Anhand der Luftemissionskonten (AEA für Air Emissions Accounts) werden die Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen nach Wirtschaftszweigen erfasst – und zwar nach denselben Grundsätzen wie bei der Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR). Dies ermöglicht eine kohärente Verknüpfung von Wirtschaftsdaten mit Umweltdaten, hat aber zur Folge, dass es gegenüber den Emissionsstatistiken des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zu Abweichungen kommt (vgl. hierzu die methodologischen Hinweise weiter unten).
2020 wurden rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen der Schweiz von den Privathaushalten verursacht. Die restlichen zwei Drittel stammten von der Wirtschaft (13% vom primären, 34% vom sekundären und 21% vom tertiären Sektor). Zwischen 1990 und 2019 haben die gesamten Treibhausgasemissionen (inkl. das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse) um 750 Tausend Tonnen CO2-Äquivalente abgenommen (–1,2%) und zwischen 2019 und 2020 um 7900 Tausend Tonnen CO2-Äquivalente (–13%), was insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. 66% dieser Abnahme ist auf den tertiären Sektor zurückzuführen.
Insgesamt haben die Treibhausgasemissionen der Wirtschaft im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 14% abgenommen, diejenigen der Haushalte um 11%. Die heizungsbedingten Emissionen der Haushalte sind um 8% zurückgegangen, die transportbedingten Emissionen um 15%.
Zwischen 1995 und 2020 fand eine Entkopplung zwischen Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen statt, da die Wirtschaft wuchs während die Emissionen abgenommen haben. Diese Entwicklung ist jedoch je nach Wirtschaftssektor unterschiedlich. Im primären Sektor sind die Emissionen und die Wertschöpfung gesunken, während der Produktionswert angestiegen sind. Im sekundären Sektor haben die Emissionen weniger stark zugenommen als die Wertschöpfung und der Produktionswert, während sie im tertiären Sektor abgenommen haben, was insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist.
Die Intensität der Treibhausgasemissionen der Wirtschaft ist zwischen 1995 und 2020 um 39% gesunken: von 84 auf 51 Gramm CO2-Äquivalente pro Franken Bruttowertschöpfung. Sie ist im primären Sektor um 7%, im sekundären Sektor um 27% und im tertiären Sektor um 48% zurückgegangen, wobei letztere Abnahme insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Die Abweichung im Jahr 2003 im primären Sektor ist auf die Trockenheit im Sommer dieses Jahres zurückzuführen, die die Bruttowertschöpfung geschwächt hat.
Im Jahr 2020 waren die Landwirtschaft, die verarbeitende Industrie und der Verkehrs-, Lagerei-, Informations- und Telekommunikationsbereich für 55% der gesamten Treibhausgasemissionen der Wirtschaft und 27% der Bruttowertschöpfung verantwortlich. Demgegenüber machten Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Immobilienwesen, technische und wissenschaftliche Tätigkeiten sowie andere Dienstleistungen 28% der Bruttowertschöpfung und 4% der Treibhausgasemissionen aus.
Zwischen 2000 und 2020 haben die fossilen CO2-Emissionen der Wirtschaft insgesamt um 26% abgenommen, was insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Verschiedene Faktoren haben in unterschiedlichem Ausmass dazu beigetragen: Wird das Wirtschaftswachstum – gemessen an der Bruttowertschöpfung (BWS) – gesondert betrachtet, hätte dies zu einer Zunahme der Emissionen um 38% geführt. Die sinkende Energieintensität (verbrauchte Energie pro BWS-Einheit), die veränderte strukturelle Zusammensetzung der Wirtschaft sowie der veränderte CO2-Gehalt der genutzten Energie (z.B. infolge vermehrter Nutzung von Erdgas statt Erdöl) hätten hingegen allesamt eine Abnahme der Emissionen zur Folge gehabt (–37%, –15% bzw. –11%).
Zwischen 2000 und 2020 haben die heizungsbedingten fossilen CO2-Emissionen der Haushalte um 26% abgenommen, wobei verschiedene Faktoren in unterschiedlichem Ausmass dazu beigetragen haben. Wird die abnehmende Energieintensität, die z.B. durch verbesserte Gebäudeisolierungen oder energiesparende Heizgewohnheiten zustande kommen kann, gesondert betrachtet, hätte dies zu einem Rückgang der CO2-Emissionen um 27% geführt. Allein das Umstellen auf CO2-ärmere Energieträger, wie zum Beispiel von Erdöl auf Erdgas oder von Erdgas auf Wärmepumpen, hätte einen Rückgang der CO2-Emissionen um 19% gebracht. Von den beiden anderen untersuchten Faktoren hätten das Wachstum der ständigen Wohnbevölkerung und die Zunahme der Wohnfläche pro Kopf hingegen eine Zunahme der Emissionen um 16% bzw. 4% zur Folge gehabt.
Zwischen 2000 und 2020 nahmen die fossilen CO2-Emissionen durch den Privatverkehr um 22% ab, was insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Wären alle übrigen Faktoren gleichgeblieben, hätte der Rückgang der gefahrenen Kilometer zu 12% tieferen Emissionen geführt. Die Energieintensität der Fahrzeuge hätte um 41% tiefere Emissionen zur Folge gehabt. Mit 4% ebenfalls zu tieferen Emissionen geführt hätte das Umstellen auf CO2-ärmere Treibstoffe. Das steigende Gewicht der Fahrzeuge wie auch das Bevölkerungswachstum hätte hingegen einen Anstieg der CO2-Emissionen bewirkt, um 18% bzw. 17%.
