Die aktive oder passive Teilnahme an Vereinstätigkeiten sowie die Möglichkeit, andere um Hilfe zu bitten, sind insofern Indikatoren der sozialen Integration, als Vereine, in denen sich Personen sozial miteinander vernetzen können, und das einander entgegengebrachte Vertrauen Aufschluss über den sozialen Zusammenhalt geben.
Mitwirkung in Vereinen in der Schweiz
58,6% der Bevölkerung nehmen an Vereinstätigkeiten teil oder unterstützen sie
Die Daten zur Mitwirkung in Vereinen beziehen sich auf das Jahr 2020 und wurden 2021 nicht erhoben. Die nächsten Ergebnisse werden ab SILC 2022 alle drei Jahre veröffentlicht.
Um die Mitwirkung in Vereinen oder deren passive Unterstützung zu beurteilen, wurden telefonisch folgende Fragen gestellt:
Aktive Teilnahme: «Haben Sie in den letzten zwölf Monaten an Aktivitäten von Vereinen, Gesellschaften, Klubs, politischen Parteien oder anderen Gruppen teilgenommen?», falls nein
Passive Unterstützung: «Sind Sie allenfalls Unterstützungsmitglied oder Passivmitglied von Vereinen, Gesellschaften, Klubs, politischen Parteien oder anderen Gruppen?».
2020 wirkte mehr als die Hälfte der Bevölkerung ab 16 Jahren aktiv oder passiv in einem Verein mit.
Schweizer (68,8%) waren häufiger engagiert als Schweizerinnen (61,8%) und wirkten vor allem häufiger aktiv mit (54,0% gegenüber 46,1%).
Die aktive Teilnahme oder die passive Unterstützung steigt mit zunehmendem Bildungsniveau oder Einkommen. Auch die familiäre Situation hat einen Einfluss auf die Teilnahme an Vereinstätigkeiten. Paare (mit oder ohne Kinder) engagieren sich häufiger (45,2% bzw. 47,7%) in Vereinen als Alleinlebende (39,6%) oder Personen, die in einem Einelternhaushalt leben (37,9%).
In der deutsch- und rätoromanischsprachigen Schweiz wirken anteilsmässig mehr Personen aktiv in Vereinen mit (47,7%) als in der französisch- (36,9%) und der italienischsprachigen Schweiz (28,1%). Ebenso sind Vereinstätigkeiten in dünn besiedelten Regionen stärker verbreitet als in dicht besiedelten Gebieten.
Umgekehrt engagieren sich von materieller Entbehrung betroffene Personen (17,7%), Personen aus Südeuropa (18,1%) und Ausländerinnen (23,8%) am wenigsten in Vereinen.
Europäische Vergleiche
In der Schweiz ist informelle und formelle Freiwilligenarbeit deutlich häufiger als im europäischen Durchschnitt
Das letzte europäische Modul (EU-SILC) zur sozialen Teilhabe wurde 2015 durchgeführt.
Fast die Hälfte (48,2%) der Schweizer Bevölkerung ab 16 Jahren hat sich in den letzten zwölf Monaten für unbezahlte freiwillige Aktivitäten, unabhängig von einer Organisation Zeit genommen, wie z.B. anderen Menschen oder Tieren helfen.
Damit liegt die Schweiz deutlich über dem europäischen Durchschnitt (22,2%).
Freiwilligenarbeit zur Unterstützung von Personen kann unter anderem Kochen für andere oder die Betreuung von Hilfsbedürftigen sein. Unter Freiwilligenarbeit zur Unterstützung von Tieren wird unter anderem die Pflege wilder oder obdachloser Tiere verstanden.
36,5% der Schweizer Bevölkerung haben in den letzten zwölf Monaten unbezahlte Freiwilligenarbeit im Rahmen einer Organisation, einer Gruppe oder eines Klubs geleistet. Auch hier verzeichnet die Schweiz einen deutlich höheren Anteil als der europäische Durchschnitt (19,3%).
Freiwilligenarbeit (hier im Sinne von formellen Aktivitäten) umfasst selbstbestimmte und unentgeltliche Arbeit für oder über eine Organisation, eine formelle Gruppe oder einen Klub. Hierzu zählt auch die Teilnahme an Sitzungen in Zusammenhang mit solchen Aktivitäten. Unter selbstbestimmter und unentgeltlicher Arbeit sind ehrenamtliche Einsätze für andere, die Umwelt, Tiere oder die Gemeinschaft im weiten Sinn zu verstehen. Nicht dazu gehören unbezahlte Praktika in gewinnorientierten Unternehmen.
