Strukturell verwandte geographische Einheiten (z.B. Gemeinden oder Regionen) werden in einer Raumtypologie nach bestimmten Kriterien bzw. Eigenschaften zusammengefasst. Die Raumeinheiten innerhalb eines Typs sind sich möglichst ähnlich, unterscheiden sich aber möglichst stark von den Einheiten eines anderen Raumtyps in der Typologie. Die einzelnen Raumeinheiten müssen nicht räumlich zusammenhängen.
Das Bundesamt für Statistik hat mit der Definition des «Raums mit städtischem Charakter 2012» eine Methode entwickelt, um die aktuellen urbanen Strukturen der Schweiz statistisch abzubilden. Dabei werden sowohl morphologische wie auch funktionelle Kriterien berücksichtigt. Basierend auf einheitlichen Kriterien und Schwellenwerten wird jede Gemeinde einer Kategorie zugewiesen.
Methode
Die Vorgehensweise beruht auf einem mehrstufigen Verfahren: Zunächst werden in Rasterzellen Dichten von Einwohner/innen, Beschäftigten und Logiernächten untersucht, um potentielle Agglomerationskerne zu identifizieren. Auf diese Weise kann der Einfluss von historisch gewachsenen institutionellen Grenzen minimiert werden. Anschliessend werden mögliche Agglomerationsgürtel abgegrenzt, wobei die auf Kerne ausgerichteten Pendlerintensitäten massgebend sind. Schliesslich müssen der Kernbereich und der Gürtel eine gewisse Grösse aufweisen, um als Agglomeration zu gelten.
Ausserhalb der Agglomerationen werden weitere städtische Kategorien definiert. Dazu gehören zum einen mehrfach orientierte Gemeinden, die sich funktional auf verschiedene Agglomerationskerne ausrichten. Zum anderen werden Kerne ausserhalb von Agglomerationen bestimmt.
Die detaillierte Methode findet sich im Erläuterungsbericht «Raum mit städtischem Charakter 2012» (vgl. Publikationen unter «Weiterführende Informationen»).
Städtischer Kernraum und Einflussgebiet städtischer Kerne
Die unterschiedlichen Kategorien der Typologie «Raum mit städtischem Charakter 2012» können in drei Hauptkategorien eingeteilt werden:
Anzahl Gemeinden am 1.1.2016 | Anteil der Bevölkerung (31.12.2015) | Anteil Beschäftige (31.12.2015) | |
---|---|---|---|
Städtischer Kernraum (Kerngemeinden) | 487 | 62.8% | 74.5% |
Einflussgebiet städtischer Kerne (Gürtel- und mehrfach orientierte Gemeinden) | 1009 | 21.8% | 13.1% |
Gebiete ausserhalb des Einflusses städtischer Kerne (ohne städtischen Charakter) | 798 | 15.5% | 12.4% |
Gemäss der aktuellen Definition, die auf Dichte- und Grössenkriterien (Bevölkerung und Arbeitsplätze) beruht, existierten 2012 in der Schweiz 162 statistische Städte. Darin wohnten 47% der Bevölkerung und befanden sich 64% der Arbeitsplätze.
Hinweis zum letzten Definitionswechsel:
Die Definition einer Stadt im statistischen Sinne beruhte seit Jahrzehnten und bis 2014 einzig auf einer Gemeindegrösse von mindestens 10’000 Einwohner und Einwohnerinnen. In einer z.B. durch Fusionen entstandenen neuen Gemeinde können aber durchaus mehr als 10'000 Einwohner und Einwohnerinnen leben, verteilt auf viele kleine Siedlungen, die über kein dominantes Zentrum verfügen. Aus diesem Grund reicht die Einwohnerzahl alleine nicht aus, um eine Gemeinde als Stadt zu charakterisieren.
Die Definition der Gemeindetypologie 2012 folgt einem dreistufigen Entscheidungsbaum. Zunächst werden die Gemeinden der Schweiz einer von drei Kategorien gemäss der Definition «Raum mit städtischem Charakter 2012» (s. weiter oben) zugeordnet. Diese wiederum werden nach 9 und weiter nach 25 Kategorien unterteilt, woraus die zwei Niveaus der Gemeindetypologie hervorgehen. Während die Unterscheidung der 9 Kategorien auf Dichte-, Grösse und Erreichbarkeitskriterien beruht, kommen für die feinere Aufteilung in 25 Kategorien sozioökonomische Kriterien zum Einsatz (mehr zur Methodik findet sich in der Publikation «Gemeindetypologie und Stadt/Land-Typologie 2012» unter «Weiterführende Informationen»).
Um den Nutzerinnen und Nutzern Zeit für die Umstellung zu geben, wird die vorherige Gemeindetypologie, die in den 1980er-Jahren entwickelt wurde, noch bis 2019 nachgeführt (Gemeindestand vom 1.1.2019).
Die Stadt/Land-Typologie 2012 ist von der Gemeindetypologie 2012 mit 9 Kategorien abgeleitet (s. weiter oben), welche die Gemeinden der Schweiz nach Dichte-, Grösse- und Erreichbarkeitskriterien unterscheidet. Im Gegensatz zur vorhergehenden Stadt/Land-Typologie, die auf der Agglomerationsdefinition aus dem Jahr 2000 beruht, werden nicht zwei, sondern drei Typen unterschieden: Neben einer städtischen und einer ländlichen Kategorie gibt es auch einen Typ «intermediär», der sowohl städtische wie auch ländliche Merkmale aufweist. Dieser Ansatz erlaubt es, die heutigen Gegebenheiten auf angemessene Art und Weise abzubilden (mehr zur Methodik findet sich in der Publikation «Gemeindetypologie und Stadt/Land-Typologie 2012» unter «Weiterführende Informationen»).
|
Anzahl Gemeinden am 1.1.2017 |
Anteil der Bevölkerung (31.12.2015) |
Anteil Beschäftige (31.12.2013) |
---|---|---|---|
1 – Städtisch |
488 |
63% |
75% |
2 – Intermediär |
579 |
21% |
15% |
3 – Ländlich |
1188 |
16% |
10% |
Um den Nutzerinnen und Nutzern Zeit für die Umstellung zu geben, wird die vorherige Stadt/Land-Typologie 2000, die auf der Agglomerationsdefinition 2000 beruht, noch bis 2019 nachgeführt (Gemeindestand vom 1.1.2019).
Weiterführende Informationen
Tabellen
Mit der Applikation der Schweizer Gemeinden lassen sich die Gemeinden ab Stand 1.1.1960 den verschiedenen Raumgliederungen zuordnen. Diese Applikation ermöglicht die Abfrage des historisierten Gemeindeverzeichnisses aus der Datenbank.
Die REST-Dienste der Schweizer Gemeinden ermöglichen Datenbankabfragen im historisierten Gemeindeverzeichnis und in den dazugehörigen Metadaten.
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