Die Finanzpolitik ist ein zentrales Politikfeld. Viele Lebensbereiche der Wohlfahrt werden durch die öffentliche Hand (mit-)finanziert, z.B. Gesundheit oder Bildung. Der Indikator «Verschuldung der öffentlichen Hand» misst die finanzielle Qualität des Staates. Bei gesunden Finanzen fallen weniger Schuldzinsen an und die entsprechenden Ausgabeneinsparungen können für Investitionen oder Steuersenkungen verwendet werden. Beides wirkt sich auf die Wohlfahrt der Bevölkerung aus. Zudem stärken gesunde Finanzen die Krisenresistenz der Länder. Umgekehrt kann sich eine hohe Verschuldung der öffentlichen Hand in verschiedener Weise negativ auswirken: Sie schränkt den Handlungsspielraum des Staates ein und kann sie zu einem Verlust an makroökonomischer Stabilität führen.
Stand 14. Dezember 2023
Die wichtigsten Ergebnisse
In den ersten Jahren des Beobachtungszeitraums hat sich die Verschuldung etwas erhöht. Danach pendelte sie sich trotz wirtschaftlich unruhiger Zeiten bei unter 300 Mrd. Franken ein. 2020 ist die Verschuldung der öffentlichen Haushalte in der Schweiz wegen der wirtschaftlichen Massnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie beträchtlich gestiegen. In den beiden anschliessenden Jahren hat sich die Verschuldung wieder reduziert und beträgt 298 Mrd. Franken, was 39% des BIP entspricht.
48% der Schulden sind auf den Bund zurückzuführen, 30% auf die Kantone und 22% auf die Gemeinden. Der Anteil der sozialen Sicherheit war im Jahr 2022 geringer als 1%.
Im internationalen Vergleich erweisen sich die Schulden im Jahr 2022 als moderat. Zu bemerken ist, dass die Schulden aller Nachbarländer der Schweiz zurückgegangen sind.
Kontext
Zwei wichtige Aspekte haben zur Eindämmung der Staatsverschuldung beigetragen. Zum einen weist die Schweiz im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern ein geringes Defizit der öffentlichen Hand auf. Zum anderen hat die Schuldenbremse, die im Jahr 2003 vom Bund eingeführt wurde, um den Bundeshaushalt vor strukturellen Ungleichgewichten zu bewahren, Wirkung gezeigt. Viele Kantone haben ähnliche Modelle eingeführt, um ein unkontrolliertes Wachstum der Schulden zu verhindern.
Die Kennzahl der Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP erleichtert sowohl internationale als auch zeitliche Vergleiche. Sie ist wirtschaftlich aussagekräftiger als die Kennzahl der absoluten Staatsverschuldung. Die Fähigkeit eines Staates, seine Schulden zurückzuerstatten, wird an den Ressourcen gemessen, die er mobilisieren kann. Diese richten sich wiederum nach der Grösse des BIP, da sie hauptsächlich von den obligatorischen Abgaben auf den wirtschaftlichen Leistungen des Landes stammen. Somit verhält sich die wirtschaftliche Bedeutung einer Staatsverschuldung proportional zum BIP des Landes.
Vergleich mit subjektiven Daten
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Internationaler Vergleich
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
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Schweiz |
40 |
40 |
44 |
42 |
39 |
Italien |
152 |
159 |
189 |
177 |
154 |
Frankreich |
134 |
136 |
163 |
155 |
134 |
Deutschland |
71 |
69 |
82 |
80 |
66 |
Österreich |
122 |
119 |
140 |
133 |
110 |
USA |
141 |
140 |
165 |
154 |
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EU (27 Länder) |
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OECD - Total |
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Definitionen
Definition des Indikators
Die Verschuldung der öffentlichen Hand umfasst sämtliche vom Staat, das heisst von Bund, Kantonen, Gemeinden und Verwaltungen der sozialen Sicherheit, eingegangenen finanziellen Verpflichtungen. Sie entspricht den Passiva (Aufkommensseite) der Vermögensbilanz in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (European system of accounts (ESA2010) IV: Balance sheets; AF Liabilities). Dabei handelt es sich insofern um eine Bruttoverschuldung, als die finanziellen Vermögenswerte der öffentlichen Hand nicht von den Verbindlichkeiten abgezogen werden. Der Staat besitzt neben den Schulden auch finanzielle (Aktien usw.) und physische (Grundstücke usw.) Vermögenswerte, die zur Berechnung der Nettoverschuldung von der Bruttoverschuldung abgezogen werden müssen.
Dieser Indikator unterscheidet sich vom Schuldenstand nach Maastricht-Vertrag (Konvergenzkriterien der EU-Länder) im Wesentlichen dadurch, dass er zum Marktwerkt berechnet wird.