Mit dem Treibhausgas-Fussabdruck werden die Treibhausgasemissionen ermittelt, die durch die Endnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in der Schweiz gesamthaft entstehen. Das bedeutet, dass die in den importierten Gütern und Dienstleistungen «versteckten» Emissionen ebenfalls berücksichtigt sind.
2020 belief sich der Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz auf 103 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, wobei zwei Drittel der Emissionen im Ausland entstanden. Er sank zwischen 2000 und 2019 um 2% und zwischen 2019 und 2020 um 10%, was insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Seit 2000 ist er um 13% gesunken – die inländischen Emissionen um 25%, die durch Importe verursachten Emissionen um 4%.
Zusammengenommen machten die Bereiche Verkehr, Wohnen und Lebensmittelkonsum 2020 rund zwei Drittel des Treibhausgas-Fussabdrucks der Haushalte aus. Ausser beim Verkehr und beim Wohnen, wo rund die Hälfte des Fussabdrucks durch direkte Emissionen (Verbrennung von Treibstoffen, Heizöl usw.) verursacht wurden, machten die importbedingten Emissionen bei den anderen Ausgabeposten den grössten Teil des Fussabdrucks aus. Mit 91% besonders hoch waren die ausländischen Emissionen bei Kleidern und Schuhen; bei den Lebensmitteln betrugen sie 66%.
Die Feinstaubemissionen (PM10) der Wirtschaft und der Haushalte sind zwischen 1990 und 2020 um 48% zurückgegangen, von 25 900 auf 13 400 Tonnen. 2020 betrugen die Feinstaubemissionen des sekundären Sektors und diejenigen der Heizungen der Haushalte gegenüber 1990 noch weniger als die Hälfte. Die transportbedingten Emissionen der Haushalte sind seit 1990 relativ konstant geblieben.
Weiterführende Informationen
Tabellen
Daten
Publikationen
Methodologie
Die Daten zu den Luftemissionskonten (AEA für Air Emissions Accounts) stammen aus der Umweltgesamtrechnung, die vom Bundesamt für Statistik BFS erstellt wird. Die Methodik wurde vom Statistischen Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) auf Grundlage des System of Environmental-Economic Accounting (SEEA) der UNO entwickelt.
Bei den AEA handelt es sich um eine Synthesestatistik, die sich aus verschiedensten Quellen zusammensetzt. Das für das Kyoto-Protokoll massgebende Treibhausgasinventar und das Luftschadstoffinventar des UNECE-Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung (CLRTAP) des Bundesamts für Umwelt (BAFU) stellen dabei die Hauptquellen dar.
Aufgrund der Anpassungen, die vorgenommen wurden um die Kohärenz mit den Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) zu gewährleisten, kommt es zu Abweichungen gegenüber den Daten des CO2-Gesetzes, des Treibhausgasinventars oder des Luftschadstoffinventars CLRTAP. Diese Unterschiede sind namentlich darauf zurückzuführen, dass die AEA sämtliche Emissionen berücksichtigt, die bei der Wirtschaftstätigkeit entstehen, insbesondere im internationalen Flugverkehr und bei der Nutzung von Biomasse als Brennstoff. Ausserdem werden die Emissionen einbezogen, die im Ausland durch in der Schweiz ansässige Unternehmen und Haushalte entstehen, nicht aber die in der Schweiz verursachten Emissionen von Unternehmen und Haushalten mit Domizil im Ausland. Die Emissionen, die durch die Produktion von importierten Gütern entstehen, sind nur im Treibhausgas-Fussabdruck (s. unten) enthalten, nicht jedoch in den Luftemissionskonten. Auch Emissionen und Absorptionen durch die Natur werden nicht berücksichtigt, da die Natur kein Wirtschaftsakteur im Sinne der VGR ist.
Die Emissionen anderer Treibhausgase als CO2 werden entsprechend ihrem globalen Erwärmungspotenzial (GWP, Global Warming Potential) in CO2-Äquivalente umgerechnet. Zum Beispiel: 1kg CH4 entspricht 25 kg CO2 und 1 kg N2O entspricht 298 kg CO2.
Die Ergebnisse werden nach den Wirtschaftsbranchen des Produktionskontos der VGR unter Berücksichtigung des Unternehmenskonzepts präsentiert. Resultate nach Produkten (homogene Produktionsbereiche) sind auf Anfrage erhältlich.
Beim Treibhausgas-Fussabdruck handelt es sich um eine Grösse, die nicht direkt gemessen werden kann und daher modelliert wird. Hierfür existieren unterschiedliche Methoden, wobei die vorliegenden Resultate auf den Luftemissionskonten, den Input-Output Tabellen (IOT) der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) und einer Gewichtung der importierten Emissionen beruhen. Diese Gewichtung berücksichtigt die CO2-Intensität der Herkunft der Schweizer Importe. Die Treibhausgasintensität der Exporte aus der EU wird mit dem Verhältnis des gesamten CO2-Ausstosses zum Bruttoinlandprodukt (BIP) der jeweiligen Wirtschaftsregion gewichtet.
Die Schätzung des Treibhausgas-Fussabdrucks der Jahre vor 2008 basiert auf weniger vollständigen Grundlagendaten als die der nachfolgenden Periode.
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