In den letzten 40 Jahren hat sich die Religionslandschaft in der Schweiz ziemlich stark verändert. Während der Anteil der römisch-katholischen Landeskirche relativ stabil geblieben ist, hat jener der evangelisch-reformierten Landeskirche stark zugunsten von Personen ohne Religionszugehörigkeit abgenommen.
Die Anteile der römisch-katholischen und der evangelisch-reformierten Landeskirchen haben zwischen 2010 und 2017 abgenommen (um 3 bzw. 4 Prozentpunkte). Im Gegensatz dazu hat der Anteil der muslimischen und aus dem Islam hervorgegangenen Glaubensgemeinschaften leicht zugenommen (um 1 Prozentpunkte). Der Anteil der jüdischen Glaubensgemeinschaften ist leicht gestiegen (+0,1 Prozentpunkte), während jener der ohne Religionszugehörigkeit um 6 Prozentpunkte zugenommen hat.
Die grosse Mehrheit der Personen (71%) sucht maximal fünfmal pro Jahr eine religiöse Einrichtung auf, um einem Gottesdienst beizuwohnen. Nach den Konfessionslosen weisen die islamischen Gemeinschaften den grössten Anteil Personen auf, die angaben, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung nie (46%) oder einmal pro Woche (knapp 12%) an einem Gottesdienst teilgenommen zu haben. Die Mitglieder anderer evangelikaler Gemeinden besuchten 72 Prozent mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst. Die katholische Kirche verzeichnet den grössten Anteil Personen, die zwischen 6 Mal und mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst besuchten (26%), während der grösste Anteil Personen, die ein- bis fünfmal pro Jahr an Gottesdiensten teilnehmen, bei der protestantischen Kirche zu finden ist (50%).
Knapp ein Drittel der Katholikinnen und Katholiken (30%) und ein Sechstel der Mitglieder der muslimischen Gemeinschaften (17%) gaben an, täglich oder fast täglich zu beten. Der Anteil der Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung nie gebetet haben, ist bei den muslimischen Gemeinden höher (40%) als bei den Mitgliedern der protestantischen (34%) und der katholischen Kirche (26%). 34 Prozent den Mitglieder anderer evangelikaler Gemeinden beteten mehrmals täglich und 51 Prozent täglich oder fast täglich.
Von den katholischen bzw. protestantischen Befragten gaben 59 bzw. 46 Prozent an, an einen einzigen Gott zu glauben. Der Anteil der Personen, die eher an eine höhere Macht glauben, entsprach einem Fünftel (20%) bzw. einem Drittel (30%). Bei den anderen evangelikalen Gemeinden (92%) und den muslimischen Gemeinschaften (90%) ist der Anteil der Personen, die an einen einzigen Gott glauben, deutlich höher. Ein Drittel den Konfessionslosen bezeichnete sich als atheistisch und ein Viertel als agnostisch, d.h. sie wissen nicht, ob es einen oder mehrere Götter gibt. Ausserdem glaubte jede zehnte Person an einen
einzigen Gott und 31 Prozent an eine höhere Macht.
Frauen beten im Allgemeinen häufiger als Männer; 35 Prozent der Frauen gaben an, täglich oder fast täglich zu beten. Dieser Anteil betrug bei den Männern 20 Prozent. Frauen neigen auch eher dazu, sich mit verschiedenen Glaubensformen zu befassen. So glauben beispielsweise 58 Prozent der Frauen und lediglich 37 Prozent der Männer eher oder sicher an Engel oder übernatürliche Wesen, die über uns wachen.
Über die Hälfte der befragten Frauen (56%) glaubt, dass es Personen gibt, die über die Gabe des Heilens oder Hellsehens
verfügen. Bei den Männern belief sich dieser Anteil auf 42 Prozent. Auch das Ausüben diverser spiritueller Praktiken ist bei den Frauen verbreiteter. So betrug der Anteil der Personen, die eine Bewegungs- oder Atmungstechnik auf spirituelle Weise ausüben, bei den Frauen 27 Prozent, gegenüber 11 Prozent bei den Männern.
Religion oder Spiritualität spielte bei mehr als jeder zweiten Person (56%) eine eher oder sehr wichtige Rolle in schwierigen Momenten des Lebens und bei 47 Prozent im Falle einer Krankheit. In Bezug auf die Einstellung gegenüber Natur und Umwelt sowie auf die Kindererziehung war Religion oder Spiritualität bei 43 bzw. 47 Prozent der befragten Bevölkerung von Bedeutung. Im Berufsleben (23%), bei Entscheidungen in Zusammenhang mit Abstimmungen oder bei der politischen Ausrichtung (16%), im Sexualleben (16%) oder bei den Ernährungsgewohnheiten (13%) sind religiöse oder spirituelle Aspekte weniger wichtig.
Die Verteilung der Religionen variiert stark mit der Nationalität ihrer Angehörigen. Unter den Schweizerinnen und Schweizern ist der Anteil Personen ohne Religionszugehörigkeit kleiner (22%), als unter Personen mit deutscher (50%), französischer (55%) und spanischer (31%) Nationalität, genauso als auch unter Personen aus Amerika und der Karibik (41%), Ozeanien (71%), dem übrigen Europa (42%) und dem übrigen Asien (23%). Unter den Schweizerinnen und Schweizern lässt sich im Vergleich zur ständigen Wohnbevölkerung mit einer anderen Nationalität der grösste Anteil Evangelisch-reformierter beobachten (33%). Anteilsmässig am meisten Römisch-katholische finden sich bei den Personen mit italienischer (77%), portugiesischer (74%) und spanischer (63%) Nationalität. Unter den Schweizerinnen und Schweizern beträgt ihr Anteil 37%.
Personen aus den Balkanstaaten (61%), nordafrikanischen Ländern (78%), dem Mittleren Osten (61%) und der Türkei (73%) gehören mehrheitlich einer islamischen Gemeinschaft an. 2,4% der Schweizerinnen und Schweizer haben ebendiese Religionszugehörigkeit. Andere christliche Religionsgemeinschaften sind besonders unter Personen aus Subsahara-Afrika (36%) vertreten. Anteilsmässig viele Anhänger anderer Religionsgemeinschaften (zum Beispiel buddhistische oder hinduistische) finden sich bei der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren mit einer Nationalität welche zum übrigen Asien (47%) gezählt wird.
Schweizerinnen und Schweizer unterscheiden sich bezüglich ihrer Religionszugehörigkeit von Personen mit ausländischer Nationalität. Drei Viertel der Römisch-katholischen und 95% der Evangelisch-reformierten sind Schweizerischer Nationalität. Bei den Angehörigen anderer christlicher und jüdischer Gemeinschaften liegt der Anteil an Schweizerinnen und Schweizern bei 65% respektive 70%. Der kleinste Anteil Schweizerinnen und Schweizer findet sich unter den Personen mit islamischer (35%) oder anderer Religionszugehörigkeit (50%). 71% der ständigen Wohnbevölkerung ohne Religionszugehörigkeit haben die Schweizer Nationalität.
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