Die Materialflusskonten (EW-MFA für Economy-wide Material Flow Accounts) erfassen in Tonnen pro Jahr die Materialmengen, die bei der Herstellung und dem Konsum von Gütern und Dienstleistungen aufgewendet werden.
Dabei werden die inländische Gewinnung und die Importe auf der Inputseite berücksichtigt sowie die Exporte und die Emissionen auf der Outputseite. Aus der Differenz lässt sich der Zuwachs des «Materiallagers der Gesellschaft» berechnen.
Materialmengen in Tonnen pro Person | 1990 | 2000 | 2010 | 2020 | 20231 |
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Inländische Gewinnung | 9,9 | 8,4 | 7,9 | 6,8 | 6,2 |
Ungenutzte inländische Gewinnung | 8,6 | 7,2 | 7,9 | 7,0 | - |
Importe | 6,9 | 6,3 | 6,6 | 5,6 | 5,4 |
Exporte | 1,3 | 2,2 | 2,1 | 1,9 | 1,9 |
Emissionen in die Natur | 8,5 | 8,1 | 7,7 | 5,5 | - |
Netto-Lagerzuwachs2 | 9,4 | 6,9 | 7,4 | 6,5 | - |
2 ohne deponierter Abfall Quelle: BFS – Umweltgesamtrechnung
Der Materialverbrauch eines Landes kann mittels Indikatoren veranschaulicht werden, wobei zwischen Inputindikatoren und Verbrauchsindikatoren unterschieden wird. Während die Inputindikatoren den inländischen und ausländischen Materialaufwand für die Produktion und den Verbrauch umfassen, werden bei den Verbrauchsindikatoren noch die Exporte abgezogen. Die Verbrauchsindikatoren berücksichtigen somit alle inländischen oder ausländischen Materialien, die zur Deckung der Endnachfrage im Land dienen. In diesem Zusammenhang wird deshalb auch von «Material-Fussabdruck» gesprochen.
Die Importe und die Exporte werden sowohl als direkte Flüsse als auch in Rohstoffäquivalenten (RÄ) erfasst. Bei den direkten Flüssen handelt es sich um diejenigen Materialmengen, welche die Schweizer Grenze effektiv passieren. Die RÄ hingegen umfassen die gesamte Menge an Materialien, die für die Herstellung und den Transport von Gütern und Dienstleistungen bis zum Grenzübertritt verwendet werden. Da die RÄ-Indikatoren aus einer Modellierung hervorgehen, sind sie mit einer grösseren Unsicherheit behaftet als jene der direkten Flüsse.
Jährlich werden von der Schweizer Wirtschaft rund 90 Millionen Tonnen Material direkt verwertet; 2023 waren es 9,7 Tonnen pro Person (ohne Luft und Wasser). Davon waren 3% Metalle, 15% fossile Energieträger, 20% Biomasse, 59% Mineralien und 3% andere Produkte (Endprodukte aus verschiedenen nicht trennbaren Materialien).
Der inländische Rohstoffverbrauch (RMC), oder materielle Fussabdruck, entspricht der Gesamtmenge der in der Schweiz oder im Ausland gewonnenen Rohstoffe, um die Endnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen der Schweiz zu decken.
Der RMC wurde 2022 auf 140 Millionen Tonnen geschätzt. Dieser Wert ist 1,5-mal höher als der inländische Materialkonsum (DMC), welcher der Menge der effektiv im Inland konsumierten Materialien entspricht. Dieser Unterschied macht deutlich, wie wichtig es ist, die Materialflüsse in Rohstoffen zu berücksichtigen, gerade in einem Land wie der Schweiz, das bedeutende Handelsbeziehungen mit der ganzen Welt unterhält.
Der Anteil der genutzten inländischen Gewinnung am RMC belief sich zwischen 2000 und 2022 im Durchschnitt auf 40%. Die genutzte inländische Gewinnung wird in der Schweiz verarbeitet und anschliessend entweder im Land verbraucht oder exportiert. Angenommen, die gesamte inländische Gewinnung würde in der Schweiz verbraucht, dann müssten im Durchschnitt 60% der zur Deckung der Endnachfrage der Schweiz erforderlichen Rohstoffe im Ausland gewonnen werden.
Anmerkung: Die Vorgehensweise für die Berechnung der Materialflüsse in Rohstoffäquivalenten beruht auf Koeffizienten des Statistischen Amts der Europäischen Union Eurostat und auf den Input-Output-Tabellen (IOT) des BFS. 2023 wurde eine aktualisierte IOT für das Jahr 2017 veröffentlicht und die Koeffizienten wurden revidiert, was eine Anpassung der gesamten hier vorgestellten Zeitreihen zu Folge hat.
