Materielle und soziale Deprivation

Die materielle und soziale Deprivation ist ein neuer Indikator, der es erlaubt, den Anteil Personen zu messen, die aus finanziellen Gründen auf wichtige Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten müssen (siehe Kapitel Grundlagen und Erhebungen). Er ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Quote der materiellen Entbehrung und ersetzt diese sowohl in der Schweiz als auch auf europäischer Ebene. Der Anteil deprivierter Personen bleibt in der Schweiz ähnlich hoch wie bisher. Dennoch sind die neuen Ergebnisse nicht direkt mit der bisherigen Quote der materiellen Entbehrung vergleichbar.

Hauptergebnisse

Im Jahr 2021 befinden sich 5,2% der in der Schweiz lebenden Bevölkerung in einer Situation materieller und sozialer Deprivation. Wie bisher ist die häufigste Art materieller und sozialer Deprivation betrifft 2021 die Unfähigkeit, eine unerwartete Ausgabe in der Höhe von 2500 Franken begleichen zu können (18,9% der Bevölkerung). Die beiden nächsthäufigen Deprivationen betrafen den Haushalt als Ganzes. So gaben 10,4% der Bevölkerung an, nicht genügend finanzielle Mittel zu besitzen, um abgenützte Möbel ersetzen zu können, und 8,7% konnten nicht jedes Jahr mindestens eine Woche lang in die Ferien fahren.

Die häufigsten Deprivationen auf individueller Ebene waren der Verzicht auf eine regelmässige kostenpflichtige Freizeitaktivität (7,9%) und die Unmöglichkeit jede Woche etwas Geld für sich selbst ausgeben zu können, ohne ein anderes Haushaltsmitglied fragen zu müssen (6,3%).

Von Armut gefährdete Personen weisen eine deutlich höhere Quote materieller und sozialer Deprivation auf (16,6%) als Personen, die nicht armutsgefährdet sind (3,3%). Personen ab 65 Jahren stellen einen Sonderfall dar: Sie sind einerseits besonders armutsgefährdet, andererseits ist ihre Quote materieller und sozialer Deprivation (2,9%) signifikant tiefer als jene der Gesamtbevölkerung.

Europäischer Vergleich

Die Quote der materiellen und sozialen Deprivation in der Schweiz liegt im Jahr 2021 (5,2%) deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (EU: 11,9%). In unseren Nachbarländern liegt sie bei 4,4% in Österreich, 9,0% in Deutschland, 11,3% in Italien und 11,4% in Frankreich. Diese Quote variiert in Europa zwischen 3,5% (Schweden) und 34,5% (Rumänien).

Links zu den Resultaten und Publikationen auf europäischer Ebene sind weiter unten in "Weiterführende Informationen" im Abschnitt "Links" aufgelistet.


Materielle und soziale Deprivation der Erwerbstätigen

In der Schweiz waren 2021 3,3% aller Erwerbstätigen von materieller und sozialer Deprivation betroffen. Dies entspricht rund 124 000 Personen.

Der Deprivation von erwerbstätigen Personen kommt eine besondere Beachtung zu, da die Ausübung einer Erwerbstätigkeit als Mittel zur Reduktion des Armutsrisikos gilt.

Mehr Informationen zur Armut und der Armutsgefährdung der Erwerbstätigen sind hier verfügbar:
Armut der Erwerbstätigen

Armutsgefährdung der Erwerbstätigen

Europäischer Vergleich

Die Quote der materiellen und sozialen Deprivation der Erwerbstätigen lag 2021 in der Schweiz mit 3,3% deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 7,3%. Von unseren Nachbarländern wies nur Österreich eine tiefere Quote als die Schweiz auf. In Deutschland, Frankreich und Italien lag sie dagegen deutlich höher.

Weiterführende Informationen

Tabellen

Grafiken

Karten

Publikationen

Medienmitteilungen

Links

Methodologie

Der folgende Bericht steht nur auf Englisch zur Verfügung.

Der folgende Bericht steht nur auf Französisch zur Verfügung.

Grundlagen und Erhebungen

Kontakt

Bundesamt für Statistik Sektion Einkommen, Konsum und Lebensbedingungen
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz
Tel.
+41 58 463 61 24

Kontakt

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/soziale-situation-wohlbefinden-und-armut/armut-deprivation/materielle-soziale-deprivation.html