Der Handlungsspielraum und die Lebenschancen der Personen sowie die Interventionsbereiche der Sozialpolitik geben Aufschluss über die Lebensbedingungen der Bevölkerung. Die Lebensbedingungen beziehen sich sowohl auf materielle (z.B. Einkommen und Wohnung) als auch auf immaterielle Aspekte (z.B. Bildung und Gesundheit).
Die finanziellen Mittel beeinflussen die Lebensbedingungen, den Lebensstandard und den Konsum von Gütern und Dienstleistungen. Sie können auch Ursache von materiellen (z.B. Wohnsituation, materielle Konsumgüter) oder immateriellen Ungleichheiten (z.B. Ausbildung, Gesundheit) sein.
Im Jahr 2019 beträgt das mediane verfügbare monatliche Äquivalenzeinkommen 3929 Franken, d.h. bei der Hälfte der in der Schweiz wohnhaften Personen liegt das Einkommen über, bei der anderen Hälfte unter diesem Wert. Es hat zwischen 1998 und 2014 um 15% zugenommen. Nach einer deutlichen Zunahme von 2008 bis 2013 stagniert das mediane verfügbare Äquivalenzeinkommen zwischen 2015 und 2019.
In den Jahren 2015 bis 2017 entsprach das verfügbare Einkommen der Alleinlebenden unter 65 Jahren 4778 Franken und dasjenige der Alleinlebenden ab 65 Jahren 3417 Franken. Paare unter 65 Jahren ohne Kinder hatten ein verfügbares Einkommen von 8846 Franken, Einelternhaushalte von 6123 Franken und Paare mit Kindern von 9787 Franken.
Die in einer Ausbildung erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen sind wichtige Voraussetzungen, um sich der sich ständig verändernden Gesellschaft und Wirtschaft anpassen zu können.
2021 hatten 12,6% der ständigen Wohnbevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren keine nachobligatorische Ausbildung, 42,4% einen Abschluss auf Sekundarstufe II (Maturitätsschule, Fachmittelschule oder berufliche Grundbildung) und 45,0% einen Abschluss auf Tertiärstufe (höhere Berufsbildung und Hochschulen).
2016 konnte sich ein Drittel der Bevölkerung nicht wie gewünscht aus- und weiterbilden. 23,8% nahmen an mindestens einer Bildungsaktivität teil, hätten aber gerne mehr gemacht, und 9,4% der Erwachsenen konnten trotz Wunsch gar keine Aus- oder Weiterbildung besuchen. Die restlichen zwei Drittel waren mit ihrer Bildungssituation zufrieden. Entweder konnten sie sich wie geplant aus- oder weiterbilden (45,2%) oder sie hatten keine Bildungsabsicht (21,5%).
Arbeit sollte es Erwerbspersonen ermöglichen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Kompetenzen zu entwickeln und berufliche und soziale Erfüllung zu finden. Bei optimalen Arbeitsbedingungen können Erwerbspersonen langfristig planen, verfügen über einen guten Sozialschutz und sind in der Lage, ihren Alltag wunschgemäss zu gestalten. Umgekehrt können nicht wunschgemässe Arbeitsbedingungen zu Prekarität führen.
Der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen (Beschäftigungsgrad von weniger als 90%) ist von 27,4% im Jahr 1996 auf 37,1% im Jahr 2021 gestiegen. Bei den Männern beträgt dieser Anteil lediglich 18,2% (1996: 8,3%), bei den Frauen 58,6% (1996: 52,2%).
2021 hatten 7,8% der Erwerbstätigen mehr als eine Arbeitsstelle. Dieser Anteil hat seit 1996 (4,8%) stark zugenommen. Bei den Frauen (10,0%) ist Mehrfachbeschäftigung stärker verbreitet als bei den Männern (5,7%).
Ob jemand Zugang zum Arbeitsmarkt hat und am sozialen Leben teilhaben kann, hängt grösstenteils von seiner Gesundheit ab. Soziale Ungleichheiten und Nachteile häufen sich mit zunehmendem Alter und haben Auswirkungen auf die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten wie z.B. die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems.
