Medienmitteilung

Längsschnittanalysen im Bildungsbereich Erste Einsichten in die Bildungsverläufe von 530'000 Lernenden und Studierenden

Neuchâtel, 23.11.2015 (BFS) - Zwischen 2012 und 2013 haben durchschnittlich 5 Prozent der Lernenden des ersten Jahres der Sekundarstufe II repetiert und 6 Prozent haben ihre Ausbildung unterbrochen. Im selben Zeitraum haben an den Hochschulen und höheren Fachschulen 9 Prozent der Studierenden des ersten Jahres ihre Ausbildung unterbrochen. Nach einem Unterbruch ihres Studiums, der in der Regel mehr als ein Jahr dauert, orientierten sich die Studierenden sehr oft um. Nachfolgend einige Auszüge aus den beiden neuen Publikationen des Bundesamtes für Statistik (BFS), das die Verläufe von 530'000 Personen in Ausbildung untersucht hat.

Die Modernisierung der Erhebungen im Bildungsbereich hat neue Perspektiven für die Analyse der Bildungsverläufe eröffnet. Die Zusammenarbeit zwischen BFS und Kantonen ermöglicht bessere Antworten zur Funktionsweise des Bildungssystems. Dank der Einführung eines Einzelidentifikators können die beobachteten Übergänge zudem bezüglich sozialer Herkunft oder Migrationsstatus eingeordnet werden. Das BFS veröffentlicht zwei neue Publikationen und macht sich dabei dieses neue Potenzial zunutze. Die eine Publikation befasst sich mit den Übergängen in der beruflichen Grundbildung und den allgemeinbildenden Ausbildungen der Sekundarstufe II und die andere mit den Übergängen und Verläufen an sämtlichen universitären Hochschulen (UH), Fachhochschulen (FH), Pädagogischen Hochschulen (PH) und höheren Fachschulen (HF). Die Daten stammen aus den jährlichen Statistiken des BFS. Die betroffenen Personen mussten somit nicht zusätzlich befragt werden.

Unterschiedliche Repetitionsquoten

Zwischen 2012 und 2013 haben durchschnittlich 5 Prozent der Lernenden des ersten Jahres der Sekundarstufe II, d.h. nach der obligatorischen Schule, repetiert. An gymnasialen Maturitätsschulen lag die Repetitionsquote im ersten Jahr bei 9 Prozent und ging mit fortschreitendem Bildungsjahr kontinuierlich zurück (5% im 3. Jahr). Die berufliche Grundbildung, d.h. Ausbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder eidgenössischem Berufsattest (EBA), unterschied sich durch eine vergleichsweise tiefe Repetitionsquote im ersten Jahr (rund 3%). Diese stieg jedoch im Abschlussjahr systematisch an (auf durchschnittlich 6% bei den EFZ-Ausbildungen); ein häufiger Grund dafür ist das Nichtbestehen der Lehrabschlussprüfung.

Unterbrüche von mehr als einem Jahr auf Sekundarstufe II

Die Quote der temporären Austritte aus dem ersten Jahr der Sekundarstufe II beliefen sich zwischen 2012 und 2013 auf 6 Prozent. 59 Prozent dieser Unterbrüche dauerten länger als ein Jahr. Bei den Austrittsquoten waren zwischen den einzelnen Bildungswegen erhebliche Unterschiede auszumachen: Sie reichten von 4 Prozent an gymnasialen Maturitätsschulen bis hin zu 14 Prozent bei den EBA-Ausbildungen. Mit fortschreitendem Bildungsjahr gehen die Quoten deutlich zurück.

Erfolgsquote von 80 Prozent auf Bachelorstufe an den Hochschulen

Die Umorientierungen sind eine wesentliche Komponente der Bildungsverläufe auf Tertiärstufe und die Ermittlung des Studienerfolgs ist eine Frage der Perspektive. Beschränkt man sich ausschliesslich auf die Studierenden, die ihr Bachelorstudium im selben, zu Studienbeginn gewählten Bildungsfeld und Hochschultyp abgeschlossen haben, so belief sich die Erfolgsquote auf Bachelorstufe bei den Eintritten von 2006 mit Wohnsitz in der Schweiz vor Studienbeginn auf 70 Prozent. Diese Quote lag bei 80 Prozent, wenn man nur die Studierenden betrachtet, die ihr Bachelorstudium innerhalb des gleichen Hochschultyps absolviert haben (UH: 76%; FH: 81%; PH: 87%). Werden schliesslich auch noch jene Studierenden berücksichtigt, die ihren Bachelorabschluss beispielsweise aufgrund einer Umorientierung an einem anderen Hochschultyp erlangt haben, betrug die Erfolgsquote 84 Prozent.

Tertiärstufe: Auf einen Unterbruch folgt oft eine Umorientierung

Die UH unterscheiden sich von den anderen Schultypen in Bezug auf die Bildungsverläufe zu Studienbeginn und insbesondere nach einem Unterbruch im ersten Jahr. Während dieser Unterbruch bei 78 Prozent der Studierenden aller Hochschulen und höheren Fachschulen über ein Jahr dauerte, lag dieser Anteil an den UH bei 63 Prozent. An den UH setzten nur 4 Prozent der Studierenden ihr Studium im selben Bildungsfeld fort.

Soziales Umfeld beeinflusst eingeschlagenen Ausbildungsweg

Auf Sekundarstufe II bestehen in Bezug auf den sozialen Hintergrund und den Migrationsstatus deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bildungswegen. Während an gymnasialen Maturitätsschulen bei 62 Prozent der Lernenden mindestens ein Elternteil über einen Tertiärabschluss verfügte, belief sich dieser Anteil an Fachmittelschulen auf 40 Prozent, in vierjährigen EFZ-Ausbildungen auf 33 Prozent, in dreijährigen EFZ-Ausbildungen auf 25 Prozent und in EBA-Ausbildungen auf 12 Prozent. Die EBA-Ausbildungen unterscheiden sich zudem durch den deutlich höheren Anteil im Ausland geborener ausländischer Lernender (20% gegenüber 5% bis 8% in den anderen Ausbildungen). Unterschiede in Bezug auf den sozialen Hintergrund und den Migrationsstatus sind auch bei den einzelnen Bildungsfeldern auszumachen. Wie auf Sekundarstufe II zeigen sich auch auf Tertiärstufe je nach Schultyp grosse Unterschiede bezüglich des sozialen Hintergrunds. Der Anteil der Eintritte mit mindestens einem Elternteil mit Tertiärabschluss betrug an den FH 45 Prozent, an den PH 51 Prozent und an den UH 61 Prozent. An den HF, für die der soziale Hintergrund der Studierenden erstmals ermittelt wurde, lag dieser Anteil lediglich bei einem Drittel.


 

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Erste Einsichten in die Bildungsverläufe von 530'000 Lernenden und Studierenden
(PDF, 6 Seiten, 59 kB)


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Verwandte Dokumente

Übergänge und Verläufe in der Sekundarstufe II und in der Tertiärstufe 2015


 

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/publikationen.assetdetail.38473.html