In den letzten 50 Jahren hat sich die Religionslandschaft in der Schweiz ziemlich stark verändert. Während der Anteil der römisch-katholischen Landeskirche relativ stabil geblieben ist, hat jener der evangelisch-reformierten Landeskirche stark zugunsten von Personen ohne Religionszugehörigkeit abgenommen.
Die Anteile der römisch-katholischen und der evangelisch-reformierten Landeskirchen haben zwischen 2010 und 2021 abgenommen (um 6 bzw. 7 Prozentpunkte). Im Gegensatz dazu hat der Anteil der muslimischen und aus dem Islam hervorgegangenen Glaubensgemeinschaften leicht zugenommen (um 1 Prozentpunkt). Der Anteil der jüdischen Glaubensgemeinschaften ist gleich geblieben, während jener der Personen ohne Religionszugehörigkeit um 12 Prozentpunkte zugenommen hat.
Etwa drei Viertel der Bevölkerung (74%) sucht maximal fünfmal pro Jahr eine religiöse Einrichtung auf, um einem Gottesdienst beizuwohnen. Nach den Personen ohne Religionszugehörigkeit weisen die islamischen Gemeinschaften den grössten Anteil Personen auf, die angaben, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung nie (46%) oder einmal pro Woche (13%) an einem Gottesdienst teilgenommen zu haben. 68% der Mitglieder anderer evangelikaler Gemeinden besuchten mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst. Die katholische Kirche verzeichnet den grössten Anteil Personen, die zwischen sechs Mal pro Jahr und mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst besuchten (26%), während der grösste Anteil Personen, die ein- bis fünfmal pro Jahr an Gottesdiensten teilnehmen, bei der protestantischen Kirche zu finden ist (49%). 87% der Personen, die unabhängig von der Religionszugehörigkeit zwischen ein- und fünfmal pro Jahr einem Gottesdienst beiwohnen, tun dies aus sozialen Gründen, etwa anlässlich einer Hochzeit oder Beerdigung.
In der protestantischen Kirche ist der Anteil Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung nie gebetet haben, höher (38%) als bei den muslimischen (31%) und katholischen Gemeinschaften (30%). Mitglieder der anderen evangelikalen Gemeinden beten häufiger: 30% beten mehrmals täglich und 54% täglich oder fast. Rund jede fünfte Person, die angab, keiner Religion anzugehören, betet mindestens einmal pro Jahr.
In der katholischen und in der protestantischen Gemeinschaft geben 51% bzw. 40% der Mitglieder an, dass sie an einen einzigen Gott glauben. Über ein Fünftel (23%) bzw. ein Drittel (31%) glaubt eher an eine höhere Macht. Es zeigt sich, dass sich die Religionszugehörigkeit nicht unbedingt mit der Glaubensform deckt: In der katholischen und in der protestantischen Gemeinschaft bezeichnen sich 6,3% bzw. 9,1% der Personen als atheistisch, 18% bzw. 19% als agnostisch. Die Mitglieder der anderen evangelikalen Gemeinden sowie der muslimischen Gemeinschaften geben häufiger an, an einen einzigen Gott zu glauben (93% bzw. 92%).
Am verbreitetsten sind die Überzeugung, dass die Evolutionstheorie die schlüssigste Erklärung für den Ursprung des Menschen ist (55%), sowie der Glaube an eine höhere Macht über unser Schicksal (51%). Jeweils 45% der Bevölkerung glauben an ein Leben nach dem Tod, an Engel oder übernatürliche Wesen, die über uns wachen, sowie daran, dass manche Personen über die Gabe des Heilens oder Hellsehens verfügen. Am wenigsten verbreitet ist der Glaube an eine Wiedergeburt (19%) sowie daran, dass wir mit den Geistern von Verstorbenen Kontakt aufnehmen können (20%).