Männer und Frauen beurteilen ihren Gesundheitszustand in allen Altersklassen je nach Bildungsstand sehr unterschiedlich. Personen ohne nachobligatorischen Abschluss bezeichnen ihre Gesundheit viel seltener als gut oder sehr gut als Personen mit einer höheren Ausbildung (66,4% bzw. 90,7%).
Gemäss der schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2020 gaben 1,1 Millionen der zu Hause lebenden Personen ab 15 Jahren an, ein dauerhaftes Gesundheitsproblem zu haben, das sie in ihrem Alltag (stark oder etwas) einschränkt. Sie gelten gemäss Gleichstellungsgesetz als Menschen mit Behinderung. 293 000 dieser 1,1 Millionen Menschen sind stark eingeschränkt und 705 000 sind zwischen 15 und 64 Jahre alt. Hinzu kommen Kinder unter 15 Jahren und Personen in Alters- und Pflegeheimen oder in anderen Kollektivhaushalten. Alter, Geschlecht und Bildungsstand beeinflussen das Behinderungsrisiko: Je älter die Person und je niedriger ihr Bildungsstand, desto grösser ist das Risiko. Frauen sind etwas öfter betroffen als Männer.
Die Möglichkeit, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, kann bei der Entscheidung, Kinder zu bekommen, der Gestaltung des Familienlebens, der Rollenverteilung in der Familie, der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und beim Beschäftigungsgrad ein massgebendes Kriterium sein.
In Paarhaushalten mit Kindern, in denen beide Partner zwischen 25 und 54 Jahre alt sind, ist im Jahr 2020 das Modell mit vollzeiterwerbstätigem Vater und teilzeiterwerbstätiger Mutter am häufigsten, gefolgt vom Modell mit vollzeiterwerbstätigem Vater und nicht erwerbstätiger Mutter. Familien, bei denen beide Eltern Teilzeit arbeiten, sind selten. Das Modell ist aber doppelt so häufig, wenn das jüngste Kind im Haushalt unter 13 Jahren ist (9%), als wenn es zwischen 13 und 24 Jahren alt ist (4%).
Ein Zuhause zu haben, in dem man sich wohlfühlt, ist ein Grundbedürfnis. In einer Wohnung leben zu können, die gross genug, gut unterhalten und bezahlbar ist, trägt massgeblich zu einer genügenden bis guten Lebensqualität bei.
Ein Zehntel der Einkommensschwachen,und der Alleinlebenden unter 65 Jahren sind mit ihrer Wohnsituation eher unzufrieden (Skalenwerte 0 bis 5). In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil Unzufriedener 5,1%. Auch Ausländerinnen und Ausländer, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sowie Mieterinnen und Mieter sind überdurchschnittlich häufig unzufrieden mit ihrer Wohnung.
Soziale Beziehungen helfen, mit kritischen Lebenssituationen umzugehen. Sie fördern die persönliche Entfaltung, erfüllen das Bedürfnis nach Anerkennung und tragen zur Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit bei.
95,3% der Wohnbevölkerung können nach eigenen Angaben Verwandte, Freunde oder Nachbarn bei Bedarf um moralische, materielle oder finanzielle Hilfe bitten. Die anderen haben hingegen niemanden, an den sie sich wenden können. Einkommensschwachen, Ausländerinnen und Ausländern und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung fehlt es besonders häufig an solcher Unterstützung.
Neben den offensichtlichen, objektiven Lebensbedingungen spielt auch das subjektive Wohlbefinden eine wichtige Rolle, d.h. wie zufrieden die Person mit ihrem Leben ist.
Die Bevölkerung ab 16 Jahren ist mit ihrem jetzigen Leben im Allgemeinen sehr zufrieden. Auf einer Skala von 0 («gar nicht zufrieden») bis 10 («vollumfänglich zufrieden») liegt ihr durchschnittlicher Zufriedenheitsgrad bei 8,1. 7,5% der Personen ab 16 Jahren gaben jedoch an, dass sie mit ihrem jetzigen Leben nicht oder eher unzufrieden (Werte 0 bis 5) sind. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Alleinlebenden unter 65 Jahren und bei Einkommensschwachen. Auch bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung ist der Anteil Unzufriedener vergleichsweise hoch.
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