Die Gemeinden in der Schweiz sind je nach kantonaler Gesetzgebung respektive Gemeindeordnung zwei- oder dreistufig organisiert. Gemeinden mit zweitstufiger Ordnung verfügen nur über eine Gemeindeexekutive sowie eine Gemeindeversammlung, Gemeinden mit dreistufiger Ordnung haben als dazwischenstehende legislative Instanz ein Gemeindeparlament. Dies ist bei 104 der insgesamt 162 statistischen Städte der Schweiz der Fall. An dieser Stelle werden ausschliesslich die Städte behandelt: es finden sich Daten zur parteipolitischen Zusammensetzung der Exekutiven und Legislativen der Schweizer Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern (bis 2014) resp. der statistischen Städte (ab 2015).
Die Grösse der Exekutiven und Legislativen auf Gemeindeebene sowie ihr Wahlmodus (Majorz- oder Proporzverfahren) werden ebenfalls durch die kantonale Gesetzgebung respektive die Gemeindeordnung bestimmt. Die Grösse der Exekutiven in den statistischen Städten variiert zwischen 3 und 30 Sitzen, die Anzahl Sitze in den Legislativen bewegt sich zwischen 17 und 125. Um der unterschiedlichen Grösse Rechnung zu tragen, werden die Sitzanteile der Parteien standardisiert. Diese entsprechen dem durchschnittlichen Anteil an Sitzen in %, den eine Partei hält.
[i] Vgl. dazu die Ausführungen in folgender Publikation des BFS: „Raum mit städtischem Charakter 2012". Erläuterungsbericht (2014) via nachstehenden Link:
Mit einem durchschnittlichen Sitzanteil von knapp 25 Prozent ist die FDP 2021 nach wie vor am stärksten in den städtischen Exekutiven vertreten. Insgesamt 54,7% der Sitze entfallen auf FDP, LP, SVP, Die Mitte und die kleinen Rechtsparteien. Dann folgt das links-grüne Lager mit mehr als 30% aller Sitze.
In Bezug auf die parteipolitische Zusammensetzung der städtischen Exekutiven nach Gemeindegrösse lässt sich auf Basis der Daten von 2021 folgender Zusammenhang aufzeigen: Je höher die Einwohnerzahl einer Gemeinde, desto geringer der relative Anteil der bürgerlichen Parteien FDP, Die Mitte und SVP an den Exekutivsitzen und desto höher der Anteil der SP und der linken und grünen Parteien.
In der deutschen und der italienischen Schweiz nimmt die FDP die Spitzenposition ein. In der italienischen [1] Schweiz dominieren die Bürgerlichen. In der Romandie ist das links-grüne Lager am stärksten.
[1] Die italienischsprachige Schweiz umfasst hier ausschliesslich Städte im Kanton Tessin.
Die parteipolitische Zusammensetzung der städtischen Legislativen hat sich seit den 1980er Jahren verändert: Zwar ist die FDP (ab 2009 fusioniert mit den Liberalen) nach wie vor die am stärksten vertretene Partei in den städtischen Parlamenten, büsste aber, wie auch Die Mitte (Ergebnis der Fusion von CVP und BDP ab 2021), im Vergleich zu 1983 deutlich an Sitzen ein. Während 1983 die FDP, LP und CVP zusammengenommen im Schnitt noch fast die Hälfte aller Parlamentssitze in den Städten besetzten, halten sie heute nur noch weniger als ein Drittel. Auch die SP verlor gegenüber den 1980er und 1990er Jahren an Sitzanteilen und hält heute noch etwas mehr als ein Fünftel der Sitze in den Stadtparlamenten. Im Gegenzug dazu legten seit 1983 auf der linken Seite besonders die Grünen, auf der rechten Seite die SVP deutlich an Sitzen zu.
Die Zusammensetzung der Legislativen unterscheidet sich deutlich je nach Grösse der Gemeinde: Während in kleineren und mittleren Städten besonders die FDP, aber auch Die Mitte und teilweise die SVP stark vertreten sind, sind es in den grossen Städten die Parteien auf der linken Seite des politischen Spektrums, SP, Grüne, die kleinen Linksparteien sowie die GLP, die vermehrt Sitze erlangen können.
In der deutschsprachigen Schweiz ist vor allem die SVP überdurchschnittlich stark vertreten und ist aktuell zusammen mit der SP die stärkste Partei in den städtischen Legislativen (20.5% respektive 21.4% der Legislativsitze). Auch die GLP ist hier deutlich stärker als in den anderen Sprachregionen, was aufgrund ihrer Gründungsgeschichte jedoch nicht überrascht. In der französischsprachigen Schweiz sind vor allem die Parteien auf der linken Seite des politischen Spektrums, Grüne, SP und kleine Linksparteien, stark vertreten (mehr als 40% in der Romandie gegenüber 33% in der Deutschschweiz und 22% in der italienischsprachigen Schweiz), während die SVP schwächer ist (7% in der Romandie gegenüber 21% in der Deutschschweiz). In der italienischsprachigen Schweiz [1] sind die bürgerlichen Parteien, FDP und Die Mitteam stärksten vertreten und halten gemeinsam die Hälfte der Legislativsitze. Die FDP ist in der italienischsprachigen Schweiz (wie auch in der Romandie)erfolgreicher als in der deutschsprachigen Schweiz. Auch Die Mitte ist mit 17% der Mandate stärker in der italienischsprachigen Schweiz vertreten als in den anderen Landesteilen.
[1] Die italienischsprachige Schweiz umfasst hier ausschliesslich Städte im Kanton Tessin.