Drei Grundszenarien wurden berechnet. Das Referenzszenario (A-00-2020) schreibt die Entwicklungen der letzten Jahre fort. Das «hohe» Szenario (B-00-2020) beruht auf einer Kombination von Hypothesen, die ein stärkeres Bevölkerungswachstum zur Folge hätten, während das «tiefe» Szenario (C-00-2020) Hypothesen kombiniert, mit denen das Bevölkerungswachstum geringer ausfällt.
Seit 1984 erstellt das Bundesamt für Statistik im Auftrag des Bundesrates und in Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen periodisch Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz. Mit den im Mai 2020 veröffentlichten Szenarien 2020 bis 2050 liegt nun die achte Serie der Bevölkerungsszenarien vor. Die Szenarien zur demografischen Entwicklung werden - wie in der früheren Serie - durch Vorausschätzungen zur Entwicklung der Erwerbsbevölkerung und zum Bildungsniveau der Bevölkerung ergänzt.
Die wichtigsten Resultate
Die Methode zur Berechnung demografischer Szenarien, die als Komponentenmethode (oder Bevölkerungsbilanz) bezeichnet wird, beruht auf der Wahl von Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit, Einwanderung, Auswanderung und Erwerb des Schweizer Bürgerrechts.
Das Referenzszenario wird unter Verwendung der Referenzhypothesen sowohl für die Geburtenhäufigkeit als auch für die Sterblichkeit und die Migration berechnet. Das "hohe" Szenario ist eine Kombination aus den hohen Hypothesen für alle drei Komponenten der Bevölkerungsentwicklung; das "tiefe" Szenario ist eine Kombination aus den tiefen Hypothesen. Diese drei Szenarien sind die Basisszenarien für diese Reihe von Vorausschätzungen. Sie definieren eine Bandbreite, die für die Entwicklung der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz in den nächsten Jahrzehnten derzeit am plausibelsten erscheint.
Im folgenden Dokument werden die beobachteten Werte für 2021 mit den Ergebnissen der für dasselbe Jahr berechneten Szenarien verglichen:
Ständige Wohnbevölkerung nach den drei Grundszenarien
Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz belief sich 1990 auf rund 6,8 Millionen Personen. Seither ist die Bevölkerungszahl stark angestiegen und erreichte im Jahr 2018 8,5 Millionen. Die Szenarien zeigen eine Fortsetzung dieses Trends:
- Das Referenszenario geht von einem anhaltenden Wachstum der Wohnbevölkerung aus, die im Jahr 2050 voraussichtlich etwa 10,4 Millionen Personen umfasst.
- Das "hohe" Szenario sieht für den gesamten Zeitraum ein stärkeres Wachstum voraus, das im Jahr 2050 zu einem Bevölkerungsbestand von 11,4 Millionen führt.
- Das "tiefe" Szenario hat ein langsameres Bevölkerungswachstum zur Folge, wobei die Bevölkerungszahl im Jahr 2050 9,5 Millionen Personen erreicht.
Referenzszenario |
Hohes Szenario |
Tiefes Szenario |
|
---|---|---|---|
2020 |
8 688.2 |
8 717.5 |
8 658.7 |
2025 |
9 058.3 |
9 178.3 |
8 937.9 |
2030 |
9 430.8 |
9 672.2 |
9 189.4 |
2035 |
9 758.5 |
10 146.9 |
9 371.7 |
2040 |
10 015.4 |
10 572.6 |
9 463.5 |
2045 |
10 235.3 |
10 979.7 |
9 502.5 |
2050 |
10 440.6 |
11 385.7 |
9 516.9 |
Geschlechts- und Altersstruktur
Die Altersstruktur der Bevölkerung der Schweiz wird sich in den kommenden Jahrzehnten tiefgreifend verändern. In den nächsten 30 Jahren wird die Alterung der Bevölkerung von folgenden Faktoren angetrieben werden:
- Der in den letzten Jahrzehnten beobachtete Rückgang der Geburtenrate lässt eine Erneuerung der Generationen nicht zu.
- Die zahlenmässig grossen Generationen von in den 1950er bis 1970er Jahren in der Schweiz geborenen Personen oder in dieser Zeit und bis heute in unser Land Eingewanderten werden allmählich das Rentenalter erreichen.
- Die Lebenserwartung nimmt kontinuierlich zu, wobei ein grösserer Anteil der Personen ein sehr hohes Alter erreicht.
Da die Geburtenhäufigkeit niedrig bleibt und die Sterblichkeitsraten nach 2050 weiter zurückgehen, wird auch nach dem Verschwinden der Babyboom-Generationen in mehr als 50 Jahren der Anteil älterer Menschen hoch bleiben.
Gemäss Referenzszenario steigt die Zahl der 20- bis 64-jährigen Personen in den nächsten 30 Jahren leicht an. Sie erhöht sich von 5,3 Millionen im Jahr 2018 auf 5,5 Millionen im Jahr 2030, 5,6 Millionen im Jahr 2040 und knapp 5,8 Millionen im Jahr 2050. Ihre Zahl nimmt allerdings weniger schnell zu als die der Personen ab 65 Jahren. Der Anteil der Erwachsenen im Alter von 20 bis 64 Jahren an der Gesamtbevölkerung sinkt von 61,5% im Jahr 2018 auf 57,8% im Jahr 2030, 56,0% im Jahr 2040 und schliesslich auf 55,1% im Jahr 2050.