Während 1990 46,7 Mio. Tonnen Materialien importiert wurden, beliefen sich die Einfuhren 2023 auf 48,1 Mio. Tonnen. Auch verändert hat sich die Zusammensetzung dieser Importe. So hat die Kategorie der Endprodukte in den vergangenen 33 Jahren um 18% oder von 20,0 Mio. Tonnen im Jahr 1990 auf 23,7 Mio. Tonnen im Jahr 2023 zugenommen.
Die Importe in Rohstoffäquivalenten, die der Menge aller Materialien, die für die Herstellung und den Transport von Gütern und Dienstleistungen bis zum Grenzübertritt entspricht, wurden 2022 auf 210 Millionen Tonnen geschätzt. Dies entspricht 4,1 Mal der Menge der Importe, die tatsächlich die Grenze überquerten. Die Importe in Rohstoffäquivalenten haben zwischen 2000 und 2022 um 9,1% zugenommen, während die Zunahme bei den tatsächlichen Importen in derselben Periode 11,0% betrug.
Trotz der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Berechnung der Rohstoffäquivalente zeigen diese Schätzungen, dass die Auswirkungen der Schweizer Wirtschaft auf die Materialflüsse im Ausland bedeutend sind und tendenziell zunehmen.
Anmerkung: Die Vorgehensweise für die Berechnung der Materialflüsse in Rohstoffäquivalenten beruht auf Koeffizienten des Statistischen Amts der Europäischen Union Eurostat und auf den Input-Output-Tabellen (IOT) des BFS. 2023 wurde eine aktualisierte IOT für das Jahr 2017 veröffentlicht und die Koeffizienten wurden revidiert, was eine Anpassung der gesamten hier vorgestellten Zeitreihen zu Folge hat.
Zwischen 2000 und 2022 nahm die Materialeffizienz zu. Der inländische Rohstoffverbrauch (RMC), auch «Material-Fussabdruck» genannt, hat zwischen 2000 und 2022 um 3% abgenommen, während das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) um 49% angestiegen ist. Somit fand eine Entkoppelung statt. Zu beachten ist, dass zwischen 2019 und 2020 der RMC und das BIP vor allem aufgrund der COVID-19-Pandemie zurückgegnagen sind. Für das Jahr 2022 wurde der Material-Fussabdruck auf 140 Millionen Tonnen beziehungsweise auf 15,9 Tonnen pro Person geschätzt.
Die Gesamtemissionen der Schweiz lagen 2022 bei 51 Millionen Tonnen, was rund 5,7 Tonnen pro Person und Jahr entspricht. Den Hauptanteil bildeten die Emissionen in die Luft und davon insbesondere die CO2-Emissionen. Die deutliche Abnahme der Emissionen zwischen 2019 und 2020 ist vor allem auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen, die u.a. einen Rückgang der Nachfrage nach Treibstoffen (Luftfahrt und Strassenverkehr) zur Folge hatte. Im Jahr 2022 machten die Emissionen in die Luft 92,7% und CO2 allein 91,9% der Gesamtemissionen aus. 82% der CO2-Emissionen stammten aus fossilen Quellen, hauptsächlich Erdöl.
Zwischen 1990 und 2022 sind die Emissionen in die Natur pro Person um rund 32% von 8,5 auf 5,7 Tonnen zurückgegangen.
Anmerkung: Um den internationalen Normen zu entsprechen, sind die deponierten Abfallmengen von den Emissionen in die Natur ausgeschlossen, da die Deponien als Teil der Infrastruktur der Gesellschaft betrachtet werden.
Durch ihre Wirtschaftstätigkeit verlagert und nutzt die Schweiz grosse Mengen von Material: Sie baut natürliche Ressourcen ab, stellt Produkte her und verbraucht Güter. Die Rohstoffe werden in der Schweiz oder im Ausland gewonnen, zu Produkten verarbeitet, oft über grosse Distanzen transportiert, manchmal während Jahren gelagert, zum Teil rezykliert, bevor sie früher oder später wieder in die Umwelt ausgestossen werden. Die Bilanz der Materialflusskonten gibt einen Überblick über diese Prozesse.