2019 war Religion oder Spiritualität in schwierigen Momenten des Lebens bei mehr als jeder zweiten Person (53%) eher oder sehr wichtig, im Fall einer Krankheit bei 44%. In Bezug auf die Einstellung gegenüber Natur und Umwelt sowie auf die Kindererziehung sind Religion oder Spiritualität bei 40% bzw. 42% der befragten Bevölkerung ab 15 Jahren von Bedeutung. Im Berufsleben (21%), bei Entscheidungen in Zusammenhang mit Abstimmungen oder bei der politischen Ausrichtung (14%), im Sexualleben (16%) und bei den Ernährungsgewohnheiten (14%) sind religiöse oder spirituelle Aspekte für einen kleineren Bevölkerungsanteil wichtig. Ausser bei den Ernährungsgewohnheiten, beim Sexualleben sowie bei der Organisation von Familienfesten hat sich die Bedeutung der Religion oder Spiritualität im Vergleich zu 2014 in allen erwähnten Bereichen verringert.
Diskriminierung umschreibt sämtliche Praktiken, bei denen eine Person (oder Personengruppe) in ihren Rechten eingeschränkt, ungleich oder intolerant behandelt, erniedrigt, bedroht oder in Gefahr gebracht wird. Die entsprechenden Fragen wurden in der jüngsten Erhebung zum ersten Mal gestellt. 8,2% der Gesamtbevölkerung geben an, in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert worden zu sein. 35% der muslimischen Personen waren mindestens in einer konkreten Situation in der Schweiz Opfer von Diskriminierung aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Darauf folgen die Personen aus anderen Religionen (26%) sowie den anderen evangelikalen Gemeinden (17%).
2019 gehörte nahezu ein Drittel der Kinder unter 15 Jahren keiner Religion an, 2014 war es ein Viertel. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil protestantischer Kinder von 23% auf 19% gesunken. Bei den anderen Religionszugehörigkeiten ist die Veränderung nicht signifikant. Ein Drittel der Kinder ist katholisch, 8,1% sind muslimisch, 5,4% gehören einer anderen christlichen Gemeinschaft, 2,2% einer anderen evangelikalen Gemeinde und 1,8% einer anderen Religion an.
Die Verteilung der Religionen variiert stark mit der Nationalität ihrer Angehörigen. Unter den Schweizerinnen und Schweizern ist der Anteil Personen ohne Religionszugehörigkeit kleiner (28%), als unter Personen mit deutscher (54%), französischer (62%) und spanischer (40%) Nationalität, genauso als auch unter Personen aus Amerika und der Karibik (48%), Ozeanien (75%), dem übrigen Europa (47%) und dem übrigen Asien (28%). Unter den Schweizerinnen und Schweizern lässt sich im Vergleich zur ständigen Wohnbevölkerung mit einer anderen Nationalität der grösste Anteil Evangelisch-reformierter beobachten (28%). Anteilsmässig am meisten Römisch-katholische finden sich bei den Personen mit italienischer (70%), portugiesischer (69%) und spanischer (54%) Nationalität. Unter den Schweizerinnen und Schweizern beträgt ihr Anteil 35%.
Personen aus den Balkanstaaten (58%), nordafrikanischen Ländern (74%), dem Mittleren Osten (62%) und der Türkei (66%) gehören mehrheitlich einer islamischen Gemeinschaft an. 2,7% der Schweizerinnen und Schweizer haben ebendiese Religionszugehörigkeit. Andere christliche Religionsgemeinschaften sind besonders unter Personen aus Subsahara-Afrika (40%) vertreten. Anteilsmässig viele Anhänger anderer Religionsgemeinschaften (zum Beispiel buddhistische oder hinduistische) finden sich bei der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren mit einer Nationalität welche zum übrigen Asien (40%) gezählt wird.
Schweizerinnen und Schweizer unterscheiden sich bezüglich ihrer Religionszugehörigkeit von Personen mit ausländischer Nationalität. Drei Viertel der Römisch-katholischen und 95% der Evangelisch-reformierten sind Schweizerischer Nationalität. Bei den Angehörigen anderer christlicher und jüdischer Gemeinschaften liegt der Anteil an Schweizerinnen und Schweizern bei 63% respektive 69%. Der kleinste Anteil Schweizerinnen und Schweizer findet sich unter den Personen mit islamischer (37%) oder anderer Religionszugehörigkeit (51%). 71% der ständigen Wohnbevölkerung ohne Religionszugehörigkeit haben die Schweizer Nationalität.
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