Alterspyramide
In den kommenden 30 Jahren wird sich die Alterspyramide verändern. Aus der Tanne wird eine Art Urne. Gemäss allen Szenarien verbreitert sich die Spitze der Alterspyramide allmählich, da die Babyboom-Generationen in die höheren Altersklassen eintreten. Hingegen kann sich die Basis der Alterspyramide je nach Hypothese der Geburtenhäufigkeit entweder verbreitern, wenn es mehr Geburten gibt, oder bei einem Geburtenrückgang auch verschmälern.
Szenarien und Varianten
Die Kombination der Referenzhypothesen ergibt das Referenzszenario A-00-2020, die Kombination der hohen Hypothesen das «hohe» Szenario B-00-2020 und die Kombination der tiefen Hypothesen das «tiefe» Szenario C-00-2020.
Das Referenzszenario beschreibt die Entwicklung, die zum Zeitpunkt der Berechnung für die kommenden Jahrzehnte am plausibelsten erschien. Das «hohe» und das «tiefe» Szenario geben ihrerseits die plausible Bandbreite der zukünftigen Entwicklung der Wohnbevölkerung und der Erwerbsbevölkerung an.
Zusätzlich zu diesen drei Grundszenarien wurden für die Wohnbevölkerung 2 alternative Szenarien und 7 Varianten des Referenzszenarios und für die Erwerbsbevölkerung 7 Varianten berechnet.
Die Varianten des Referenzszenarios wurden erstellt, indem die Hypothesen für jeweils nur eine Komponente der Bevölkerungsentwicklung geändert wurden: Fruchtbarbkeit, Sterblichkeit und Migration. Diese Varianten werden berechnet, um den Einfluss der einzelnen demografischen Komponenten auf die Entwicklung der Bevölkerung und die verschiedenen Indikatoren der Bevölkerungsstruktur zu untersuchen.
Die alternativen Szenarien D-00-2020 "Verstärkte Alterung" und E-00-2020 "Abgeschwächte Alterung" zeigen eine plausible Bandbreite für die Entwicklung der Altersquotienten. Ersteres hat die gleichen Annahmen wie das "tiefe" Szenario mit Ausnahme der Sterblichkeit, die derjenigen des "hohen" Szenarios entspricht, und letzteres hat die gleichen Annahmen wie das "hohe" Szenario mit Ausnahme der Sterblichkeit, die derjenigen des "tiefen" Szenarios entspricht.
Variante | Veränderte Hypothesen |
---|---|
A-01-2020 Höhere Geburtenhäufigkeit | Geburtenhäufigkeit hohe Hypothese |
A-02-2020 Niedrigere Geburtenhäufigkeit | Geburtenhäufigkeit tiefe Hypothese |
A-03-2020 Höhere Lebenserwartung bei Geburt | Sterblichkeit hohe Hypothese |
A-04-2020 Niedrigere Lebenserwartung bei Geburt | Sterblichkeit tiefe Hypothese |
A-05-2020 Hoher Wanderungssaldo | Wanderungen hohe Hypothese |
A-06-2020 Tiefer Wanderungssaldo | Wanderungen tiefe Hypothese |
A-07-2020 Stabile Auswanderungsziffern |
Altersspezifische Auswanderungsziffern entsprechen dem Durchschnitt der Jahre 2013-2017 (gilt auch für die Einbürgerungsziffern) |
Demografische Indikatoren wie die Jugend- oder Altersquotienten ermöglichen einen direkten Vergleich der Grösse der Bevölkerung im Kinder- und Jugendalter bzw. im Rentenalter mit der Grösse der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.
Der Altersquotient, d.h. die Anzahl der 65-Jährigen und Älteren je 100 20 bis 64-Jährige, steigt in den kommenden Jahrzehnten, insbesondere zwischen 2020 und 2030, stark an, während der Jugendquotient, d.h. die Anzahl der Personen unter 20 Jahren je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren, nur leicht ansteigt.
2020 |
2025 |
2030 |
2035 |
2040 |
2045 |
2050 |
|
---|---|---|---|---|---|---|---|
Jugendquotient | 32.6 |
33.7 |
34.6 |
35.1 |
35.1 |
35.0 |
35.0 |
Altersquotient | 30.9 |
34 |
38.3 |
41.8 |
43.6 |
44.9 |
46.5 |
Gesamtquotient | 63.5 |
67.7 |
72.9 |
76.9 |
78.7 |
79.9 |
81.5 |
Der Gesamtquotient, d.h. die Summe von Jugend-und Altersquotient, erhöht sich von 62,5 Personen unter 20 bzw. ab 65 Jahren je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren im Jahr 2018 auf 72,9 im Jahr 2030 und 81,5 im Jahr 2050. Er fiel 2010 zum zweiten Mal nach 1991 auf einen historischen Tiefstwert (60,7) - ein Ereignis, das sich in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr wiederholen wird.
Entwicklung des Altersquotienten
Der Altersquotient zeigt deutlich, dass die Gesamtbevölkerung der Schweiz rasch altert. Er steigt in den nächsten Jahrzehnten stark an. Während Ende 2018 30,0 Personen im Rentenalter auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter entfielen, sind es Ende 2050 gemäss dem Referenzszenario 46,5 Personen. Dies bedeutet, dass jeder Person im Rentenalter ungefähr zwei Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüberstehen. Der Altersquotient wird gemäss den alternativen Szenarien "Abgeschwächte Alterung" und "Verstärkte Alterung" im Jahr 2050 bei 42,0 bzw. 51,7 liegen.
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