Im Jahr 2022 hat die Schweizer Wirtschaft 6,6 Tonnen Materialien pro Person und Jahr gewonnen und zusätzlich 5,7 Tonnen pro Person importiert. Insgesamt ist der Input an Materialien in die Schweiz grösser als die Menge an Material, das die Schweiz wieder verlässt (Output). Dies führte im Jahr 2022 zu einem Lagerzuwachs in der Schweiz von 6,4 Tonnen pro Person (ohne deponierter Abfall), was insbesondere auf die fortschreitende Bautätigkeit zurückzuführen ist.
Vergleicht man die Materialflüsse des Jahres 2022 mit denjenigen von 1990, zeigt sich über diesen Zeitraum bei der inländischen Gewinnung eine Abnahme um 13%, währenddem die Importe um 8% zugenommen haben. Die Exporte haben sich verdoppelt. Die Emissionen haben hingegen um 11% abgenommen.
Anmerkung: Um den internationalen Normen zu entsprechen, sind die deponierten Abfallmengen von den Emissionen in die Natur ausgeschlossen, da die Deponien als Teil der Infrastruktur der Gesellschaft betrachtet werden.
In einer Kreislaufwirtschaft werden Materialien möglichst lange in Umlauf gehalten und Rohstoffverbrauch, Abfälle sowie andere Emissionen auf diese Weise minimiert. Seit 2000 ist die Kreislauf-Materialnutzungsquote stetig angestiegen und belief sich im Jahr 2022 auf rund 13,5%. Mit 71% machten Mineralien den höchsten Anteil am rückgewonnenen Material aus. 16% entfielen auf Biomasse, 11% auf Metalle und 2% auf fossile Energieträger.
Bei den rezyklierten Mineralien handelt es sich in erster Linie um Materialien aus Bauschutt, die beispielsweise einen Teil des für die Betonproduktion benötigten Sands ersetzen können. Biomasse wird hauptsächlich durch die Sammlung von Papier, natürlichen Textilien und biogenen Abfällen (Kompost, Klärschlamm) wiederverwertet. Als Nahrungsmittel oder Energieträger (Feuerholz) genutzte Biomasse eignet sich hingegen kaum für Recycling. Metalle werden seit Langem gesammelt und rezykliert und können meist fortlaufend und mit wenig Materialverlust in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Im Gegensatz dazu sind fossile Produkte schlecht rezyklierbar (es sei denn, sie werden für die Herstellung von Kunststoffen verwendet), da sie hauptsächlich als Energieträger genutzt und durch Verbrennung als Emissionen in die Luft gelangen.
Selbst wenn sämtliche Abfälle wiederverwertet werden könnten, würde damit lediglich etwa ein Fünftel des aktuellen Materialbedarfs gedeckt.
Weiterführende Informationen
Tabellen
Karten
Daten
Publikationen
Methodologie
Die Daten zu den Materialflusskonten (EW-MFA für Economy-wide Material Flow Accounts) stammen aus der Umweltgesamtrechnung, die vom Bundesamt für Statistik (BFS) erstellt wird. Die Methodik wurde vom Statistischen Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) auf Grundlage des System of Environmental and Economic Accounting (SEEA) der UNO entwickelt.
Bei den EW-MFA handelt sich um eine Synthesestatistik, die sich aus verschiedensten Quellen zusammensetzt. Diejenigen Flüsse, die nicht als Statistiken vorliegen, werden geschätzt oder extrapoliert. Die Konten beruhen auf dem Inlandkonzept, d.h. der Verbrauch und die Emissionen der gebietsansässigen Einheiten im Ausland (z.B. Schweizer Fluggesellschaften) werden angerechnet, während umgekehrt diejenigen von nichtgebietsansässigen Einheiten in der Schweiz (z.B. ausländischer Schwerverkehr) abgezogen werden.
Materialeffizienz
Für die Berechnung der Materialeffizienz wurde das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) durch den inländischen Rohstoffverbrauch (RMC) geteilt. Sie entspricht daher dem erwirtschafteten Mehrwert pro Kilogramm konsumierten Materials. Ein Ansteigen der Effizienz bedeutet, dass die Wirtschaft weniger Material benötigt um dieselbe Wertschöpfung zu erzielen, was auf eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Ressourcen hindeutet. Nimmt das BIP zu und der RMC ab, so ist die Entkopplung absolut. Man spricht in diesem Fall von der Dematerialisierung einer Wirtschaft. Nimmt das BIP zu und der RMC stagniert oder nimmt weniger stark zu als das BIP, so ist die Entkopplung relativ. Das BIP wird vom BFS im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) berechnet. Zur Berechnung der Materialeffizienz wird das reale BIP zu Preisen des Vorjahres (verkettet mit dem Referenzjahr 2010) verwendet.
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