Armut bedeutet Unterversorgung in wichtigen Lebensbereichen (materiell, kulturell und sozial), so dass die betroffenen Personen nicht den minimalen Lebensstandard erreichen, der im Land, in dem sie leben, als annehmbar empfunden wird.
Indikator (Beschreibung) |
Wert |
Jahr |
---|---|---|
Armutsquote (absolute Grenze gemäss Richtlinien der Sozialhilfe) |
8,5% |
2020 |
Armutsgefährdungsquote (Schwelle bei 60% des medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens) |
15,4% |
2020 |
Quote der materiellen Entbehrung (Entbehrung von mind. 3 von 9 Kategorien) |
4,3% |
2020 |
Messung von Armut
Mangels einer einheitlichen Definition existiert eine Vielzahl statistischer Ansätze zur Messung der Armut. Dabei wird unterschieden zwischen finanzieller Armut, Armut in Bezug auf die Lebensbedingungen, subjektiver Armut usw. Bei der finanziellen Armut werden üblicherweise zwei Ansätze angewendet: der absolute und der relative Ansatz. Weiter verwendet das BFS auch einen nicht-monetären Indikator zur Messung der materiellen Entbehrung.
In «absoluten» Armutskonzepten wird Armut als Unterschreitung eines festgelegten Existenzminimums definiert. Für die Messung der absoluten Armut in der Schweiz orientiert sich das BFS am sozialen Existenzminimum, wie dies auch von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) empfohlen wird. Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Eine so definierte Armutsquote eignet sich als sozialpolitische Zielgrösse, da sich die finanzielle Unterstützung armer Personen oder Haushalte direkt in einer messbaren Reduktion der Armut niederschlägt. In der Schweiz leitet sich die Definition des sozialen Existenzminimums von den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) ab, die als Referenz für die Definition des Sozialhilfeanspruchs dienen.
Auf internationaler Ebene ist die Berechnung von Armutsgefährdungsquoten üblich, welche sich an «relativen» Schwellenwerten bemessen. Als armutsgefährdet gelten Personen in Haushalten mit einem Einkommen (ohne Vermögen), das deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau in dem betreffenden Land liegt. Armut wird somit als eine Form der Ungleichheit betrachtet: Ob eine Person als armutsgefährdet gilt, hängt also nicht allein von ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation ab (resp. derjenigen ihres Haushalts), sondern auch vom landesspezifischen Wohlstandsniveau. Da dieser Indikator unabhängig von länderspezifischen Faktoren wie z.B. der Sozialgesetzgebung überall gleich berechnet werden kann, eignet er sich für internationale Vergleiche.
Mit Informationen zur materiellen Entbehrung können auch nicht monetäre Aspekte der Armut untersucht werden. Von materieller Entbehrung wird dann gesprochen, wenn Personen aus finanziellen Gründen auf den Besitz von wesentlichen Gebrauchsgütern verzichten müssen bzw. einen Mangel in elementaren Lebensbereichen aufweisen.
Die Armutsquote vor Sozialtransfers zeigt auf, welcher Anteil der Schweizer Bevölkerung von Armut betroffen wäre, wenn keine Sozialtransfers ausgerichtet würden. Der Vergleich der Armutsquoten vor und nach Sozialtransfers erlaubt Rückschlüsse darauf, in welchem Umfang diese Leistungen zur Verminderung von Einkommensarmut beitragen können.
Mit Analysen zur Dynamik der Armut kann die zeitliche Dimension der Armut betrachtet werden. Anhand der Längsschnittdaten der Erhebung SILC, für die jeweils dieselben Haushalte während vier aufeinanderfolgenden Jahren befragt wurden, wird untersucht, wie lange einzelne Personen in der Schweiz von Armut betroffen sind.
In der Publikation «Armut in der Schweiz: Konzepte, Resultate und Methoden» sind die verschiedenen Ansätze und Methoden der Armutsstatistik des BFS detailliert beschrieben. Die wichtigsten Resultate werden zudem regelmässig aktualisiert (siehe «Weiterführende Informationen / Publikationen»).
Vertiefungsstudien zum Thema Armut
In Ergänzung zur jährlichen Aktualisierung der Armutsindikatoren führt das BFS auch Vertiefungsstudien im Bereich der Armut durch, die bestimmte Themen oder Bevölkerungsgruppen detaillierter betrachten. Diese Publikationen können unter «Weiterführende Informationen / Publikationen» gratis heruntergeladen werden.
In der Schweiz schätzen die meisten Personen ab 65 Jahren ihre finanzielle Lage positiv ein. Geringe Einkommen können häufig durch finanzielle Reserven ergänzt werden. Innerhalb der älteren Bevölkerung gibt es jedoch grosse Unterschiede. Personen, deren Einkommen primär aus Renten der 1. Säule besteht, sind in mehreren der betrachteten Lebensbereiche schlechter gestellt. Auch bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, Alleinlebenden und ausländischen Personen kumulieren sich die Anzeichen, dass die finanziellen Mittel im Alter knapp oder sogar unzureichend sind. Die Publikation «Armut im Alter» (2014) bietet eine integrierte Betrachtung der Einkommen, des Konsums und der Vermögen der älteren Bevölkerung in der Schweiz und ergänzt diese um subjektive Indikatoren zur finanziellen und sozialen Situation. Die wesentlichen Ergebnisse der Studie von 2014 wurden 2020 anhand der aktuellsten Daten aktualisiert (siehe «Weiterführende Informationen / Publikationen»). Zusätzlich wird online eine vollständige Aktualisierung aller Tabellen und Grafiken der Studie von 2014 zur Verfügung gestellt. |
Armut im Kindesalter kann unmittelbare und langfristige negative Auswirkungen nach sich ziehen. Um dem mehrdimensionalen Charakter der Kinderarmut Rechnung zu tragen, werden im Bericht des BFS zwei einkommensbasierte Armutsindikatoren mit Angaben zur materiellen Ausstattung und den Wohnbedingungen kombiniert. Die Auswertungen basieren auf der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen SILC 2014.
Weiterführende Informationen
Grundlagen und Erhebungen
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Bundesamt für Statistik Sektion Einkommen, Konsum und LebensbedingungenEspace de l'Europe 10
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