Datenwissenschaft für das Gemeinwohl

Publiziert am: 03.03.2022
Autor: Bertrand Loison

Das im Jahr 2021 beim BFS eingerichtete Kompetenzzentrum für Datenwissenschaft (DSCC) bietet qualitativ hochstehende Dienstleistungen für die gesamte Schweizer Bundesverwaltung.

Für eine gut funktionierende Demokratie muss die Meinungsbildung zu Themen von öffentlichem Interesse sowie für die politische Entscheidfindung gefördert werden. Die Qualität, Zuverlässigkeit und Unparteilichkeit der von der öffentlichen Verwaltung produzierten Informationen sind daher von entscheidender Bedeutung für einen faktenbasierten politischen Diskurs. Die öffentliche Statistik der Schweiz erfüllt diese Aufgabe als unabhängige Datenproduzentin seit über 160 Jahren beispielhaft.

Die seit rund 15 Jahren rasant zunehmende «Datafizierung» unserer Gesellschaft ist mittlerweile eine nicht mehr erklärungsbedürftige Tatsache. Dank der Datenwissenschaft lässt sich aus den verfügbaren Daten ein echter Mehrwert ziehen, indem diese als Basis für eine bessere Entscheidfindung herbeigezogen werden. Komplexe Probleme in Zusammenhang mit riesigen, in der Regel unstrukturierten Datenmengen lassen sich mit innovativen Methoden, Techniken und Praktiken lösen. Mit dem nötigen Abstand betrachtet ist dennoch festzustellen, dass die Gesellschaft in einem «Zeitalter der Algorithmen» angekommen ist. Daher stellt sich die Frage, welche Rolle der öffentliche Sektor einnehmen muss, um auch in Zukunft wissenschaftlich und ethisch korrekte, neutrale Entscheidgrundlagen bereitstellen zu können.

Mit dem Kompetenzzentrum für Datenwissenschaft (DSCC) hat der Bundesrat eine Instanz geschaffen, die über die notwendigen wissenschaftlichen Kompetenzen und Erfahrungen verfügt, um die gesamte öffentliche Verwaltung der Schweiz in datenwissenschaftlichen Belangen und insbesondere bei Fragen zum Einsatz von Algorithmen zu beraten.

Das DSCC bietet sowohl konkrete Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Algorithmik und Durchführung komplexer Projekte mit Beteiligung der Datenwissenschaft als auch eine Reihe von Ausbildungsmodulen in den Bereichen Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz (KI) an. All diesen Tätigkeiten liegt das Prinzip «Data Science as a Service» (DSaaS) zugrunde. Das DSCC garantiert seinen Auftraggebern vor allem, dass die Art, wie Algorithmen im Rahmen eines Projekts eingesetzt werden, rechtsstaatlichen Grundsätzen entspricht.

Die Tatsache, dass diese Dienstleistungen von einem Kompetenzzentrum innerhalb der Bundesverwaltung und damit von einem neutralen Partner angeboten werden, bietet den Direktionen der öffentlichen Verwaltungen der Schweiz die Gewähr, dass die verwendeten Algorithmen den Best Practices entsprechen und sich die als Entscheidungsgrundlage bereitgestellten Informationen in den Rechtsstaat einfügen.

Ganz allgemein misst das DSCC bei der Umsetzung seiner Dienstleistungen den Grundwerten Informationssicherheit, Datenschutz, Datensicherheit, Datengovernance, Nichtdiskriminierung, Erklärbarkeit, Transparenz, Reproduzierbarkeit, Neutralität, Objektivität, ethischer Umgang mit Daten und Ergebnissen sowie öffentliches Vertrauen grösste Bedeutung bei.

Im Wesentlichen lassen sich in der Datenwissenschaft innerhalb der öffentlichen Verwaltung zwei Anwendungsfelder für Algorithmen unterscheiden.

Einerseits ist dies der Bereich der KI, d.h. der Einsatz von datenwissenschaftlichen Ansätzen zur Automatisierung repetitiver Aufgaben anhand von Algorithmen des maschinellen Lernens im Hinblick auf eine Effizienzsteigerung.
Andererseits werden Algorithmen von der Datenwissenschaft selbst eingesetzt, im Rahmen der Bereitstellung von spezifischen Hilfsmitteln (Analysen, Szenarien, Prognosen), mit denen die politischen Entscheidungstragenden die öffentliche Politik von deren Erarbeitung bis zur Evaluation gezielt und möglichst in Echtzeit steuern können. Dabei wird der Grundsatz des «Evidence-based policy making» umgesetzt.

Um die datenwissenschaftlichen Kompetenzen der gesamten öffentlichen Verwaltung der Schweiz zu bündeln, setzt das DSCC auf eine Praxisgemeinschaft: «Datenwissenschaft für das Gemeinwohl».