Medienmitteilung

Statistischer Sozialbericht Schweiz 2015 Einelternfamilien und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind stärker gefährdet

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Sozialbericht Schweiz: Ausgaben im Sozialbereich stark durch Pandemie geprägt

Neuchâtel, 26.05.2015 (BFS) - Während die traditionelle Familie weiter an Bedeutung verliert, nehmen die Einpersonenhaushalte und die Eineltern- und Patchworkfamilien zu. Gleichzeitig steigt das Bildungsniveau der Bevölkerung, aber auch die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen sich. Dies führt dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen sozialen Risiken besonders ausgesetzt sind. Das geht aus dem zweiten Sozialbericht der Schweiz, der vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht wird, hervor. Der Bericht wurde um Informationen zur Einkommensarmut sowie zum subjektiven Wohlbefinden der Bevölkerung ergänzt.

Der Sozialbericht des BFS beschreibt gesamtschweizerisch die wichtigsten sozialen und wirtschaftlichen Tendenzen sowie die verschiedenen sozialen Risiken, denen man im Laufe des Lebens ausgesetzt sein kann. Ausserdem analysiert er einerseits den Schutz, den das schweizerische System der sozialen Sicherheit bietet. Andererseits geht er auf die Bevölkerungsgruppen ein, die sozialen Risiken ausgesetzt sind, die das System wenig bzw. ungenügend abdeckt.

Risiko sozialer Ausgrenzung

Aus dem Bericht geht hervor, dass das Risiko sozialer Ausgrenzung im Wesentlichen von zwei Faktoren beeinflusst wird: von den Zeitressourcen und vom Bildungsniveau. So belief sich der Anteil der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung unter den Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern im Jahr 2013 auf 50,3 Prozent, in der Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren aber nur auf 22,8 Prozent. Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind auch häufiger erwerblos als die übrige Bevölkerung (2014: 8,3% gegenüber 4,4%). Der Bericht zeigt ausserdem die prekäre soziale Situation von Alleinerziehenden, deren Zeitressourcen nicht ausreichen, um einer Erwerbstätigkeit, die ihren Lebensunterhalt genügend garantiert, nachzugehen. Ihre Unterstützungsquote belief sich 2013 auf 18,8 Prozent. Alleinlebende Personen bilden eine weitere Risikogruppe und machen 64,8 Prozent der sozialhilfebeziehenden Haushalte aus. Aufgrund bestimmter Lebenslagen, in denen sich Haushalte mit Kindern und junge Erwachsene mehrheitlich befinden - Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Einstieg ins Berufsleben oder Ausbildungszeit - sind diese Bevölkerungsgruppen besonders oft von sozialer Ausgrenzung bedroht.

Strukturelle Probleme

Zwischen 1992 und 2013 hatten weder das Wirtschaftswachstum (Bruttoinlandprodukt pro Einwohner/in) mit einer sinkenden Arbeitslosenquote (Erwerbslosigkeit gemäss International Labour Organization (ILO) und registrierte Arbeitslose) noch die Wirtschaftskrise mit einer steigenden Arbeitslosenzahl sichtbare Auswirkungen auf die Sozialhilfequote, die sich 2013 auf 3,2 Prozent belief. Zeiten wirtschaftlichen Wachstums oder Abschwungs beeinflussen die Sozialhilfequote somit kaum. Lediglich ein langanhaltendes, starkes Wirtschaftswachstum führt zu einer - wenn auch nur minimalen - Verringerung der Quote. Tatsächlich nützt das Wachstum nur jenen Personen, die gut ausgebildet sind oder ihren Alltag ausreichend flexibel gestalten können. Andere Personengruppen bleiben auch dann auf Sozialhilfe angewiesen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verbessert.

System der sozialen Sicherheit deckt Risiken mehrheitlich ab

Der Struktur des schweizerischen Systems der sozialen Sicherheit entsprechend sind Personen mit abgesicherten Risiken wie Alter, Invalidität oder Krankheit kaum von Sozialhilfe abhängig und weisen ein geringeres Risiko zur sozialen Ausgrenzung auf. Personen, die anderen sozialen Risiken ausgesetzt sind, sind hingegen häufig auf wirtschaftliche Sozialhilfe angewiesen. Dabei handelt es sich um eines der wenigen Angebote des Systems der sozialen Sicherheit, das ihnen monetäre Unterstützung in der notwendigen Höhe und Zeitdauer zur Verfügung stellt.

147 Milliarden Franken für Sozialleistungen im Jahr 2012

Das schweizerische System der sozialen Sicherheit wendete 2012 insgesamt 147,4 Milliarden Franken für die Deckung der sozialen Risiken auf. Der grösste Teil dieses Betrags wurde zur Absicherung sozialer Risiken im Zusammenhang mit Alter (63,1 Milliarden Franken), Krankheit/Gesundheitspflege (42,6 Milliarden Franken) und Invalidität (14,7 Milliarden Franken) getätigt. Der Anteil zur Deckung des Risikos sozialer Ausgrenzung umfasste 2,6 Prozent aller Ausgaben für Sozialleistungen. Die Anteile der einzelnen Risikotypen an der Gesamtheit der Sozialleistungen sind in den letzten 20 Jahren mehr oder weniger stabil geblieben.


 

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Einelternfamilien und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind stärker gefährdet
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