Legislaturindikator: Sitzungen internationaler Organisationen in Genf
Auszug aus dem Legislaturziel 11: Das internationale Genf ist eines der wichtigsten Zentren der globalen Gouvernanz.
Als Gaststaat trägt die Schweiz wesentlich zu reibungslosen internationalen Beziehungen und zur Lösung der grossen Herausforderungen unserer Zeit bei. Mit dieser Rolle ist ein hoher aussenpolitischer Nutzen, aber auch ein wirtschaftlicher Mehrwert für die Schweiz verbunden. Der Bundesrat wird deshalb die Attraktivität der Schweiz als Gaststaat weiter fördern, den unkomplizierten Zugang politischer Persönlichkeiten und weiterer Personen mit Vorrechten und Immunitäten gewährleisten und sicherstellen, dass das internationale Genf trotz wachsender internationaler Konkurrenz wettbewerbs-fähig bleibt.
Bedeutung des Indikators: Die Schweiz empfängt internationale Organisationen und Konferenzen seit über 150 Jahren. Die Rolle der Schweiz als Gaststaat ist in der humanitären Tradition und der Geschichte der guten Dienste der Schweiz fest verankert. Der Hauptteil dieser Aktivitäten konzentriert sich auf Genf, das sich als internationales Kompetenzzentrum im Bereich der Zusammenarbeit und als Zentrum der multilateralen Diplomatie etabliert hat. Das internationale Genf spielt eine zentrale Rolle für die Wahrnehmung der Schweiz in der Welt und bietet dem Land gleichzeitig eine wichtige Plattform, um seine Interessen und Werte in seiner Aussenpolitik zu fördern.
Der Indikator zeigt die Anzahl halbtägiger Sitzungen, welche im Rahmen von Konferenzen der internationalen Organisationen in Genf während einem Jahr abgehalten werden. Er erlaubt Aussagen über das Ausmass der Konferenztätigkeit, welche sich aus den regelmässig stattfindenden Konferenzen und dem internationalen Tagesgeschehen ergibt. Der Indikator gibt weder Auskunft über die Anzahl teilnehmender Länder, noch über die Wichtigkeit der behandelten Themen während dieser Sitzungen.
Quantifizierbares Ziel: Der internationale Standort Genf bleibt attraktiv für internationale Organisationen, und die Anzahl internationaler Konferenzen bleibt stabil oder nimmt zu.
Kommentar
Die internationalen Organisationen in Genf laden jährlich zu zahlreichen Sitzungen ein: Zwischen 2010 und 2012 ist die Anzahl halbtägiger Sitzungen von 16 595 auf 19 197 gestiegen und anschliessend wieder gesunken. Seit 2014 ist insgesamt wieder eine Zunahme zu verzeichnen: 2019 wurden 19 772 halbtägige Sitzungen internationaler Organisationen in Genf abgehalten. Diese Sitzungen fanden im Rahmen der rund 3500 internationalen Konferenzen statt, an denen über 182 000 Delegierte und Fachpersonen teilgenommen haben.
In Genf waren 2020 insgesamt 37 internationale Organisationen mit über 18 800 permanenten Funktionären vertreten.
Nicht nur internationale Organisationen, die über ein Abkommen mit der Schweiz verfügen, sondern auch internationale Nichtregierungsorganisationen sind in Genf präsent: Im Jahr 2020 unterhielten in Genf 431 Nichtregierungsorganisationen eine Vertretung, 206 davon mit mindestens einer Arbeitsstelle.
Die internationale Ausrichtung Genfs zeigt sich neben der Vertretung internationaler Organisationen und internationaler Nichtregierungsorganisationen auch durch die Präsenz der Staaten. Insgesamt gibt es in Genf 258 Missionen, Vertretungen und Delegationen. Der Grossteil davon entfällt auf die ständigen Missionen der Staaten, die beim Büro der Vereinten Nationen angesiedelt sind. Hinzu kommen separate Missionen oder Vertretungen einiger Staaten bei der Welthandelsorganisation und der Abrüstungskonferenz sowie ständige Delegationen internationaler Organisationen.
Der Bund engagiert sich finanziell für das internationale Genf im Rahmen seiner Gaststaatpolitik: 2019 stellte er finanzielle Mittel im Umfang von über 20 Millionen Franken zur Verfügung. Dieses Geld kam den in Genf vertretenen Organisationen zugute und wurde rund zur Hälfte für punktuelle Vorhaben wie beispielsweise Anlässe, Empfänge, internationale Konferenzen und Ansiedlungen internationaler Institutionen verwendet. Der restliche Betrag floss in Betrieb und Unterhalt der lokalen Infrastruktur.