Armutsgefährdung

Armutsgefährdungsgrenze

Die Armutsgefährdungsgrenze wird von der Europäischen Union bei 60% des verfügbaren Medianäquivalenzeinkommens angesetzt. Armutsgefährdet zu sein bedeutet demnach, ein deutlich tieferes Einkommen als die Gesamtbevölkerung zu haben und somit dem Risiko des sozialen Ausschlusses ausgesetzt zu sein. Im Jahr 2022 liegt die Armutsgefährdungsgrenze für einen Einpersonenhaushalt bei 2'587 Franken pro Monat. 15,6% der Bevölkerung der Schweiz oder mehr als jede sechste Person ist von Armut bedroht.

Armutsgefährdete Bevölkerungsgruppen

Die Armutsgefährdung ist stark von der familiären Situation und vom Ausbildungsniveau abhängig. Alleinlebende Personen unter 65 Jahren sind 2,9-mal mehr von Armutsgefährdung betroffen (17,5%) als Paare unter 65 Jahren ohne Kinder (6,1%). Letztere sind 1,3-mal weniger armutsgefährdet als Paare mit zwei Kindern (7,6%), 3,4-mal weniger als Paare mit drei oder mehr Kindern (20,7%) und 4,2-mal weniger als Einelternhaushalte (25,1%). Ausserdem sind Personen mit einer tertiären Ausbildung 3,8-mal weniger armutsgefährdet als jene, die ihre Ausbildung mit der obligatorischen Schule abgeschlossen haben (7,9% gegenüber 30,2%).

Personen ab 65 Jahren stellen einen besonderen Fall dar: Sie sind der Armutsgefährdung sehr stark ausgesetzt (24,1%), vor allem, wenn sie alleine leben (30,8%). Sie verbrauchen signifikant mehr von ihrem Vermögen, um ihre laufenden Ausgaben zu finanzieren (18,2%, bei den 18- bis 64-Jährigen sind es 6,6%, bei den 50- bis 64-Jährigen 8,4%). Der Rückgriff auf das Vermögen wird im verfügbaren Äquivalenzeinkommen jedoch nicht berücksichtigt und folglich auch nicht bei der Schätzung der Armutsgefährdung.

Europäischer Vergleich

Der europäische Vergleich basiert auf den Daten von 2022, wobei die fiktive Miete (Nutzungswert des Objekts nach Abzug der effektiv bezahlten Wohnkosten) beim verfügbaren Äquivalenzeinkommen nicht berücksichtigt wird.

Die Armutsgefährdungsgrenze der Schweiz, ausgedrückt in Kaufkraftstandards ohne fiktive Miete, gehört im europäischen Vergleich zu den höchsten hinter Luxemburg.

Die Armutsgefährdungsquote 2022 variiert in Europa zwischen 22,9% (Bulgarien) und 10,2% (Tschechien). Die Schweiz (15,8% ohne fiktive Miete) liegt unter dem europäischen Durchschnitt (EU: 16,5%). Die Armutsgefährdungsquoten unserer Nachbarn betragen 20,1% in Italien, 15,6% in Frankreich, 14,8% in Österreich und 14,7% in Deutschland.

Links zu den Resultaten und Publikationen auf europäischer Ebene sind weiter unten in "Weiterführende Informationen" im Abschnitt "Links" aufgelistet.


Armutsgefährdung der Erwerbstätigen

In der Schweiz waren 2022 7,9% aller Erwerbstätigen armutsgefährdet. Dies entspricht rund 298’000 Personen.

Die Einkommenssituation der Erwerbstätigen wird wesentlich durch die Arbeitsform und -bedingungen bestimmt. Folgende Gruppen waren besonders häufig trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet:

  • Personen, die nicht ganzjährig erwerbstätig waren
  • Teilzeitangestellte
  • Selbstständigerwerbende
  • Personen, die in kleinen Betrieben tätig sind

Europäischer Vergleich

Um die Situation der Erwerbstätigen in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die Armutsgefährdungsquote ohne fiktive Miete verwendet. Diese liegt in der Schweiz bei 8,2%.

Dabei gilt es zu beachten, dass in der Schweiz aufgrund des hohen Medianeinkommens eine der europaweit höchsten Armutsgefährdungsgrenzen zur Anwendung kommt.

Weiterführende Informationen

Tabellen

Grafiken

Karten

Publikationen

Medienmitteilungen

Links

Methodologie

Der folgende Bericht steht nur auf Englisch zur Verfügung.

Grundlagen und Erhebungen

Kontakt

Bundesamt für Statistik Sektion Einkommen, Konsum und Lebensbedingungen
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz
Tel.
+41 58 463 61 24

Kontakt

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/soziale-situation-wohlbefinden-und-armut/armut-deprivation/armutsgefaehrdung.html