Die Armutsgefährdungsgrenze wird von der Europäischen Union bei 60% des verfügbaren Medianäquivalenzeinkommens angesetzt. Armutsgefährdet zu sein bedeutet demnach, ein deutlich tieferes Einkommen als die Gesamtbevölkerung zu haben und somit dem Risiko des sozialen Ausschlusses ausgesetzt zu sein. Im Jahr 2021 liegt die Armutsgefährdungsgrenze für einen Einpersonenhaushalt bei 30'185 Franken pro Jahr. 14,6% der Bevölkerung der Schweiz oder fast jede siebte Person ist von Armut bedroht.
Armutsgefährdungsgrenze
Armutsgefährdete Bevölkerungsgruppen
Die Armutsgefährdung ist stark von der familiären Situation und vom Ausbildungsniveau abhängig. Alleinlebende Personen unter 65 Jahren ohne Kinder (16,9%) sind 2,7-mal mehr von Armutsgefährdung betroffen als Paare unter 65 Jahren ohne Kinder (6,4%). Letztere sind 1,4-mal weniger armutsgefährdet als Paare mit zwei Kindern (9,0%), 3,2-mal weniger als Paare mit drei oder mehr Kindern (20,6%) und 4,1-mal weniger als Einelternhaushalte (26,2%). Ausserdem sind Personen mit einer tertiären Ausbildung 3,6-mal weniger armutsgefährdet als jene, die ihre Ausbildung mit der obligatorischen Schule abgeschlossen haben (8,0% gegenüber 28,7%).
Personen ab 65 Jahren stellen einen besonderen Fall dar: Sie sind der Armutsgefährdung sehr stark ausgesetzt (21,7%), vor allem, wenn sie alleine leben (29,0%). Sie verbrauchen signifikant mehr von ihrem Vermögen, um ihre laufenden Ausgaben zu finanzieren (18,2%, bei den 18- bis 64-Jährigen sind es 5,8%, bei den 50- bis 64-Jährigen 7,8%). Der Rückgriff auf das Vermögen wird im verfügbaren Äquivalenzeinkommen jedoch nicht berücksichtigt und folglich auch nicht bei der Schätzung der Armutsgefährdung.
Europäischer Vergleich
Der europäische Vergleich basiert auf den Daten von 2021, wobei die fiktive Miete (Nutzungswert des Objekts nach Abzug der effektiv bezahlten Wohnkosten) beim verfügbaren Äquivalenzeinkommen nicht berücksichtigt wird.
Die Armutsgefährdungsgrenze der Schweiz, ausgedrückt in Kaufkraftstandards ohne fiktive Miete, gehört im europäischen Vergleich zu den höchsten hinter Luxemburg.
Die Armutsgefährdungsquote 2021 variiert in Europa zwischen 23,4% (Lettland) und 8,6% (Tschechien). Die Schweiz (14,7% ohne fiktive Miete) liegt unter dem europäischen Durchschnitt (EU: 16,8%). Die Armutsgefährdungsquoten unserer Nachbarn betragen 14,3% in Frankreich, 14,7% in Österreich, 16,0% in Deutschland und 20,1% in Italien.
Links zu den Resultaten und Publikationen auf europäischer Ebene sind weiter unten in "Weiterführende Informationen" im Abschnitt "Links" aufgelistet.
Armutsgefährdung der Erwerbstätigen
In der Schweiz waren 2021 7,4% aller Erwerbstätigen armutsgefährdet. Dies entspricht rund 279 000 Personen.
Die Einkommenssituation der Erwerbstätigen wird wesentlich durch die Arbeitsform und -bedingungen bestimmt. Folgende Gruppen waren besonders häufig trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet:
- Personen, die nicht ganzjährig erwerbstätig waren
- Teilzeitangestellte
- Selbstständigerwerbende
- Personen mit befristeten Arbeitsverträgen
Der Armut von erwerbstätigen Personen kommt eine besondere Beachtung zu, da die Ausübung einer Erwerbstätigkeit als Mittel zur Reduktion des Armutsrisikos gilt.
Mehr Informationen zur Armut und Deprivation der Erwerbstätigen sind hier verfügbar:
Armut der Erwerbstätigen
Materielle und soziale Deprivation der Erwerbstätigen
Europäischer Vergleich
Um die Situation der Erwerbstätigen in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die Armutsgefährdungsquote ohne fiktive Miete verwendet. Diese liegt in der Schweiz bei 7,3%.
Dabei gilt es zu beachten, dass in der Schweiz aufgrund des hohen Medianeinkommens eine der europaweit höchsten Armutsgefährdungsgrenzen zur Anwendung kommt.
EU
AT=Österreich, BE=Belgien, BG=Bulgarien, CY=Zypern, CZ=Tschechien, DE=Deutschland, DK=Dänemark, EE=Estland, EL=Griechenland, ES=Spanien, FI=Finnland, FR=Frankreich, HR=Kroatien, HU=Ungarn, IE=Irland, IT=Italien, LT=Litauen, LU=Luxemburg, LV=Lettland, MT=Malta, NL=Niederlande, PL=Polen, PT=Portugal, RO=Rumänien, SE=Schweden, SI=Slowenien, SK=Slowakei.
Andere Länder
CH=Schweiz, ME=Montenegro, MK= Nordmazedonien, NO=Norwegen, RS=Serbien, UK=Ver. Königreich.
Weiterführende Informationen
Grundlagen und Erhebungen
Kontakt
Bundesamt für Statistik Sektion Einkommen, Konsum und LebensbedingungenEspace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz
- Tel.
- +41 58 463 61 24