Für eine umfassende Wohlfahrtsmessung ist es wichtig, nicht nur das Niveau, sondern auch die Verteilung des Einkommens zu kennen. Diese zeigt an, wie sich wirtschaftliche Entwicklung und staatliche Massnahmen auf die verschiedenen Haushaltstypen auswirken und welche Unterschiede bei der materiellen Situation bestehen. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist ein wichtiges Ziel der Legislaturplanung. Sehr ungleiche Verteilungen erhöhen die Gefahr der Polarisierung.
Der Gini-Koeffizient ist ein Ungleichheitsmass, das die gesamte Einkommensverteilung in der Bevölkerung berücksichtigt. Es zeigt das Ausmass der Ungleichheit auf einer Skala von 0 (vollkommene Gleichheit: alle haben gleich viel Einkommen) bis 1 (maximale Ungleichheit: eine Person verfügt über das gesamte Einkommen). Je tiefer der Wert, desto gleichmässiger ist die Verteilung.
Stand 14. Dezember 2022
Die wichtigsten Ergebnisse
Die Gini-Koeffizienten der unterschiedlichen Einkommenskomponenten zeigen, dass die Einkommen vor staatlichen Transfers (Primäräquivalenzeinkommen) in der Gesamtbevölkerung deutlich ungleicher verteilt sind als die Einkommen nach Transfers (verfügbare Äquivalenzeinkommen). Dies verdeutlicht, dass die ungleiche Verteilung der am (Arbeits- und Kapital-) Markt erzielten Einkommen durch Transferleistungen und -ausgaben reduziert werden.
Die Entwicklung der Gini-Koeffizienten von 1998 bis 2014 zeigt insgesamt betrachtet und unter Berücksichtigung der teils breiten Vertrauensintervalle keine grossen Veränderungen. Nur tendenziell ist bei den verfügbaren Äquivalenzeinkommen in den Jahren 2003 bis 2007 sowie 2009 bis 2013 eine leichte Zunahme der Ungleichheit zu beobachten. Auch zwischen 2015 und 2019 sind keine deutlichen Entwicklungen auszumachen. Beim Primäräquivalenzeinkommen sind die Tendenzen ähnlich.
Kontext
Die Entwicklung der Einkommensungleichheit vor und nach staatlicher Umverteilung kann zu einem Teil mit gesamtwirtschaftlichen Einflüssen erklärt werden: Die Einkommen vor staatlichen Transfers werden wesentlich geprägt durch die Lohnentwicklung, die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Vermögenseinkommen. Änderungen auf dem Arbeitsmarkt wirken auf die personelle Einkommensverteilung, indem sie die Möglichkeiten zur Generierung von Erwerbseinkommen verändern und damit auch die Zusammensetzung von Primär-, Brutto- und verfügbarem Einkommen beeinflussen. Für den Übergang vom Primär- zum verfügbaren Einkommen bedeutsam sind vor allem staatliche oder staatlich geregelte Transferleistungen (z.B. Renten der AHV/IV und der beruflichen Vorsorge, Sozialleistungen und Taggelder), die einen dämpfenden Einfluss auf die Ungleichheit haben. Ihr Anteil bestimmt damit neben der Progressivität des Steuersystems wesentlich das Ausmass der Umverteilung.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
Gini-Index | |
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Schweiz | 31,2 |
Italien | 32,5 |
Frankreich | 29,3 |
Deutschland | 30,5 |
Österreich | 27,0 |
USA | -- |
EU (27 Länder) | 30,0 |
OECD - Total | -- |
Tabellen
Methodologie
Die Auswertungen basieren auf den Daten der Haushaltsbudgeterhebung (HABE) des BFS, welche in der heutigen Form seit 1998 durchgeführt wird.
Die Untersuchung der Einkommensungleichheit anhand der Gini-Koeffizienten erfolgt auf Personenebene und basiert auf einem bedarfsgewichteten Einkommen (Äquivalenzeinkommen). Untersuchungseinheit ist hier genau genommen die «Äquivalenzeinheit» (zur Berechnung des Äquivalenzeinkommens vgl. Indikator Verfügbares Äquivalenzeinkommen). Diese Gewichtung ermöglicht den Vergleich des Lebensstandards von Haushalten unterschiedlicher Grösse und Zusammensetzung.
Der internationale Vergleich der Gini-Indizes der verfügbaren Äquivalenzeinkommen ist nur auf Basis von EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) und erst seit 2007 möglich.
Definitionen
Definition des Indikators
Der Gini-Koeffizient ist ein Ungleichheitsmass, das die gesamte Einkommensverteilung in der Bevölkerung berücksichtigt. Es zeigt das Ausmass der Ungleichheit auf einer Skala von 0 (vollkommene Gleichheit: alle haben gleich viel Einkommen) bis 1 (maximale Ungleichheit: eine Person verfügt über das gesamte Einkommen). Je tiefer der Wert, desto gleichmässiger ist die Verteilung.
Publikationen