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Armut und Lebensbedingungen im Jahr 2018 Armutsquote bleibt 2018 stabil bei rund 8%

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Schweiz mit höchster Lebenszufriedenheit Europas - doch nicht alle haben teil

28.01.2020 - Im Jahr 2018 waren 7,9% der Bevölkerung oder rund 660 000 Personen in der Schweiz von Einkommensarmut betroffen. Jede achte Person hatte Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. Der allgemeine Lebensstandard in der Schweiz gehört jedoch nach wie vor zu den höchsten in Europa. Dies sind die aktuellsten Ergebnisse der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik (BFS).

Zu den am häufigsten von Armut betroffenen sozialen Gruppen gehörten Personen in Einelternhaushalten (Armutsquote von 19,3%), ausländische Personen aus ost- oder aussereuropäischen Staaten (17,5%) sowie Nichterwerbstätige (14,4%) und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung (12,1%). Die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung lag 2018 bei 3,7%. Dies entspricht rund 133 000 Personen. Im Vergleich zu 2017 sind diese Werte stabil geblieben.

Um die Situation in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet. Diese lag in der Schweiz mit 14,6% unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU) von 17,1%. Die Armutsgefährdungsquoten unserer Nachbarstaaten betrugen 13,4% (Frankreich), 14,3% (Österreich), 16,0% (Deutschland) und 20,3% (Italien). Die Armutsgefährdungsgrenze hängt vom Lebensstandard des jeweiligen Landes ab und betrug 2018 in der Schweiz rund 2500 Franken pro Monat für eine Einzelperson. Sie war kaufkraftbereinigt zwischen ca. 15% (Österreich) und 60% (Italien) höher als in den Nachbarländern.

5,6% mit deutlich erschwerten Lebensbedingungen konfrontiert

12% der Bevölkerung in der Schweiz und damit fast jede achte Person hatte 2018 gemäss ihrer eigenen Einschätzung Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. 5,6% waren von materieller Entbehrung betroffen. Dies bedeutet, dass sie aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen mit deutlich erschwerten Lebensbedingungen konfrontiert waren. Dieser Wert gehört weiterhin zu den niedrigsten Werten Europas (EU-Durchschnitt: 13,2%). Personen mit materiellen Entbehrungen sind viel häufiger mit ihrem jetzigen Leben unzufrieden als Personen ohne Entbehrungen (27,3% gegenüber 2,5%) und nehmen weniger als halb so oft an Vereinsaktivitäten teil, was eine Form der Isolation darstellen kann.

Die häufigsten materiellen Entbehrungen standen in der Schweiz in Zusammenhang mit finanziellen Schwierigkeiten. So waren beispielsweise 20,7% der Bevölkerung nicht in der Lage, innerhalb eines Monats eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken zu tätigen und 8,8% hatten mindestens einen Zahlungsrückstand (EU-Durchschnitt: 8,9%). Bei Personen in Einelternhaushalten betrug dieser Anteil in der Schweiz 19,6%. Werden auch Steuern und Krankenversicherungsprämien berücksichtigt (diese sind im europäischen Vergleich nicht enthalten), hatten sogar 14,6% der Schweizer Bevölkerung und 28,1% der Personen in Einelternhaushalten einen Zahlungsrückstand.

Schweiz mit vergleichsweise geringer Einkommensungleichheit

Im Jahr 2018 lag die Einkommensungleichheit in der Schweiz unter dem europäischen Durchschnitt: Das verfügbare Einkommen des einkommensstärksten Fünftels der Bevölkerung war 4,5-mal so hoch wie jenes des einkommensschwächsten Fünftels (Quintilverhältnis S80/S20). Je höher diese Zahl ist, desto ungleicher ist die Einkommensverteilung in einem Land. In Europa variierte der Indikator 2018 zwischen 3,0 (Slowakei) und 8,6 (Serbien) und betrug durchschnittlich 5,2.

Die staatliche Umverteilung in Form von staatlichen oder staatlich geregelten Transfers trug massgeblich zur Reduktion der Einkommensungleichheit in der Schweiz bei: Das Quintilverhältnis der Einkommen nach staatlichen Transfers war rund zehnmal tiefer als jenes der Einkommen vor Umverteilung. Transferleistungen umfassen primär Renten und Sozialleistungen, Transferausgaben vor allem Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Krankenkassenprämien sowie Alimente.

Lebensstandard im europäischen Vergleich hoch

Obwohl ein Teil der Bevölkerung mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, gehörte der Lebensstandard in der Schweiz auch 2018 zu den höchsten in Europa. Der Lebensstandard wird anhand des medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens gemessen, wobei die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern korrigiert werden. In der Schweiz war dieses Einkommen 2,9-mal so hoch wie in Griechenland, 1,6-mal so hoch wie in Italien, 1,3-mal so hoch wie in Frankreich und 1,2-mal so hoch wie in Deutschland und Österreich. Trotz des hohen Preisniveaus in der Schweiz war der Lebensstandard der Bevölkerung nach Abzug der obligatorischen Ausgaben also höher als in den Nachbarstaaten und der Mehrheit der EU-Länder.

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