Die meisten Wirtschaftsaktivitäten weisen spezifische räumliche Verteilungsmuster auf, da sie auf bestimmte Standortfaktoren angewiesen sind. Unter dem Stichwort Wirtschaftsstruktur wird die Zusammensetzung der regionalen Wirtschaft verstanden: das Tätigkeitsfeld, die Betriebsgrösse und die Beschäftigtenstruktur der dort ansässigen Unternehmen.
Beschäftigtenentwicklung nach Agglomerationen:
Die Anzahl der Beschäftigten und deren Entwicklung über die Zeit geben einen Überblick über die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Teilräumen der Schweiz. Zwischen 1995 und 2008 nahm das Beschäftigungsvolumen (in Vollzeitäquivalenten VZÄ) im sekundären und tertiären Sektor gesamtschweizerisch um 10% zu. Ganz allgemein findet in den urbanen Regionen – insbesondere in den Agglomerationen Zürich, Genf und Lausanne - ein stärkeres Wachstum statt. Seit 2011 hat dieses Beschäftigungsvolumen auf Stufe Schweiz generell weiter zugenommen. Wenn man die fünf grössten Agglomerationen betrachtet, findet man zwischen 2011 und 2019 die höchste Zunahme in den Agglomerationen von Lausanne, Genf und Zürich. Die Verteilung der Beschäftigten (in VZÄ) der sekundären und tertiären Sektoren in den Agglomerationen ist 2019 ähnlich wie in den vorangegangenen Jahren. Die fünf grössten Agglomerationen vereinen zusammen ein bisschen mehr als 45% dieser Beschäftigten (für ungefähr 40% der Wohnbevölkerung).
Beschäftigtenentwicklung nach Arbeitsmarktregionen:
Zwischen 2011 und 2019 nahm das Beschäftigungsvolumen (in Vollzeitäquivalenten) in allen drei wirtschaftlichen Sektoren gesamtschweizerisch um ein bisschen mehr als 9% zu und erreichte mehr als 4 Millionen Vollzeitäquivalenten. Die Entwicklung variiert beträchtlich je nach Arbeitsmarktregion: eine Zunahme von rund 21% in Bulle, Rolle-St-Prex, Yverdon-les-Bains und Nyon, aber eine Abnahme von etwas mehr als 10% in Moutier. In diesem Zeitraum wurde in mehr als 90% der Arbeitsmarktregionen ein Beschäftigungswachstum beobachtet. Ein bisschen mehr als 40% der Arbeitsmarktregionen zeigen sogar eine stärkere Zunahme als den Schweizer Wert.
Auf die kleinen und mittleren Arbeitsstätten (mit weniger als 250 Beschäftigten) entfallen in der Schweiz fast 100% der Arbeitsstätten und ungefähr 80% der Beschäftigung (Vollzeitäquivalente, wirtschaftliche Sektoren 1, 2 und 3). Die Regionen mit den grössten Anteilen von kleinen und mittleren Arbeitsstätten profitieren von der Diversifizierung der Tätigkeiten und sind weniger von einem oder mehreren grossen Arbeitsstätten oder Grossunternehmen abhängig.
Die Entwicklung der entstandenen Arbeitsplätze in neu gegründeten Unternehmen unterstreichen die wirtschaftliche Dynamik wie auch die Innovationskraft der grossen Agglomerationen. Zwischen 2013 und 2019 findet man die stärksten Zuwachsrate in den Arbeitsmarktregionen von Lugano und Mendrisio.
«Wissensintensive» Dienstleistungen konzentrieren sich vorwiegend in den urbanen Zentren, insbesondere in Zürich, Bern, Lausanne, Genf und andere Zentren im Genfersee-Gebiet, sowie in Basel.
Die höchsten Konzentrationen an «High Tech»-Beschäftigten finden sich eher abseits der Kernbereiche von grossen Agglomerationen: im Jurabogen (Uhrenindustrie), insbesondere in den Arbeitsmarktregionen von Le Chenit, La Chaux-de-Fonds, Val-de-Travers und Saignelégier–Le Noirmont, sowie in der Region von Rheinfelden (Energie und Präzisionsmechanik), im Rheintal und in Visp.
Mit der Anzahl Beschäftigte und dem Standortquotient kann die regionale Bedeutung einer Branche gemessen werden.
Weiterführende Informationen
Tabellen
Definitionen
Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten: Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten resultiert aus der Umrechnung des Arbeitsvolumens (gemessen als Beschäftigte oder Arbeitsstunden) in Vollzeitbeschäftigte. Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten ist definiert als das Total der geleisteten Arbeitsstunden dividiert durch das Jahresmittel der Arbeitsstunden, die durch Vollzeitbeschäftigte erbracht werden.
