Die Freiwilligenarbeit gibt Hinweise auf die Kohäsion einer Gesellschaft und ist für verschiedene Themenbereiche der umfassenden Wohlfahrtsmessung von zentraler Bedeutung. Sie bildet einen Bestandteil des Sozialkapitals, sowohl was die persönlichen Kontakte, die Unterstützung durch das soziale Netzwerk als auch das zivile Engagement für das Gemeinwesen betrifft. Die Freiwilligenarbeit ist zudem eine Aktivität, durch die Güter und Dienstleistungen (z.B. von Jugendorganisationen, politischen Parteien, Sportvereinen) bereitgestellt werden.
Die Freiwilligenarbeit weist auch einen direkten Bezug zur Wohlfahrt auf. Einerseits ist sie Teil der Wohlfahrtsdimension „Arbeit und Freizeit“. Von Bedeutung ist hier, inwiefern die Freiwilligenarbeit mit der Erwerbsarbeit, der Haus- und Familienarbeit und der Freizeit vereinbar ist (work-life-Balance). Andererseits ist sie Teil der Wohlfahrtsdimension „Soziales Netzwerk“. Dieser Aspekt ist hier noch stärker ausgeprägt als bei der Haus- und Familienarbeit, da hier Leistungen für Institutionen und Organisationen oder andere Haushalte erbracht werden.
Stand 22. Dezember 2021
Die wichtigsten Ergebnisse
Gesamthaft wird von der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz durchschnittlich 1,6 Stunden pro Woche für Freiwilligenarbeit aufgewendet (für institutionalisierte 0,4 Std. und für informelle Freiwilligenarbeit 1,2 Std.). Dies entspricht insgesamt 619 Millionen Stunden im Jahr 2020. Die Beteiligungsquote beträgt 41%. Männer setzen mehr Zeit für Vereine und Organisationen ein, Frauen mehr in informelle Hilfeleistungen für Verwandte und Bekannte.
Kontext
Die institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen war 2020 aufgrund der Covid-19-bedingten Schutzmassnahmen für die Bevölkerung relativ stark eingeschränkt. 15,9% der ständigen Bevölkerung ab 15 Jahren engagierten sich im Jahr 2020 für Vereine oder Organisationen, 2016 waren es noch 19,5% gewesen. Mit Ausnahme der 15- bis 24-Jährigen setzen alle Altersgruppen im Jahr 2020 weniger Zeit für organisierte Freiwilligenarbeit ein als 2016.
Einen leichten Anstieg zu verzeichnen gab es dagegen bei informellen Freiwilligenarbeiten wie Nachbarschaftshilfe, Kinderbetreuung, Dienstleistungen oder Pflege und Betreuung von Verwandten und Bekannten, die nicht im selben Haushalt leben. So leisten im Jahr 2020 32,5% der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren solche Dienste gegenüber 31,7% im Jahr 2016. Verglichen mit 2016 nahmen die informellen Hilfeleistungen der mittleren Altersgruppen (25- bis 64-Jährige) zu, bei den Personen ab 65 Jahren gingen sie jedoch zurück. Letzteres steht in Zusammenhang mit der Einschränkung von Kontakten und der Mobilität allgemein als Schutzmassnahme vor Covid-19 besonders für ältere Bevölkerungsgruppen. Wird die Anzahl pro Woche investierten Stunden informelle Freiwilligenarbeiten in Funktion des Alters betrachtet, so setzen Frauen wie Männer ab 55 Jahren mehr Zeit ein als Personen zwischen 15 und 54. Am meisten Zeit wenden Frauen zwischen 65 und 74 Jahren auf mit 7,5 Stunden pro Woche.
Vergleich mit subjektiven Daten
---
Internationaler Vergleich
---
Tabellen
Methodologie
Das Modul «Unbezahlte Arbeit» erhebt Daten zu Haus-, Familien- und Freiwilligenarbeit in der Schweiz. Unbezahlte Arbeit wird definiert als produktive Arbeit, die zwar nicht entlohnt wird, im Prinzip aber von einer fremden Person gegen Bezahlung ausgeführt werden könnte («Drittpersonen-Kriterium»). Es werden die verschiedenen Typen unbezahlter Arbeit und der dafür investierte Zeitaufwand an einem Referenztag erfasst. Freiwilligenarbeit wird für den Monat vor dem Interview erfasst. Die Befragung zur unbezahlten Arbeit wird mit einem ausgebauten Fragemodul seit 1997 alle drei bis vier Jahre im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) erhoben.
Im Rahmen des Moduls Unbezahlte Arbeit der SAKE 2016 wurden die Fragen zur informellen Freiwilligenarbeit überarbeitet. Die Befragten können mehrere Personen aus anderen Haushalten mit unterschiedlichen informellen Hilfeleistungen unterstützen. Vor 2016 wurde nur das Total der investierten Zeit für alle Hilfeleistungen erhoben. Ab 2016 wird der Zeitaufwand für jede unterstützte Person einzeln abgefragt. Ein Serienbruch zwischen 2013 und 2016 ist aufgrund dieser Anpassung nicht auszuschliessen und Zeitvergleiche sind deshalb nur bedingt möglich.
2010 fand eine grössere Revision der SAKE statt. Die Resultate zum Zeitaufwand für Freiwilligenarbeit sind nur bedingt vergleichbar mit den Vorjahren.
Definitionen
Publikationen