Medienmitteilung

Freiheitsentzug und Jugendsanktionsvollzug 2015 Weiterer Rückgang bei platzierten Jugendlichen; Status quo beim Erwachsenenvollzug

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Die Zahl der Inhaftierten ist innerhalb von 30 Jahren um 50% gestiegen

Neuchâtel, 25.01.2016 (BFS) - Am 2. September 2015 waren schweizweit 433 Minderjährige nach einer Straftat ausserhalb ihrer Familien platziert. Damit hat sich der Bestand der Fremdplatzierungen seit 2010 halbiert. Am gleichen Tag waren 6884 erwachsene Personen in den Justizvollzugsanstalten inhaftiert. Die Belegungsrate betrug im Ostschweizer Strafvollzugskonkordat 85, in jenem der Nordwest- und Innerschweiz 88 Prozent. Im Lateinischen Konkordat sind die Gefängnisse mit 108 Prozent überbelegt. Dies geht aus der Stichtagserhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor.

Zum fünften Mal in Folge ist die Gesamtzahl der strafrechtlich platzierten Minderjährigen rückläufig (-10% im Vergleich zum Vorjahr). Somit hat sich der Bestand seit 2010, als das BFS diese Erhebung erstmals durchführte, halbiert. Dieser Bestand setzt sich zusammen aus vorsorglich - das heisst bereits während des Ermittlungsverfahrens - platzierten Jugendlichen und aus solchen, bei denen die Fremdplatzierung im Rahmen einer Verurteilung ausgesprochen wurde.

Kaum noch Jugendurteile mit stationären Massnahmen

Beim Bestand der Fremdplatzierten mit Urteil setzt sich der Abwärtstrend auch 2015 mit -18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fort. Das liegt hauptsächlich daran, dass immer weniger Jugendliche zu einer stationären Massnahme verurteilt werden. Bei Jugendurteilen mit stationärer Massnahme kam es von 2010 bis 2014 zu einem Rückgang von 70 Prozent. Verhältnismässig werden sehr viel häufiger als früher ambulante Massnahmen ausgesprochen. Kamen 2010 auf ein Urteil mit einer stationären Massnahme 2,4 Urteile mit einer ambulanten Massnahme, waren es 2014 5,7. Bis 2014 nahm auch die Anzahl der vorsorglich Platzierten kontinuierlich ab, 2015 kam es aber zu keiner Veränderung (2014: 177, 2015: 174). In der Folge waren am 2. September 2015 mit 53 Prozent erstmals mehr als die Hälfte aller betroffenen Jugendlichen vorsorglich fremdplatziert.

Neun von zehn fremplatzierten Jugendlichen sind männlich

Am Stichtag waren 70 Prozent der strafrechtlich fremdplatzierten Jugendlichen in offenen und 10 Prozent in geschlossenen Institutionen untergebracht. Weitere 7 Prozent befanden sich in stationärer Beobachtung. 96 Prozent der fremdplatzierten Minderjährigen gehören der ständigen Wohnbevölkerung an (62 Prozent Schweizer, 34 Prozent Ausländer mit Ausweis B, C oder Ci). Neun von zehn sind männlich und mindestens 16 Jahre alt. Diese persönlichen Merkmale sind über die untersuchten sechs Jahre äusserst stabil geblieben.

Erwachsene: Kaum Veränderungen beim Insassenbestand gegenüber dem Vorjahr

Am Stichtag 2015 waren 3673 verurteilte Erwachsene im Straf- und Massnahmenvollzug inhaftiert. Dies sind 15 weniger als noch im Jahr davor. 2725 Personen befanden sich in Untersuchungs- und Sicherheitshaft oder im vorzeitigen Strafantritt (2014: 2726). 316 Ausländer waren in Ausschaffungshaft (2014: 328).

Unterschiedliche regionale Insassenraten bei den Erwachsenen

2015 waren 83 Personen pro 100'000 Einwohner inhaftiert. Damit befindet sich die Schweiz im unteren Drittel der Europaratstaaten. Die lateinische Schweiz hat mit 109 Inhaftierten pro 100'000 Einwohnern die höchste Rate, gefolgt von der Ostschweiz (77 Inhaftierte) und der Nordwest- und Innerschweiz (68 Inhaftierte). Zwischen 1999 und 2015 stieg der Insassenbestand schweizweit um 18 Prozent (1999: 5844, 2015: 6884). Besonders hoch war der Anstieg in der lateinischen Schweiz (56%). In der Nordwest- und Innerschweiz hat der Bestand um 6 Prozent zugenommen, während er in der Ostschweiz um 2 Prozent fiel.