Die Sicherheit einer Person wird dadurch, dass sie Opfer einer Straftat wird, objektiv beeinträchtigt. Die möglichen Beeinträchtigungen sind sehr vielfältig. Sie können im schlimmsten Fall den Verlust des Lebens bedeuten, aber auch weniger gravierende Formen annehmen, wie zum Beispiel eine Vermögensminderung. Die Anzahl der Personen, die jährlich in der Schweiz Opfer einer Straftat werden, ist nicht bekannt. Es liegen nur Daten zu den Geschädigten vor, die sich bei der Polizei gemeldet haben. Je nach Straftat verbleibt somit – abhängig vom Anzeigeverhalten – immer ein mehr oder weniger grosses Dunkelfeld. Um den Einfluss des Anzeigeverhaltens so klein wie möglich zu halten, wird die objektive Beeinträchtigung der Sicherheit anhand des Anteils der Bevölkerung gemessen, der bei der Polizei angab, Opfer einer sehr schweren Gewalt- oder einer Raubstraftat geworden zu sein.
Stand 14. Dezember 2022
Die wichtigsten Ergebnisse
Schwerste Schädigung bedeutet hier dass eine Person entweder Opfer eines vollendeten Tötungsdeliktes, einer versuchten Tötung mit schweren gesundheitlichen Schäden (d.h. eine stationäre medizinische Behandlung war notwendig) oder einer vollendeten schweren Körperverletzung geworden ist. Es zeigt sich, dass über alle Altersklassen 4,8 Geschädigte pro 100‘000 Personen aus der Wohnbevölkerung registriert wurden.
Bei den Raubstraftaten verzeichnet die Statistik 20,6 Geschädigte pro 100‘000 Personen aus der Wohnbevölkerung.
2020 wurde eine Spezialauswertung zu den registrierten Straftaten während der ersten Phase der Covid-19-Pandemie durchgeführt. Allerdings werden dort die Straftaten ausgewiesen und nicht – wie im vorliegenden Indikator – die geschädigten Personen.
Kontext
Die Betroffenheit von sehr schweren Straftaten ist bei Personen männlichen Geschlechts mehr als doppelt so hoch wie bei denjenigen weiblichen Geschlechts. Besonders stark betroffen sind junge Männer in der Altersklasse von 18 bis 19 Jahren (23,3 Personen pro 100‘000 der Wohnbevölkerung). Bei den Personen weiblichen Geschlechts sind es die 18- bis 24- Jährigen, die überdurchschnittlich häufig betroffen sind (5,1 Personen pro 100‘000 der Wohnbevölkerung). Frauen und Kinder werden vermehrt im häuslichen Rahmen zu Opfern von sehr schweren Gewaltstraftaten. Bei den Frauen sind es insbesondere die aktuellen oder ehemaligen Partner, die für die Übergriffe verantwortlich sind, während Kinder meist Opfer der eigenen Eltern werden.
Auch bei den Raubstraftaten sind Männer – nach polizeilicher Kriminalstatistik – sehr viel häufiger betroffen (3,1 mal häufiger). Bei den Männern sind jene im Alter von 15 bis 19 Jahren besonders häufig betroffen (201,5 Personen pro 100‘000 der Wohnbevölkerung).
Die Lebensumstände und das Risikoverhalten sind nach Altersgruppe und Geschlecht unterschiedlich. Zum einen haben jüngere Personen häufiger die Gelegenheit und die Angewohnheit, sich in den Nachtstunden draussen aufzuhalten, zum anderen haben insbesondere junge Männer wenig Angst um ihre physische Sicherheit. Dies kann dazu führen, dass sich diese Bevölkerungsgruppe vermehrt dem Risiko aussetzt, Opfer einer Straftat zu werden.