Neugründungen (Unternehmen): Als Neugründungen werden effektiv - «ex nihilo» - neu entstandene, wirtschaftlich aktive Unternehmen bezeichnet. Sie müssen im Berichtsjahr eine marktwirtschaftliche Tätigkeit aufgenommen haben und diese während mindestens 20 Stunden pro Woche ausüben. Unternehmen, die aufgrund einer Fusion, Auflösung oder Spaltung bestehender Unternehmen entstanden sind, werden nicht berücksichtigt. Blosse Änderungen innerhalb eines Unternehmens (z.B. Reaktivierung, Wechsel des Besitzers oder Geschäftsführers, Änderung der Tätigkeit, Änderung der Rechtsform oder Umzug) gelten ebenfalls nicht als Neugründungen im Sinne dieser Statistik. Filialen bereits bestehender Unternehmen werden nicht erfasst, ausser wenn es sich um die erste Filiale eines ausländischen Unternehmens auf schweizerischem Staatsgebiet handelt. Als grundlegende Bedingung gilt also, dass das Unternehmen tatsächlich eine produktive wirtschaftliche Tätigkeit in der Schweiz aufgenommen hat, und zwar unabhängig davon, ob es im Handelsregister eingetragen ist oder nicht.
Wissensintensive Dienstleistungen: Die angebotenen Dienstleistungen basieren auf einem hohen Know-How und sind oft stark spezialisiert. Für diese Publikation wurde zur Abgrenzung auf die NOGA 2008 (Nomenclature Générale des Activités économiques) - Branchen 58-66, 69-75, 84-93 zurückgegriffen.
High-Tech-Branchen: „High-Tech“-Branchen werden im Allgemeinen durch einen hohen Anteil an Personal im Forschungs- und Entwicklungsbereich (F+E) sowie durch einen hohen Anteil von F+E-Ausgaben definiert. Für diese Publikation wurde zur Abgrenzung auf die NOGA 2008 (Nomenclature Générale des Activités économiques) - Branchen 20, 21, 25.4, 26-30, und 32.5 zurückgegriffen.
Standortquotient: Dieser drückt die Konzentration einer Tätigkeit in einer Region aus. Er misst das Verhältnis zwischen dem Anteil Beschäftigter einer Branche am Beschäftigtentotal einer Region und dem gesamtschweizerischen Beschäftigtenanteil dieser Branche am Beschäftigtentotal der Schweiz. Ein Wert grösser als 1 zeigt es an, dass die Branche in der Region gegenüber dem schweizerischen Durchschnitt (gleich 1) überdurchschnittlich, ein Wert kleiner als 1 unterdurchschnittlich vertreten ist.
MS-Regionen (Definition des BFS, 2000): Die Schweiz ist flächendeckend in 106 Einheiten gegliedert. Einzelne MS-Regionen (MS = Mobilité spatiale) sind kantonsübergreifend. Die Regionalisierung in MS-Regionen stammt aus den Achtzigerjahren. Ziel bei der Bildung der MS-Regionen war, landesweit vergleichbare Mikroregionen zu gewinnen. Dabei wurden Gemeinden kleinen, funktionalen und wirtschaftlichen Gemeindegruppen zugeordnet, die auf einem Zentrum-Peripherie-Prinzip basieren.
Agglomerationen (Definition des BFS, 2012): Agglomerationen sind Ansammlungen von Gemeinden mit städtischem Charakter mit insgesamt mehr als 20‘000 Einwohnern/-innen (inklusive Äquivalenten aus Logiernächten). Sie bestehen aus einem dichten Kern und haben im Regelfall einen Gürtel. Für die Abgrenzung der Gürtel werden Daten zur Intensität der Pendlerverflechtung verwendet.
Arbeitsmarktregionen (Definition des BFS, 2018): Arbeitsmarktregionen sind Gebiete, in denen die Mehrheit der Erwerbstätigen lebt und arbeitet. Die statistische Gliederungsmethode stützt sich auf die Matrix der Pendlerströme zwischen sämtlichen Schweizer Gemeinden. Auf diese Weise wurden insgesamt 101 Arbeitsmarktregionen festgelegt.
Methodologie
Statistik der Unternehmenstruktur: Die neue Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) löst die letztmalig 2008 durchgeführte Betriebszählung (BZ) ab. Durch die Nutzung der Register der AHV-Ausgleichskassen und entsprechend angepasster Definitionen wurde das durch die Statistik erfasste Unternehmens- und Beschäftigungsuniversum massgeblich erweitert. Die jährliche STATENT-Erhebung informiert über die Unternehmen und die Beschäftigen, die der AHV-Beitragspflicht unterstehen (Unselbstständig- und Selbstständigerwerbende, deren Jahreseinkommen mindestens Fr. 2300.– beträgt). Um einen Vergleich mit den früheren Betriebszählungen zu ermöglichen und damit beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung seit 2008 nachvollziehen zu können, wurde mit Hilfe eines Schätzmodells auf der Basis der neuen Abgrenzungen und Definitionen für die Jahre 2005 und 2008 eine Rückrechnung vorgenommen.
Neugründungen: Die Statistik zu Unternehmensgründungen wurde 2016 revidiert. Dadurch wurde die Gesamtheit der beobachteten Einheiten erweitert, was zur Folge hat, dass die neuen Daten nicht mehr mit Resultaten aus früheren Jahren vergleichbar sind. Es gibt ein Serienbruch. Die neuen Daten sind ab dem Referenzjahr 2013 verfügbar.
Kontakt
Bundesamt für Statistik Espace de l'Europe 10CH-2010 Neuchâtel
Schweiz
- Tel.
- +41 58 463 62 91