In den meisten europäischen Ländern leisten die Personen ab 16 Jahren anteilsmässig etwas mehr informelle als formelle Freiwilligenarbeit. In unseren Nachbarländern zeigt sich ein unterschiedliches Bild. In Deutschland beteiligen sich 11,4% an informellen und 28,6% an formellen freiwilligen Tätigkeiten. In Österreich (je 28%), Frankreich (je 23%) und Italien (11% bzw. 12%) hingegen halten sich formelle und informelle Freiwilligenarbeit die Waage.
Auch die aktive Bürgerschaft ist in der Schweiz deutlich stärker verbreitet als im europäischen Durchschnitt
In der Schweiz engagiert sich über ein Viertel der Bevölkerung im Sinne der folgenden Frage aktiv als Bürgerin oder Bürger: «Sind Sie in den letzten zwölf Monaten an einer von diesen Aktivitäten beteiligt gewesen: Tätigkeiten von politischen Parteien oder von einer Interessengruppe, öffentliche Konsultation, Informationsgespräch, friedlicher Protest, Unterschreiben einer Initiative, eines Referendum oder Petition, Beteiligung an einer Demo, Brief an einen Politiker oder an die Medien richten?» Nicht berücksichtigt wird die Teilnahme an Abstimmungen.
12,8% der europäischen Bevölkerung sind aktive Bürgerinnen oder Bürger gemäss der genannten Definition. Am stärksten verbreitet ist die aktive Bürgerschaft in Schweden (31,3%), gefolgt von der Schweiz (26,9%) und den Niederlanden (25,3%). Bei unseren Nachbarländern weist nur Frankreich mit 24,8% einen hohen Anteil an aktiven Bürgerinnen und Bürgern auf. In Deutschland beträgt er 13,9%, in Österreich 11,9% und in Italien 6,3%.
Hilfe von anderen in der Schweiz
Mehr als neun von zehn Personen können bei Bedarf jemanden um moralische, materielle oder finanzielle Hilfe bitten
Um die Hilfe von anderen zu beurteilen, wurde telefonisch folgende Frage gestellt:
«Haben Sie Verwandte, Freunde oder Nachbarn, wo Sie um Hilfe bitten können?».
2021 gaben 95,8% der Bevölkerung ab 16 Jahren an, dass sie falls nötig Hilfe von anderen erhalten. Bei den 18- bis 24-Jährigen beträgt dieser Anteil sogar 98,6%.
Bei den Schweizerinnen und Schweizern sind die Anteile mit 98,1% bzw. 97,2% ausgeglichen. Am häufigsten gaben Personen mit einer höheren Ausbildung, mit den höchsten Einkommen und solche in dünn besiedelten Gebieten an, dass sie Andere um Hilfe bitten können.
Die tiefsten Anteile verzeichnen Armutsgefährdete oder von materieller und sozialer Deprivation betroffene Personen, Niedrigverdienende, ausländische Staatsangehörige und Personen in dicht besiedelten Gebieten.
Europäische Vergleiche
Die Bevölkerung in der Schweiz kann andere etwa gleich häufig um Hilfe bitten wie der europäische Durchschnitt
Die europäischen Daten beziehen sich auf das Jahr 2015. Das europäische Konzept deckt sich mit dem Schweizer Konzept.
2015 lag der Anteil der Personen ab 16 Jahren, die andere um Hilfe bitten können, im europäischen Durchschnitt bei 94,1%. Die Schweiz liegt mit 95,7% knapp über dem europäischen Durchschnitt. Mit einer Bandbreite von 86,8% bis 98,1% zeigen sich zwischen den einzelnen Ländern nur geringfügige Unterschiede. Zuoberst auf der Rangliste stehen Tschechien, Finnland und die Slowakei, zuunterst Italien, Luxemburg und Nordmazedonien. In unseren Nachbarländern betragen die Anteile 96,7% in Deutschland, 95,8% in Österreich und 93,1% in Frankreich. Personen in einkommensschwachen Haushalten haben in den meisten europäischen Ländern grössere Mühe, bei Bedarf Hilfe zu erhalten.
EU-28
AT=Österreich, BE=Belgien, BG=Bulgarien, CY=Zypern, CZ=Tschechische Rep., DE=Deutschland, DK=Dänemark, EE=Estland, EL=Griechenland, ES=Spanien, FI=Finnland, FR=Frankreich, HR=Kroatien, HU=Ungarn, IR=Irland, IT=Italien, LT=Litauen, LU=Luxemburg, LV=Lettland, MT=Malta, NL=Niederlande, PL=Polen, PT=Portugal, RO=Rumänien, SE=Schweden, SI=Slowenien, SK=Slowakei, UK=Ver. Königreich.
Andere Länder
CH=Schweiz, IS=Island, ME=Montenegro, MK= Nordmazedonien, NO=Norwegen, RS=Serbien.
Weiterführende Informationen
Grundlagen und Erhebungen
Kontakt
Bundesamt für Statistik Sektion Einkommen, Konsum und LebensbedingungenEspace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz
- Tel.
- +41 58 463 61 24