Legislaturindikator: Öffentliche Entwicklungshilfe


Auszug aus dem Legislaturziel 11: Die Schweiz setzt sich mit ihrer internationalen Zusammenarbeit für eine Welt in Frieden und ohne Armut ein. Dieser Einsatz stellt zugleich eine längerfristige Investition in die Sicherheit und den Wohlstand in der Schweiz und in der Welt dar. Mit ihrem Beitrag unterstützt die Schweiz die Entwicklungsländer dabei, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 umzusetzen. Die Entwicklungszusammenarbeit soll in der neuen Legislatur stärker fokussiert und dadurch wirkungsvoller werden.

Bedeutung des Indikators: Die Armutsreduktion ist für die Entwicklungszusammenarbeit weltweit eine der wichtigsten Aufgaben. Als stark globalisiertes Land ist für die Schweiz eine stabile und prosperierende Welt wichtig. Zudem liegt es im Interesse der Schweiz, zur Lösung von globalen Herausforderungen, beispielsweise in den Bereichen Migration, Klimawandel und Umwelt, Wasser, Ernährungssicherheit und Gesundheit beizutragen.
Der Indikator zeigt, wie viel Geld die Schweiz für die internationale Entwicklungszusammenarbeit ausgibt. Die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) umfasst alle Geldflüsse gemäss definierten Kriterien der OECD, die Entwicklungsländern und internationalen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe zugesprochen werden. Die Hilfeleistungen werden dabei ins Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (BNE) der Schweiz gesetzt. Der Indikator erlaubt keine Aussage zur Wirksamkeit der getätigten Ausgaben und bezieht das Engagement der Nichtregierungsorganisationen (Eigenmittel der privaten Hilfswerke) und der Privatwirtschaft (zum Beispiel in Form von Direktinvestitionen) nicht mit ein.

Quantifizierbares ZielBei der Bewertung der Ausgaben für die internationale Zusammenarbeit orientiert sich die Schweiz an einem Wert der APD-Quote von 0,5 Prozent des BNE.

2022 betrug die öffentliche Entwicklungshilfe der Schweiz 0,56 Prozent des Bruttonationaleinkommens.
Der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe (APD) am Bruttonationaleinkommen stagnierte während der 1990er-Jahre (Ausnahme 1992: Ausserordentliche Entschuldungsmassnahmen im Rahmen des Jubiläums 700 Jahre Eidgenossenschaft und Beitritt der Schweiz zu den Bretton-Woods-Institutionen) und ist Anfang der 2000er-Jahre bis 2016 graduell gestiegen. Nach einer zwischenzeitlichen Abnahme hat sie zuletzt wieder zugenommen: 2022 betrug die Quote der öffentlichen Entwicklungshilfe 0,56% (2021: 0,50%). Dieser Anstieg ist auf das Engagement der Schweiz im Rahmen der internationalen Hilfe zugunsten der Ukraine zurückzuführen (hauptsächlich Kosten für den Empfang von ukrainischen Flüchtlingen in der Schweiz). Die Quote der öffentlichen Entwicklungshilfe ohne Berücksichtigung der Asylkosten ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen (2022: 0,40%; 2021: 0,45%).

Entwicklungshilfe für die am wenigsten entwickelten Länder
Seit 1990 bewegte sich der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe für die am wenigsten entwickelten Länder, den sogenannten Least Developed Countries, um 0,1% des Bruttonationaleinkommens. 2022 betrug er 0,12% (2021: 0,14%).

Internationaler Vergleich
Im internationalen Vergleich steht die Schweiz an neunter Stelle (2021: idem) unter den 29 Ländern des Entwicklungshilfeausschusses der OECD (DAC). 2022 erreichten Luxemburg (1,00%), Schweden (0,90%), Norwegen (0,86%) Deutschland (0,83%) und Dänemark (0,70%) den von der UNO geforderten Anteil von 0,7% der APD am BNE.


Tabellen

Methodologie

Der Indikator zeigt den Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe am Bruttonationaleinkommen zu Marktpreisen. Als Bezugsgrösse wird anstelle des Bruttoinlandprodukts das Bruttonationaleinkommen verwendet, um internationale Vergleiche zu ermöglichen.

Die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) der Schweiz umfasst im Wesentlichen die Ausgaben der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), der zwei Bundesstellen, die mit der Ausführung des Bundesgesetzes über die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe beauftragt sind. Weitere Bundesämter sowie 24 Kantone und rund 200 Gemeinden beteiligen sich ebenfalls an der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) wird vom Bundesamt für Statistik (BFS) im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung berechnet. Der Indikator wird jährlich von der DEZA publiziert.

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung wurde 2014 und 2020 gemäss dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010) revidiert. 2022 fand ausserdem eine ausserordentliche Teilrevision statt. Aufgrund dieser Revisionen wurde die ganze Zeitreihe des Indikators neu berechnet. Die revidierten Werte des Indikators sind im Durchschnitt um 0,02 Prozentpunkte tiefer, da die Revisionen einen Anstieg des BNE zur Folge hatten.

Der Entwicklungshilfeausschuss der OECD (DAC), nach dessen Richtlinien die Berechnung der öffentlichen Entwicklungshilfe erfolgt, hat nach den Revisionen entschieden, dass die Zahlen nicht mehr rückwirkend angepasst werden. Die DEZA hat deshalb die Zeitreihe nicht zurückgerechnet. Bis und mit dem Jahr 2012 verwendet die DEZA das BNE gemäss ESVG 1995. Ab 2013 stützt sich die DEZA auf das BNE gemäss ESVG 2010. Für den Zeitraum 2013-2016 gilt der Stand vom 27.08.2019. Für 2017-2020 verwendet die DEZA das BNE nach der Revision 2020 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Stand 26.08.2021. Ab 2021 gilt das BNE mit dem jeweiligen Stand zum Zeitpunkt der Berichterstattung an die OECD. Die hier vom BFS publizierten Daten für die Jahre 1990-2020 weichen daher leicht von jenen der DEZA ab. Die Zeitreihe der DEZA gilt für die offizielle Berichterstattung.

Definitionen

Kontakt

Bundesamt für Statistik Sektion Umwelt, Nachhaltige Entwicklung, Raum
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz

Kontakt

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/querschnittsthemen/monitoring-legislaturplanung/alle-indikatoren/leitline-2-zusammenhalt/oeffentliche-entwicklungshilfe.html