Verwendung von Mobilitätsdaten in gesundheitlichen Notsituationen

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Symbolbild: Verwendung von Mobilitätsdaten in gesundheitlichen Notsituationen

Publiziert am: 11.11.2022
Autorin: Yara Abu Awad

Dieser Blog-Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die Bedeutung von Mobilitätsdaten im Umgang mit gesundheitlichen Notsituationen. Dieses Thema wurde von CrisisReady in einem Bericht behandelt, der unter demselben Namen veröffentlicht wurde. CrisisReady ist eine Forschungsplattform, die mit akademischen Kreisen, Technologieunternehmen und Hilfsorganisationen zusammenarbeitet, um datengestützte Entscheidungsprozesse in die lokale Katastrophenplanung einzubinden. Diese Plattform wurde im Rahmen eines vom Kompetenzzentrum für Datenwissenschaft organisierten Webinars über Datenwissenschaft und KI für das Gemeinwohl vorgestellt.

Was sind Mobilitätsdaten?

Mobilitätsdaten geben detailliert Auskunft über die Bewegungen von Menschen. Sie können jedem Gerät entnommen werden, das mit dem Mobilfunknetz, Internet und/oder GPS verbunden ist. Zu den Mobilitätsdaten zählen etwa Anrufdatensätze (CDR) und X-Datensätze von mit dem Internet verbundenen Mobilgeräten (xDR) sowie Daten von Fahrzeug-GPS-Geräten, mit Geotags versehene Social-Media-Daten und via Bluetooth-Austausch oder Smartphone-App erfasste Daten.

Welche Vorteile bieten Mobilitätsdaten?

Bei gesundheitlichen Notsituationen können Mobilitätsdaten genutzt werden, um die Anzahl und den Aufenthaltsort von gefährdeten Personen zu ermitteln, nahegelegene Spitäler über die Zahl der zu erwartenden Opfer zu informieren und bei der Erstellung von epidemiologischen Modellen Abhilfe zu leisten. Die nötige Reaktionsfähigkeit kann jedoch nicht immer gewährleistet werden. Die damit verbundenen Herausforderungen werden im Folgenden erläutert.

Was sind die Herausforderungen?

Empfehlungen

Der Bericht von CrisisReady schlägt zur Bewältigung der oben genannten Herausforderungen folgende Massnahmen vor.

Verfügbarkeit von Daten

  1. Schaffung gesetzlicher Grundlagen zur Regelung der Datennutzung.
  2. Gründung eines Fachgremiums für die Publikation von Interoperabilitätsstandards.
  3. Konsensfindung bezüglich der Aggregierung und Anonymisierung von Daten.
  4. Förderung der Entwicklung einer standardisierten Vertragssprache für die Nutzung von Mobilitätsdaten.
  5. Aufbau eines Kaders von Datenverantwortlichen in Unternehmen zur Sicherstellung einer verantwortungsvollen Nutzung von Daten für das Gemeinwohl.
  6. Erarbeitung, Prüfung und Verbreitung von Fallbeispielen für die Anwendung des differenziellen Datenschutzes (differential privacy) auf Mobilitätsdaten.
  7. Berücksichtigung der Gemeinschaften, von denen die Daten stammen, bei der Bestimmung des Anwendungsbereichs der Daten.

Methodik

  1. Schaffung von Rahmenbedingungen für die Kommunikation zu Verzerrungen und Unsicherheiten.
  2. Weiterentwicklung von Methoden zur Korrektur von Verzerrungen in Mobilitätsdatensätzen.
  3. Unterstützung bei der Entwicklung von Standards zur Förderung der Interoperabilität zwischen den Datensätzen.
  4. Entwicklung von Lösungsansätzen für den Einbezug der verschiedenen von den Technologieunternehmen verwendeten Anonymisierungstechniken.
  5. Schaffung eines Rahmens zur Quantifizierung des Schadenspotenzials unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen und politischen Kontexts.
  6. Überzeugen von Geldgebern und nationalen Akademien zur Investition in Ressourcen für die Vorbereitung auf Notlagen und deren Bewältigung, einschliesslich der Zuweisung von Geldmitteln für Notsituationen.

Umsetzbarkeit

  1. Dokumentation und Verbreitung von Best Practices für: 
    • Technologieunternehmen, damit sie die Daten weiterhin verantwortungsbewusst übermitteln;
    • Geldgeber und nationale Akademien, damit sie in grossem Umfang in Ressourcen investieren;
    • politische Entscheidungstragende, um sie für die potenzielle Nutzung dieser Datenprodukte zu sensibilisieren zwecks Unterstützung der Behörden bei der Entwicklung relevanter und umsetzbarer analytischer Produkte;
    • die breite Öffentlichkeit, um die Transparenz in Bezug auf die potenzielle Nutzung und die Grenzen dieser Daten zu steigern und einen sachkundigen Umgang damit zu fördern.
  2. Finanzierung und Aufbau eines Kaders von Datenexpertinnen und -experten in Gesundheits- und Katastrophenschutzbehörden.
  3. Finanzierung und Förderung eines Forschernetzwerks zur Festigung der lokalen und regionalen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Katastrophenschutzbehörden.

Fazit

Mobilitätsdaten sind wichtig für einen schnellen und effizienten Umgang mit gesundheitlichen Notsituationen. Damit ihr Potenzial voll ausgeschöpft werden kann, gilt es, sämtliche Hindernisse, die ihre Nutzung einschränken, aus dem Weg zu räumen.

Letzte Änderung 11.11.2022

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