Die Haus- und Familienarbeit ist für verschiedene Themenbereiche der umfassenden Wohlfahrtsmessung von zentraler Bedeutung (z.B. Sozialkapital, unbezahlte Arbeit). Aus diesen Aktivitäten resultieren Güter und Dienstleistungen, die nicht im BIP enthalten, für eine Gesellschaft aber dennoch wichtig sind wie beispielsweise Mahlzeiten oder handwerkliche Produkte sowie Erziehungs- und Pflegeleistungen. Bei der Haus- und Familienarbeit ist einerseits der Aspekt der geleisteten Arbeiten und des dafür notwendigen Zeitaufwands, andererseits aber auch der Aspekt der empfangenen Leistung und Unterstützung von Bedeutung.
Als Element der Wohlfahrtsdimension „Arbeit und Freizeit“ hat die Haus- und Familienarbeit auch einen direkten Bezug zur Wohlfahrt. Von Bedeutung ist hier, inwiefern die Haus- und Familienarbeit mit der Erwerbsarbeit, der Freiwilligenarbeit und der Freizeit vereinbar ist.
Stand 7. November 2019
Die wichtigsten Ergebnisse
Für Haus- und Familienarbeit wenden Frauen gesamthaft gesehen rund 10 Stunden mehr Zeit auf als Männer (28,1 Std. pro Woche gegenüber 17,9 Std.). Verglichen mit 2010 liegen die Werte für die Frauen etwa gleich hoch, für die Männer leicht höher.
Eine Person wendet im Durchschnitt wöchentlich je nach Familiensituation und Geschlecht zwischen 12,1 und 57,8 Stunden auf (im Jahr 2016). Frauen investieren für die meisten Tätigkeiten der Haus- und Familienarbeit mehr Zeit als Männer (Ausnahmen sind die administrativen und die handwerklichen Arbeiten). Betreuungs- und Pflegeaufgaben für Kinder und pflegebedürftige erwachsene Haushaltsmitglieder sind sehr zeitaufwändig für die betroffenen Haushalte. Pro Woche wenden Mütter in Paarhaushalten mit jüngstem Kind unter 15 Jahren im Durchschnitt 21,5 Stunden für die Kinderbetreuung auf, Väter in derselben Familiensituation 13,8 Stunden.
Kontext
Der Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeiten hängt sehr stark vom Geschlecht und der Haushaltssituation ab. Der Aufwand von Frauen in Paarhaushalten mit Kind(ern) unter 7 Jahren beträgt durchschnittlich 57,8 Stunden pro Woche. Männer leisten in solchen Haushalten 32,8 Stunden pro Woche. Alleinlebende Mütter mit jüngstem Kind unter 7 Jahren investieren mit 53,2 Stunden ebenfalls sehr viel Zeit in die Haus- und Familienarbeit.
Rechnet man das Total der bezahlten Erwerbsarbeit und der unbezahlten Arbeit (Haus-, Familien- und Freiwilligenarbeit) zusammen, ergibt dies für Mütter in Paarhaushalten mit jüngstem Kind unter 7 Jahren 72,7 Stunden pro Woche, für Väter in derselben Familiensituation 71,5 Stunden pro Woche.
Mit dem starken Anstieg der sogenannten «Doppelverdiener-Haushalte» in den letzten 20 Jahren stellt sich die Frage, wer die Hausarbeiten und die Kinderbetreuung sichert respektive wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie realisiert wird. Die Zunahme der gesamten Arbeitsbelastung von Eltern zeigt, dass speziell bei den Betreuungsarbeiten trotz vermehrter Erwerbstätigkeit der Mütter kaum Zeit eingespart wird (vgl. auch die Untersuchung: Veränderungen beim Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit 1997 – 2007).
Vergleich mit subjektiven Daten
Mit der Aufteilung der Hausarbeit sind Männer deutlich zufriedener als Frauen: ihr Anteil mit einer hohen bis sehr hohen Zufriedenheit ist mit 78,7% deutlich über demjenigen der Frauen mit 65,8%. Die Zufriedenheit mit den eigenen Aufgaben im Haushalt ist etwas ausgeglichener: 73,5% der Männer sind damit sehr zufrieden gegenüber 66,5% der Frauen (Daten 2017, vgl. Tabelle Subjektive Einschätzung der Lebensqualität, nach verschiedenen soziodemografischen Merkmalen)..
Internationaler Vergleich
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Tabellen
Methodologie
Das Modul «Unbezahlte Arbeit» erhebt Daten zu Haus-, Familien- und Freiwilligenarbeit in der Schweiz. Unbezahlte Arbeit wird definiert als produktive Arbeit, die zwar nicht entlohnt wird, im Prinzip aber von einer fremden Person gegen Bezahlung ausgeführt werden könnte («Drittpersonen-Kriterium»). Es werden die verschiedenen Typen unbezahlter Arbeit und der dafür investierte Zeitaufwand an einem Referenztag erfasst. Die Befragung zur unbezahlten Arbeit wird mit einem ausgebauten Fragemodul seit 1997 alle drei bis vier Jahre im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) erhoben.
2010 fand eine grössere Revision der SAKE statt. Die Resultate zum Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit sind nur bedingt vergleichbar mit den Vorjahren.
Definitionen
Definition des Indikators
Der Indikator Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeiten misst das Total von insgesamt 12 vordefinierten Tätigkeitsgruppen für Haus- und Familienarbeit im eigenen Haushalt (8 für Hausarbeiten und 4 für Betreuungsaufgaben). Darunter fallen unbezahlte Arbeiten wie Zubereiten von Mahlzeiten, Abwaschen, Putzen, Einkaufen, Waschen, handwerkliche Tätigkeiten, Tier- und Pflanzenpflege, administrative Arbeiten für den Haushalt, Kinderbetreuung und Betreuung pflegebedürftiger Erwachsener im Haushalt.
Publikationen