Vergleich mit subjektiven Daten
Kriminalität kann auch ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen. Zum einen direkt bei der Person, die Opfer einer Straftat geworden ist, zum anderen aber auch bei Personen, die nicht direkt betroffen sind. Allein dadurch, dass die Bevölkerung darüber informiert ist, dass es Kriminalität gibt, kann dieses Gefühl der Unsicherheit erzeugt werden. Durchschnittlich fühlen sich 2,2% (± 0,3%) der Bevölkerung – gemäss der schweizerischen Befragung zu den Lebensbedingungen (SILC 2020) – stark von Kriminalität und körperlicher Gewalt bedroht. Dabei fühlen sich in allen Altersklassen Frauen häufiger stark bedroht als Männer. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern wird das Unsicherheitsgefühl mit steigendem Alter grösser. Die Verteilung auf die Altersgruppen und die Geschlechter lässt den Schluss zu, dass subjektive und objektive Unsicherheit sich sehr unterschiedlich verteilen. Junge Männer sind zwar – nach polizeilicher Kriminalstatistik – sehr viel häufiger betroffen als ältere Männer und als Frauen allgemein, haben aber ein sehr viel ausgeprägteres Sicherheitsgefühl.
Internationaler Vergleich
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Tabellen
Methodologie
ERRATUM: Die Werte der Anteile von Personen, die schwer geschädigt wurden, wurden neu berechnet. Aufgrund eines Programmierfehlers wurden sie in den Jahren vor 2020 zu tief ausgewiesen..
Die Polizeiliche Kriminalstatistik erlaubt es, auszuwerten, wie viele Personen sich jährlich als Opfer gemeldet haben. Dabei wird eine Person, auch wenn sie mehrfach betroffen ist, nur einmal gezählt. Zudem ist es möglich die Anzahl Geschädigte zu den Bevölkerungszahlen in Bezug zu setzen, weil der Aufenthaltstatus der ausländischen Geschädigten bekannt ist. Da bei den Asylbewerber die Dauer des Aufenthaltes in der Schweiz nicht bekannt ist, werden diese nicht zur Wohnbevölkerung gezählt.
Um den Einfluss des Anzeigeverhaltens so klein wie möglich zu halten, wird die objektive Beeinträchtigung der Sicherheit anhand des Anteils der Bevölkerung gemessen, der bei der Polizei angab, Opfer einer sehr schweren Gewaltstraftat oder einer Raubstraftat geworden zu sein. Es handelt sich dabei um Straftaten, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie häufig bei der Polizei gemeldet werden und somit das verbleibende Dunkelfeld nicht sehr gross ist.
Bei einem Vergleich der Daten zur objektiven und subjektiven Beeinträchtigung gilt zu beachten, dass sich letztere allgemein auf Kriminalität und insbesondere auf die physische Gewalt bezieht. Die für die objektive Beeinträchtigung herangezogenen Daten der polizeilichen Kriminalstatistik weisen nur die Geschädigten von sehr schweren Gewaltdelikten und von Raubstraftaten aus.
Für die Auswertungen wurden aufgrund der kleinen Fallzahlen jeweils 4 Jahre gebündelt.
Definitionen
Definition des Indikators
Die objektive Beeinträchtigung der Sicherheit wird anhand der polizeilich registrierten Geschädigten von sehr schweren Gewalt- und von Raubstraftaten dargestellt. Es soll gezeigt werden, welche Bevölkerungsgruppen besonders stark betroffen sind.
Die subjektive Beeinträchtigung der Sicherheit wird durch die schweizerische Befragung zu den Lebensbedingungen (SILC) gemessen. Um das physische Unsicherheitsgefühl zu messen, werden Personen über 16 Jahre gefragt: „Wie fest fühlen Sie sich bedroht durch Kriminalität und körperliche Gewalt?“. Dabei steht eine Skala von 0-10 zur Verfügung, um diese Bedrohung zu quantifizieren. 0 bedeutet überhaupt nicht bedroht und 10 sehr stark bedroht. Als Personen, die sich stark bedroht fühlen, gelten solche, die einen Wert von 8-10 angeben.
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