahren 2021 und 2022 gedreht. Der Öffnungsgrad liegt nun bei 58,6% und ist damit höher als vor der Pandemie.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
% | |
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Schweiz | 50,6 |
Italien | 27,6 |
Frankreich | 28,3 |
Deutschland | 40,6 |
Österreich | 50,1 |
USA | 11,8 |
EU (27 Länder) | 44,7 |
OECD - Total | 21,7 |
Tabellen
Methodologie
Der für die Schweiz berechnete Öffnungsgrad basiert auf den Aggregaten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die gemäss den Standards des Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 2008 (SNA 2008) und des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010) berechnet werden.
Definitionen
Definition des Indikators
Die für den Öffnungsgrad verwendete Formel dividiert den Durchschnitt der Importe und der Exporte von Waren und Dienstleistungen durch das BIP (eine Variante dividiert die Summe der Importe und Exporte durch das BIP). Der Indikator des Öffnungsgrades wird demnach durch die Verwendung des BIP-Wertes im Nenner gebildet. Dank ihm kann die Grösse der Wirtschaft eines Landes berücksichtigt werden, wenn es darum geht, die Bedeutung der Exporte und der Importe des Landes zu beurteilen. Die Formel lautet wie folgt:
(Importe + Exporte von Waren und Dienstleistungen) / (2*BIP)
Seit der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Jahr 2014 werden die Warenimporte und -exporte mit und ohne Nichtwährungsgold präsentiert. Ebenso wird der Indikator mit und ohne Nichtwährungsgold berechnet.
In konzeptueller Hinsicht umfasst Nichtwährungsgold sämtliches Gold, das von den Währungsbehörden nicht als Bestandteil der Währungsreserven (Währungsgold) gehalten wird, unabhängig davon, ob es als Wertreserve oder zu sonstigen (industriellen) Zwecken gehalten wird. Der Öffnungsgrad ohne Nichtwährungsgold wird berechnet, indem lediglich das Nichtwährungsgold, das als Wertreserve der Exporte und Importe von Waren gehalten wird, abgezogen wird. Hingegen wird das in der Industrie verwendete Nichtwährungsgold nicht abgezogen.