Umweltstatistiken beruhen meist auf Messungen in der Natur. Doch wie nimmt die Bevölkerung die Umwelt wahr? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Erhebung «Umweltqualität und Umweltverhalten», die das BFS 2011, 2015, 2019 und 2023 durchgeführt hat.
2023 beurteilen 89% der Bevölkerung die Umweltqualität in der Wohnumgebung als sehr gut oder eher gut. Bezüglich der Umweltqualität in der Schweiz sind 86% dieser Meinung. Diese Werte unterscheiden sich nicht signifikant von denjenigen der Vorgängerbefragung vier Jahre zuvor. Anders bei der Einschätzung der Umweltqualität weltweit, die 2023 von 18% der Bevölkerung als sehr gut oder eher gut bewertet wird, im Gegensatz zu 13% im Jahr 2019. Generell schätzen Männer die Umweltqualität besser ein als Frauen.
Zwischen 2019 und 2023 hat sich der Anteil Menschen, die sich zuhause durch Verkehrslärm bzw. Luftverschmutzung sehr gestört oder eher gestört fühlen, zugenommen: von 31% auf 36% beim Verkehrslärm und von 35% auf 39% bei der Luftverschmutzung. Die Empfindungen gegenüber Strahlung von Starkstromleitungen oder Mobilfunkantennen haben sich seit 2019 hingegen nicht signifikant verändert. 2023 fühlen sich 25% der Bevölkerung davon sehr gestört oder eher gestört. Ebenfalls unverändert bleibt die Zufriedenheit mit dem Landschaftsbild in der Wohnumgebung, wobei 90% damit sehr zufrieden oder eher zufrieden sind. Frauen fühlen sich häufiger durch Luftverschmutzung und Strahlung gestört als Männer. Beim Verkehrslärm und betreffend Zufriedenheit mit dem Landschaftsbild bestehen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
2023 gaben 60% der Bevölkerung an, die Heiztemperatur immer oder meistens zu reduzieren, wenn die Wohnung mindestens zwei Tage leer steht. 70% achten beim Kauf von kleineren Elektrogeräten immer oder meistens auf deren Energieverbrauch und 44% geben an, immer oder meistens Bioprodukte zu konsumieren. Diese Zahlen bewegen sich im selben Rahmen wie bei der Vorgängerbefragung von 2019. Beim Verkehrsverhalten hingegen ist eine Zunahme der Personen zu verzeichnen, die nie das Flugzeug nehmen: 2019 waren es 20%, gegenüber 26% im Jahr 2023. Erstmals wurde auch nach dem Konsum von Fleisch bzw. Fleischerzeugnissen gefragt. Für 12% der Bevölkerung stehen diese Lebensmittel täglich auf dem Speiseplan, für 28% vier- bis sechsmal die Woche, für 43% ein- bis dreimal die Woche, für 11% seltener als einmal die Woche und für 6% gar nie.
2023 werden Biodiversitätsverlust, Klimawandel und Wasserknappheit als grösste Gefahren gesehen, mit jeweils 49%, 48% bzw. 47% der Bevölkerung, die diese als sehr gefährlich für Mensch und Umwelt einschätzen. Gegenüber der letzten Befragung sind einige Meinungsänderungen zu beobachten, wobei dies besonders auf die Kernkraftwerke zutrifft: Zwischen 2019 und 2023 ist der Bevölkerungsanteil, der diese als sehr gefährlich für Mensch und Umwelt einschätzt, von 41% auf 26% zurückgegangen. In dieser Zeitspanne ebenfalls deutlich abgeschwächt haben sich die Einschätzungen zur Gefährlichkeit von Pestiziden (53% vs. 43%), Gentechnik in der Herstellung von Lebensmitteln (36% vs. 29%) sowie Mobilfunkantennen (18% vs. 14%).
2023 gaben 41% der Bevölkerung an, dass sie beim Klima in der Schweiz starke Veränderungen wahrnehmen, 48% leichte Veränderungen und 11% keine Veränderungen. Frauen sind mit 44% häufiger der Ansicht, dass sich das Klima in der Schweiz stark verändert, gegenüber Männern mit 38%. Beim Landschaftsbild in der Wohnumgebung nehmen 29% der Bevölkerung starke Veränderungen wahr, 53% leichte Veränderungen und 18% keine Veränderungen. Zudem sind 49% der Bevölkerung der Meinung, dass die Menschen in der Schweiz umweltfreundlicher werden. 14% empfinden das Gegenteil und 36% stellen diesbezüglich keine Veränderung fest.
Weiterführende Informationen
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Medienmitteilungen
Methodologie
Omnibus-Erhebungen sind Mehrthemenbefragungen, die Teil des Systems der Volkszählung sind. 2011, 2015, 2019 und 2023 ging es unter anderem um das Thema Umwelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Personenbefragungen wurden mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe aus der Wohnbevölkerung zwischen 15 und 74 Jahren ausgewählt. Die jeweiligen Befragungen gestalteten sich folgt:
- 2011: Mai bis Juni, telefonisch, 5129 Teilnehmende, Antwortquote 65%
- 2015: Ende März bis Ende Mai, telefonisch, 3045 Teilnehmende, Antwortquote 61%
- 2019: Anfang Mai bis Anfang Juli, telefonisch/online, 3029 Teilnehmende, Antwortquote 59%
- 2023: Mitte April bis Mitte Juli, telefonisch/online, 3028 Teilnehmende, Antwortquote 59%
2019 und 2023 war die Teilnahme nicht nur telefonisch, sondern auch per Online-Fragebogen möglich, wobei sich 90% bzw. 95% für Letzteres entschieden. Seit 2019 wird zudem ein neues Gewichtungsmodell verwendet. Infolge dieser beiden methodischen Anpassungen sind die Resultate bis 2015 nur bedingt mit denjenigen ab 2019 vergleichbar.
- Bildungsstand: Entspricht der höchsten abgeschlossenen Ausbildung. Unterschieden werden Sekundarstufe I (obligatorische Schule), Sekundarstufe II (Allgemein- und Berufsbildung) und Tertiärstufe (höhere Berufsbildung und Hochschulen).
- Nationalität: Unterschieden wird nach Schweizer Staatsbürgerschaft (inkl. Doppelbürgerschaft) und ausländischer Staatsbürgerschaft.
- Sprachregion: Ergibt sich aus dem Wohnort der Befragten. Unterschieden wird nach deutschsprachiger (inkl. rätoromanisches Sprachgebiet), französischsprachiger und italienischsprachiger Schweiz.
- Städtische und ländliche Gebiete: Bis 2015 gemäss Stadt/Land-Typologie 2000 (städtische Gebiete entsprechen den Agglomerationsgemeinden sowie den isolierten Städten, ländliche Gebiete umfassen die übrigen Gemeinden); ab 2019 gemäss Stadt/Land-Typologie 2012 («intermediäre» Gemeinden werden zu den ländlichen Gebieten gezählt).
- Finanzielle Situation: Es wird unterschieden, ob die Befragten nach eigenen Angaben eher Schwierigkeiten haben oder eher nicht, notwendige Ausgaben zu bezahlen.
Grundlagen und Erhebungen
Kontakt
Bundesamt für Statistik Sektion Umwelt, Nachhaltige Entwicklung, RaumEspace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz