Medienmitteilung

Indikatorensystem Wohlfahrtsmessung: Aktualisierung 2021 Covid-19-Pandemie schlägt sich auch in der Wohlfahrt nieder

22.12.2021 - Die Covid-19-Pandemie hat in der Wohlfahrt der Bevölkerung der Schweiz ihre Spuren hinterlassen und viele Lebensbereiche betroffen. So ist etwa die Lebenserwartung der Männer um beinahe ein Jahr gesunken. Im Jahr 2020 war das reale Bruttoinlandprodukt pro Kopf 3,1% niedriger als im Vorjahr und die Staatsschulden von Bund, Kantonen und Gemeinden haben sich 2020 vergrössert und die Schwelle von 300 Milliarden Franken überschritten. Die allgemeine Lebenszufriedenheit ging bisher nur leicht zurück. Dies sind einige Ergebnisse des Indikatorensystems Wohlfahrtsmessung des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Das Indikatorensystem Wohlfahrtsmessung erweitert eine rein ökonomische Sichtweise, die sich vor allem auf das Bruttoinlandprodukt (BIP) bezieht, um weitere Aspekte aus den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Es fasst die wohlfahrtsrelevanten Erkenntnisse aus den verschiedenen Basisstatistiken des BFS und einiger anderer Quellen zusammen und wird jährlich aktualisiert. In diesem Jahr ist ein kurzes Kapitel dem Thema Wohlfahrt und Covid-19-Pandemie gewidmet. Allerdings liegen nicht für alle Aspekte und für alle Indikatoren aktuelle Zahlen vor. 

Tiefere Lebenserwartung, informelle Freiwilligenarbeit leicht gestiegen

Die Lebenserwartung beider Geschlechter ist im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr gesunken, allerdings etwas deutlicher für die Männer: bei ihnen betrug die Lebenserwartung bei Geburt 81,0 Jahre (–0,9 Jahre im Vergleich zu 2019), bei den Frauen 85,1 Jahre (–0,5 Jahre). Die über 64-jährigen Personen waren im Jahr 2020 im Vergleich zu den jüngeren Altersklassen von einer hohen Übersterblichkeit betroffen. Diese war jedoch nicht so bedeutend, dass sie zu einem Rückgang des Altersquotienten (Verhältnis der 65-Jährigen und Älteren zu den 20- bis 64-jährigen Personen) geführt hat.

Die institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen war 2020 aufgrund der covid-19-bedingten Schutzmassnahmen für die Bevölkerung relativ stark eingeschränkt. 15,9% der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren engagierten sich in diesem Jahr für Vereine oder Organisationen (2016: 19,5%). Einen leichten Anstieg gab es dagegen bei informellen Freiwilligenarbeiten wie Nachbarschaftshilfe, Kinderbetreuung, Dienstleistungen oder Pflege und Betreuung von Verwandten und Bekannten, die nicht im selben Haushalt leben. So leisteten im Jahr 2020 32,5% der Bevölkerung solche Dienste (2016: 31,7%).

Bruttoinlandprodukt und Aussenhandel stark von Corona betroffen

Auch im wirtschaftlichen Bereich war die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 stark spürbar: Das reale BIP pro Kopf sank gegenüber dem Vorjahr um 3,1%. Die wirtschaftliche Verflechtung mit dem Ausland wurde ebenfalls schwächer: Der Öffnungsgrad der Schweizer Volkswirtschaft ist von 52,0% auf 47,8% zurückgegangen. Die eidgenössische Zollverwaltung weist darauf hin, dass die Exporte gegenüber dem Vorjahr um 7% und die Importe sogar um 11% gesunken sind.

Öffentliche Finanzen: Mehr Ausgaben, weniger Einnahmen

Die verschiedenen Massnahmen, die die öffentliche Hand ergriffen hat, um die wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu mildern, haben ihre finanzielle Situation verschlechtert. Die Verschuldung der öffentlichen Hand (Bund, Kantone und Gemeinden) hat 2020 die Grenze von 300 Milliarden Franken überschritten und betrug 304 Milliarden Franken (+11 Milliarden). 

Der Anteil der Gesamtverschuldung am BIP stieg zwischen 2019 und 2020 von 41% auf 43%. Zugenommen haben unter anderem die Ausgaben für Sozialleistungen, insbesondere für die Arbeitslosenversicherung. Auf der Einnahmenseite zeigt sich, dass die umweltbezogenen Steuern 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9% zurückgegangen sind. Knapp 87% dieses Rückgangs sind auf tiefere Einnahmen aus der Mineralölsteuer, insbesondere aus Benzin und Diesel, zurückzuführen. Die gesunkene Nachfrage nach Treibstoffen hat andererseits dazu beigetragen, dass der Bruttoenergieverbrauch zwischen 2019 und 2020 um 9,5% abgenommen hat.

Experimentelle Statistiken: Immer noch hohe, aber sinkende Lebenszufriedenheit

Weitere relevante Resultate zum Thema Covid-19-Pandemie und Wohlfahrt ergeben sich auch aus der experimentellen Statistik «Covid-19 und Lebensbedingungen in der Schweiz (SILC)». Zu erwähnen sind hier insbesondere die Lebenszufriedenheit und das Vertrauen in das politische System. Die Bevölkerung in der Schweiz ab 16 Jahren ist mit der allgemeinen Lebenssituation im europäischen Vergleich sehr zufrieden. Der Anteil der Personen, die eine sehr hohe Zufriedenheit mit ihrem jetzigen Leben haben, blieb 2019 und Anfang 2020 stabil, rutschte aber von 39,7% während des ersten partiellen Lockdowns im Frühling 2020 auf 36,6% im Jahr 2021 ab. 

Während dieses ersten partiellen Lockdowns betrug der Anteil der Personen mit einem grossen Vertrauen in das politische System der Schweiz 54% und war damit signifikant höher als 2019 und in den Wochen direkt vor dem ersten partiellen Lockdown mit rund 47%. Im Jahr 2021 sank dieser Anteil wieder leicht auf rund 51%, war allerdings immer noch signifikant höher als vor dem ersten partiellen Lockdown. Dabei ist der Anteil der Männer mit grossem Vertrauen in das politische System höher als bei den Frauen und der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer tiefer als derjenige der Ausländerinnen und Ausländer.


 

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Covid-19-Pandemie schlägt sich auch in der Wohlfahrt nieder
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