In Form von Qualifikationen, Kompetenzen und Fertigkeiten ist der Bildungsstand ein wichtiger Faktor für persönliche Entfaltungsmöglichkeiten. Enge Beziehungen bestehen zwischen Bildung und anderen Dimensionen der Wohlfahrt wie Einkommen, Arbeit, Gesundheit und soziales Netzwerk. Für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft und damit für die Generierung von Wohlfahrt ist Bildung als Teil des Humankapitals ein wesentliches Element.
Der höchste Bildungsabschluss ist einerseits ein Indikator für den Grundstock an Humankapital in einer Volkswirtschaft. Anderseits ist das Ausbildungsniveau eines Individuums auch mitentscheidend für dessen Kapazität, Kompetenzen und Wissen im späteren Leben zu aktualisieren und weiterzuentwickeln. Von besonderer Bedeutung ist der Anteil der Bevölkerung, der mindestens über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II verfügt. Abschlüsse dieser Bildungsstufe eröffnen den Zugang zu Ausbildungen auf der Tertiärstufe. Sie kann als minimale Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft im Allgemeinen und in das Erwerbsleben im Speziellen erachtet werden.
Stand 14. Dezember 2023
Die wichtigsten Ergebnisse
Der Anteil der Schweizer Bevölkerung mit einem Tertiärabschluss steigt seit Jahren kontinuierlich an. Da immer mehr Personen einen Tertiärabschluss erwerben, erfährt die Sekundarstufe II, die unter den 25- bis 64-Jährigen bis 2019 das meistverbreitete Bildungsniveau darstellte, einen Rückgang. Der Anteil der Bevölkerung ohne postobligatorischen Bildungsabschluss hat seit Mitte der 90er-Jahre tendenziell abgenommen.
Kontext
Die Geschlechterunterschiede in Bezug auf den Bildungsstand nehmen ab. Verfügen ältere Frauen über einen deutlich geringeren Bildungsstand als Männer derselben Altersgruppe, so gibt es in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen kaum mehr Unterschiede was den Anteil der Personen mit mindestens einem postobligatorischen Abschluss anbelangt. Der Anteil der Personen mit einem Tertiärabschluss liegt sowohl bei der schweizerischen als auch bei der ausländischen Wohnbevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren bei über 40%. Hingegen ist der Anteil derjenigen ohne postobligatorischen Abschluss bei den Ausländerinnen und Ausländern (28,8%) wesentlich höher als bei den Schweizerinnen und Schweizern (7,5%).
Einen Einfluss auf den Bildungsstand der Bevölkerung hat auch die Einwanderung. Die ausländische Bevölkerung, die nach dem 16. Lebensjahr in die Schweiz eingewandert ist, verteilt sich mit einem überdurchschnittlichen Anteil hauptsächlich auf die Bildungsniveaus «ohne postobligatorische Ausbildung» einerseits und «Tertiärstufe (Hochschulen)» andererseits. Ausländerinnen und Ausländer, die in der Schweiz geboren oder bis zum 16. Lebensjahr in die Schweiz gekommen sind, sind ebenfalls überdurchschnittlich in der Gruppe «ohne postobligatorische Ausbildung» vertreten. Daneben haben sie anteilsmässig häufiger als die Schweizerinnen und Schweizer eine berufliche Grundbildung als höchsten Bildungsabschluss. Unterdurchschnittlich ist hingegen der Anteil dieser Gruppe mit einem Abschluss der «Tertiärstufe».
Vergleich mit subjektiven Daten
Daten des Mikrozensus Aus- und Weiterbildung 2021 geben Hinweise, inwieweit sich die Bevölkerung im gewünschten Mass aus- oder weiterbilden konnten und somit mit ihrer Bildungssituation zufrieden sind. Zwei Drittel der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren konnte sich wie geplant aus- oder weiterbilden oder hatten keine Bildungsabsicht. 19 Prozent haben an einer Aus- oder Weiterbildung teilgenommen, hätten aber gerne weitere Bildungsangebote besucht. Nur 13 Prozent waren gänzlich an der Teilnahme an einer Aus- oder Weiterbildung verhindert. Der Anteil derjenigen, die trotz Weiterbildungswunsch im Referenzzeitraum (12 Monate vor der Befragung) an gar keiner Aus- oder Weiterbildung teilnehmen konnten, ist mit 19 Prozent bei den Personen ohne postobligatorische Ausbildung am höchsten.
Internationaler Vergleich
|
Obligatorische Schule, % |
Sekundarstufe II, |
Tertiärstufe, |
---|---|---|---|
Schweiz |
13,9 |
41,4 |
44,7 |
Italien |
37,0 |
42,7 |
20,3 |
Frankreich |
16,7 |
41,7 |
41,6 |
Deutschland |
16,8 |
51,0 |
32,2 |
Österreich |
14,1 |
50,4 |
35,6 |
USA |
8,2 |
41,8 |
50,0 |
EU (27 Länder) |
20,5 |
45,2 |
34,3 |
OECD - Total |
19,7 |
40,4 |
40,3 |
Tabellen
Methodologie
Im Jahr 2021 wurde die SAKE von einer reinen Telefonbefragung auf eine Multi-Mode-Befragung (Internet- und Telefonbefragung) umgestellt, wobei der Schwerpunkt auf der Internetbefragung liegt. Darüber hinaus wurde der Fragebogen 2021 etwas modifiziert, um den neuen Eurostat-Anforderungen zu entsprechen, die ebenfalls ab Januar 2021 in Kraft getreten sind. Diese Änderungen führen zu einem Bruch in der Zeitreihe für einen Teil der Ergebnisse zwischen 2020 und 2021.
Wegen Änderungen im Design und des Fragebogens der Datenquelle (Schweizerische Arbeitskräfteerhebung SAKE) gibt es 2010 einen Bruch der Zeitreihe. Die Berechnung des Bildungsstands der Bevölkerung nach Herkunft geht von der Wohnsitzdauer der Ausländer/innen in der Schweiz aus. Die Kategorie «Ausländerinnen und Ausländer, die in der Schweiz die obligatorische Schulzeit absolviert haben» umfasst Ausländer/innen, die vor dem Erreichen des 17. Altersjahres in die Schweiz gekommen sind, d.h. zumindest teilweise schweizerische Schulen durchlaufen haben. Zur Kategorie «Ausländerinnen und Ausländer, die die obligatorische Schulzeit im Ausland absolviert haben» gehören Personen, die nach Vollendung des 17. Altersjahres in die Schweiz gekommen sind.
Definitionen
Definition des Indikators
Der Bildungsstand der Bevölkerung wird über die erworbenen Bildungsabschlüsse gemessen. Konkret wird der Anteil der ständigen Wohnbevölkerung im Alter zwischen 25 und 64 Jahren abgebildet, der auf den jeweiligen Bildungsstufen ihren höchsten Bildungsabschluss erzielt hat. Die Bevölkerungsgruppe in der gewählten Altersgruppe hat in der Regel ihre erste Ausbildung abgeschlossen und steht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.