Legislaturindikator: Vielfalt von Artengemeinschaften


Auszug aus dem Legislaturziel 17Zur Sicherstellung der natürlichen Lebensgrundlage und des Wohlergehens der Schweizer Bevölkerung gilt es, die Verringerung der Artenvielfalt zu stoppen und deren Regeneration zu fördern. Der Bundesrat will unter anderem den Unterhalt bestehender Schutzgebiete stärken, neue Waldreservate schaffen, national prioritäre Arten fördern und die Vernetzung von Lebensräumen verbessern sowie Massnahmen zur Eindämmung invasiver gebietsfremder Arten verstärken.

Bedeutung des Indikators: Die Biodiversität umfasst die Vielfalt an Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sowie Mikroorganismen, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die Diversität an Lebensräumen und die Beziehungen innerhalb und zwischen diesen Ebenen. Die Biodiversität trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Menschen bei, indem sie etwa dabei hilft, das Wasser zu reinigen, die Luft zu filtrieren oder die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.
Der Indikator beschreibt, wie sich die Artenzusammensetzung im Lebensraum Wiesen und Weiden entwickelt. Während ein hoher Indexwert vielfältige Artengemeinschaften anzeigt, weist ein tiefer Indexwert auf einheitlichere Artengemeinschaften hin, was einen Verlust biologischer Vielfalt bedeutet.

Quantifizierbares ZielDie Biodiversität ist zu erhalten und zu fördern.

Die Vielfalt von Artengemeinschaften in Wiesen und Weiden ist seit Beginn der 2000er Jahre bei den Pflanzen und Moosen konstant geblieben, bei den Mollusken hat sie abgenommen.
Die Vielfalt der Artengemeinschaften in Wiesen und Weiden ist seit Beginn der 2000er-Jahre insgesamt zurückgegangen: Während sie bei den Pflanzen und Moosen konstant geblieben ist, konnte bei den Mollusken (Schnecken) eine Abnahme beobachtet werden. Bei Letzteren hat vor allem die Anzahl der häufig vorkommenden Arten zugenommen, die keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, während die Anzahl der seltenen Arten abgenommen hat.

Biodiversitätsförderflächen
Die Biodiversitätsförderflächen sind eine der Massnahmen der Agrarpolitik zur Erhaltung und nach Möglichkeit zur Erweiterung des Lebensraums der Schweizer Fauna und Flora in landwirtschaftlichen Räumen, insbesondere auf Wiesen und Weiden. 2021 umfassten diese Flächen 172 372 ha, von denen 44% den Kriterien der Qualitätsstufe II (höchste) entsprachen. Gegenüber 2020 stiegen sie um 1950 ha an. Diese Zunahme betrifft in erster Linie extensiv genutzte Wiesen und Weiden.

Brutvogelbestände
Der Brutvogelbestand gilt als Indikator für die Biodiversität im Allgemeinen, da die Anzahl und das Vorkommen der Arten wesentlich von der Vielfalt und der Qualität der Lebensräume in den landwirtschaftlichen und anderen Regionen abhängen. Für die Gesamtheit der 176 Vogelarten, die regelmässig in der Schweiz brüten, ist der Trend zwischen 1990 und 2022 zunehmend. Die Bestände der 44 gefährdeten Arten, die auf der Roten Liste stehen, gingen dagegen in der gleichen Zeitspanne vorübergehend zurück und haben wieder nahezu den Ausgangswert erreicht. Kurzfristige Schwankungen in der Bestandsentwicklung sind unter anderem abhängig von der Witterung.

Gefährdete Arten
Die Roten Listen zeigen den Gefährdungsgrad der in einem Gebiet erhobenen Artengruppen. In der Schweiz sind rund 56 000 Pflanzen-, Pilz- und Tierarten bekannt (ein- und wenigzellige Lebewesen ausgenommen). Von den 10 844 untersuchten Arten befinden sich 35% auf Roten Listen, d.h. sie gelten als gefährdet, verschollen oder ausgestorben. Dieser Umstand geht unter anderem einher mit dem Verschwinden ökologisch wertvoller Räume (wie etwa Feuchtgebieten und Trockenwiesen), das insbesondere auf intensive Landwirtschaft, Drainage, sich ausbreitende Agglomerationen und Flussverbauungen, die Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten sowie den Klimawandel zurückzuführen ist.


Tabellen

Methodologie

Die Vielfalt an Artengemeinschaften im Lebensraum Wiesen und Weiden wird anhand des mittleren Simpsons-Indexes auf einer Skala von 0 (einheitlich) bis 100 (vielfältig) dargestellt. Der Indikator wird für eine Artengruppe folgendermassen berechnet: Die Artenliste einer Wiese oder Weide wird paarweise mit jenen aller anderen Stichprobenflächen der Wiesen und Weiden verglichen. Für jeden Vergleich wird der Simpson-Index berechnet. So werden alle möglichen Paare miteinander verglichen. Der Mittelwert aller berechneten Simpson-Indizes nimmt Werte zwischen 0 und 100 an. Beim Wert 0 kommen in allen Wiesen exakt die gleichen Arten vor, ist jede Wiese in ihrer Artenzusammensetzung einzigartig, beträgt der Wert 100. Je mehr seltene und je weniger häufige Arten es in einer Artengruppe gibt, desto höher fällt der Wert für diese Artengruppe aus.

Die Stichprobenflächen, für die jeweils ein Inventar aller darin vorkommenden Pflanzen, Mollusken und Moose erstellt wird, umfassen zehn Quadratmeter. Innerhalb von fünf Jahren werden jeweils alle Stichprobenflächen bearbeitet. Für einen kompletten Vergleich aller Flächen werden deshalb die Aufnahmen von jeweils fünf Jahren verwendet.

Der Fokus wird auf die Wiesen und Weiden gelegt, weil es sich um Lebensräume mit einer grossen natürlichen Artenvielfalt handelt, die empfindlich auf Veränderungen reagieren. Sie verteilen sich auf die gesamte Landesfläche und sind somit dem Druck der menschlichen Aktivitäten besonders stark ausgesetzt.

Der Indikator stützt sich auf die Daten des Indikators Artenvielfalt in Lebensräumen des Biodiversitäts-Monitorings Schweiz des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und wird jährlich erhoben. Die Daten für die Mollusken folgen jeweils mit einem Jahr Rückstand.

Definitionen

Kontakt

Bundesamt für Statistik Sektion Umwelt, Nachhaltige Entwicklung, Raum
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz

Kontakt

https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/querschnittsthemen/monitoring-legislaturplanung/alle-indikatoren/leitline-3-sicherheit/vielfalt-artengemeinschaften.html