Interpretation der Luftaufnahmen am Bildschirm

Die Interpretation erfolgt an einem Bildschirm bzw. System, das eine dreidimensionale, stereoskopische Bildbetrachtung ermöglicht. Damit können auch Hangneigungen, Senken, Geländebrüche erkannt und die Höhe von Bäumen und Gebäuden abgeschätzt werden.

Planar-Betrachtungssystem zur Interpretation der Luftaufnahmen.
Planarsystem zum Betrachten der Luftaufnahmen

Dreidimensionale Bildbetrachtung

Bei einem 3D-Betrachtungssystem wird der Vorgang des räumlichen Sehens mittels zweier Abbildungen, die dasselbe Objekt von leicht unterschiedlichen Standorten zeigt, nachgeahmt. Um den 3D-Effekt hervorzurufen, müssen diese stereoskopischen Teilbilder den Augen jedoch getrennt dargeboten werden, damit das linke Auge nur das linke und das rechte Auge nur das rechte Bild zu sehen bekommt. Das linke Bild stammt hier vom hinteren LCD-Bildschirm, das rechte vom oberen Bildschirm. Beide LCD-Bildschirme liefern dabei polarisierte Bilder. Durch einen halbdurchlässigen Spiegel und eine Polarisationsbrille werden getrennte Strahlengänge realisiert. Diese - perspektivisch unterschiedlichen – Ansichten werden im Sehzentrum des Gehirns zu einer einzigen plastischen Wahrnehmung verschmolzen.

Erfassung des Interpretationscodes

Bei der Interpretation der Bodennutzung und -bedeckung wird jedem Stichprobenpunkt je eine Kategorie des Nutzungs- und Bedeckungskataloges zugeteilt und direkt in der entsprechenden Applikation am Bildschirm erfasst. Dabei können in vielen Fällen, die durch das Erfassungsprogramm vorgeschlagenen Codes (sog. Vorentscheide), bestätigt und direkt übernommen werden, ohne dass sie diese explizit eingetippt werden müssen. Für die Zuteilung der Codes ist die Nutzung/Bedeckung am Stichprobenpunkt (= Hektarkoordinate) massgebend, wobei in gewissen Fällen die unmittelbare Umgebung in die Beurteilung miteinbezogen wird (wann werden Bäume zum Wald?). In der fünften Erhebungsrunde (Arealstatistik 2020/25) wird das aktuelle Luftbild interpretiert. Die früheren Datensätze (1979/85, 1992/97, 2004/09 und 2013/18) können nicht mehr verändert werden.

Da wir den Bezugsrahmen von LV03 auf den neuen LV95 gewechselt haben, erhalten unsere Stichprobenpunkte, je nach Entfernung vom Fundamentalpunkt (Zimmerwald bei Bern) eine Lageverschiebung von wenigen Zentimetern bis einem Meter. Deshalb markieren wir die Punkte, welche aufgrund einer Lageverschiebung eine Veränderung der Nutzung und/oder der Bedeckung erfahren mit einem Hacken im Kasten «Unreal Change». Dort können wir die Rubrik «Veränderte Punktlage», «Bessere Hilfsmittel» oder «Interpretenfehler» auswählen.

Wir haben die Möglichkeit bei Unsicherheit oder bei besonders speziellen Punkten diese in die Teamdiskussion zu geben. Dort werden sie besprochen und definitiv zugeteilt. Die Teamdiskussion dient der Schulung und Weiterbildung der Interpretinnen und Interpreten. Bei Unklarheiten oder Unstimmigkeiten sind Verifikationen im Feld vorgesehen. Werden aus den Diskussionen Änderungen am Kategorienkatalog nötig, werden diese festgehalten.

Plausibilisierung

Jede Eingabe eines Nutzungs- oder Bedeckungscodes wird durch das Erfassungsprogramm auf ihre Plausibilität geprüft, bevor sie in der Datenbank gespeichert wird. Dabei stützt sich die Software auf eine umfangreiche Liste von Regeln und Zusammenhängen, welche im Verlauf der Erhebung periodisch ergänzt und aktualisiert wird. Unwahrscheinliche Beobachtungen (z.B. Abbruch eines Gebäudes einer früheren Erhebung und Rückführung der Nutzung in die Landwirtschaft) müssen dabei nochmals visuell geprüft bzw. explizit bestätigt oder korrigiert werden, bevor ein weiterer Punkt interpretiert werden kann. Einige Kombinationen sind gar als unmöglich definiert (z.B. Gebäude oder Vegetation auf einem Gletscher) und müssen zwingend anders codiert werden, um weiterarbeiten zu können.

Qualitätskontrolle

In einem ersten Schritt werden alle Stichprobenpunkte interpretiert und von einer zweiten Person kontrolliert. Bei unterschiedlichen Interpretationen wird der Punkt von einer sogenannten «Superjury» bestehend aus zwei anderen Personen als den an der Interpretation und Kontrolle beteiligten. Es kann bei jedem Schritt ein Punkt in die Teamdiskussion vorgelegt werden.
In einem weiteren Schritt wird die künstliche Intelligenz auch für Kontrollzwecke eingesetzt.
 

Kontakt

Bundesamt für Statistik Sektion Geoinformation
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz

Kontakt

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/raum-umwelt/erhebungen/area/erhebungsprozess/interpretation-luftaufnahmen.html