Gesundheit und eine hohe Lebenserwartung werden vor allem durch gut verteilten materiellen Wohlstand, ausgewogene und gesunde Ernährung, risikoarme Arbeitsbedingungen und eine saubere Umwelt gefördert. Der soziale Status spielt eine zentrale Rolle für die Gesamtlebenserwartung und ist wichtiger als beispielsweise eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung. Je höher der soziale Status – gemessen z.B. am Bildungsniveau – desto höher entwickelt sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten o.g. Determinanten aktiv zu beeinflussen respektive ein lebensverlängerndes Gesundheitsverhalten (Ernährung, Bewegung, etc.) zu praktizieren. Eine steigende Lebenserwartung beeinflusst die demografische Struktur einer Gesellschaft, was wiederum Rückwirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Sozialwerke eines Landes hat.
Der Gesundheitszustand wirkt in besonderem Masse auf die Lebensqualität jedes Menschen und seines Umfelds ein und ist ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Lebenserwartung ist ein typischer Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand einer Bevölkerung. Zusammen mit einer Einschätzung der eigenen Gesundheit gibt er Auskunft über die Lebensjahre mit potentiell hoher Qualität des Daseins.
Der Indikator zeigt, wie viele Lebensjahre Neugeborene erwarten können (in denen die Gesundheit als gut eingeschätzt wird).
Stand 14. Dezember 2023
Die wichtigsten Ergebnisse
Gegenwärtig ist die Lebenserwartung bei Geburt in der Schweiz eine der höchsten der Welt, was vor allem auf den starken Anstieg im Laufe des 20. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Seit 1900 hat sie sich fast verdoppelt: von 46,2 auf 81,9 Jahre für die Männer und von 48,9 auf 85,6 Jahre für die Frauen im Jahr 2019. Trotzdem ist in jüngster Zeit eine Abschwächung dieses Anstieges zu erkennen. Der Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern verringert sich seit Jahren und betrug 2019 noch 3,7 Jahre.
Frauen und Männer in hochentwickelten Ländern leben nicht nur länger als anderswo, sondern im Durchschnitt auch lange Zeit gesünder und ohne massive Behinderungen. In der Schweiz ist die Lebenserwartung in guter Gesundheit besonders hoch und hat bis 2007 immer leicht zugenommen.
Im Jahr 2020 ist durch die Covid-19-Pandemie die Lebenserwartung bei Geburt im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Für Männer betrug sie 81,0 Jahre, für Frauen 85,1 Jahre. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist somit auf 4,1 Jahre gestiegen. 2022 lag die Lebenserwartung bei der Geburt für Männer mit 81,6 und für Frauen mit 85,4 etwas tiefer als im Jahr 2019.
Kontext
Die relative wie auch absolute Ausweitung der krankheits- und behinderungsfreien Lebenserwartung lässt sich einerseits auf Verbesserungen der sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Lage der Rentner/innen zurückführen. Anderseits gab es in den letzten Jahrzehnten vermehrte Fortschritte in der Behandlung und Rehabilitation von (chronischen) Krankheiten, wodurch sich die Gesundungschancen oder zumindest die Chancen zur Beibehaltung eines selbstständigen Alltags ebenfalls erhöht haben. Der minime Rückgang der sich aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2012 ergibt, wird nicht als Trendwende interpretiert, sondern wird nach dem derzeitigen Kenntnisstand auf eine Übersetzungsänderung in der französischen Version der Befragung zurückgeführt.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
Lebenserwartung | Lebenserwartung in guter Gesundheit |
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Schweiz | 83,4 | 72,5 |
Italien | 83,0 | 71,9 |
Frankreich | 82,5 | 72,1 |
Deutschland | 81,7 | 70,9 |
Österreich | 81,6 | 70,9 |
USA |
78,5 | 66,1 |
EU (27 Länder) | -- | -- |
OECD - Total | -- | -- |
Tabellen
Methodologie
Der Indikator "Lebenserwartung in guter Gesundheit" basiert auf dem selbst wahrgenommenen Gesundheitsempfinden, welches positiv mit objektiven Gesundheitsindikatoren (wie der Grad einer Behinderung oder das Vorhandensein chronischer Leiden) korreliert und bei der Vorhersage von Morbidität und Mortalität als guter Prädikator gilt (vgl. Schneider Sven (1999), Das subjektive Gesundheitsempfinden im Lebensverlauf). Die Durchschnittswerte verbergen allerdings unterschiedliche Schicksale; eine Minderheit von Menschen, welche lange Zeit pflegebedürftig bleibt – etwa aufgrund hirnorganischer Störungen oder langjähriger körperlicher Krankheiten –, und eine grosse Gruppe von Menschen, welche erst gegen Lebensende eine Phase der Pflegebedürftigkeit erfahren (vgl. Hoepflinger François (2003), Zur Entwicklung der behinderungsfreien Lebenserwartung in der Schweiz).
Definitionen
Definition des Indikators
Die Lebenserwartung bei Geburt entspricht der durchschnittlichen Zahl der zu erwartenden Lebensjahre eines Neugeborenen unter der Voraussetzung, dass die altersspezifischen Sterblichkeitsverhältnisse eines bestimmten Kalenderjahres während des ganzen Lebens konstant bleiben würden. Die Lebenserwartung im Alter von x Jahren entspricht der durchschnittlichen Zahl der zu erwartenden weiteren Lebensjahre einer x-jährigen Person, sofern die altersspezifischen Sterblichkeitsverhältnisse eines bestimmten Kalenderjahres zukünftig konstant bleiben würden.
Die Lebenserwartung in guter Gesundheit errechnet sich aus der Lebenserwartung für jede Altersklasse und dem Anteil an Personen, die sich in jeder Altersklasse gesund oder krank fühlen. Das Konzept der Lebenserwartung in guter Gesundheit berücksichtigt demnach neben der Lebensdauer auch die gesundheitliche Qualität der verbrachten Lebensjahre.