Medienmitteilung

Jugendstrafurteile und Sanktionsvollzug im Jahr 2022 Jugendstrafurteile sind 2022 zurückgegangen

20.06.2023 - Im Jahr 2022 wurden 20 797 Jugendurteile ausgesprochen, 2,3% weniger als 2021. Die Zahl der Urteile aufgrund von Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch ist um 7% gesunken. Rückläufig waren auch die Urteile wegen Betäubungsmittelkonsum und -handel. Sie haben sich um 24,2% bzw. 20,6% verringert. Die Jugendstrafurteile aufgrund von Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz sind hingegen gestiegen (+7,9%). Die am häufigsten ausgesprochenen Sanktionen waren Verweise, gefolgt von persönlichen Leistungen und Bussen. Zudem wurden 2022 insgesamt 976 Jugendliche fremdplatziert. Dies geht aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

Im Jahr 2022 wurden 8171 Jugendurteile aufgrund von Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch (StGB) ausgesprochen. Das sind 7% weniger als im Vorjahr. Nachdem ihre Anzahl ab 2015 stets zugenommen hatte, kehrte sich dieser Trend im Jahr 2022 um. Dieser Rückgang zeigt sich auch bei den Gewaltstraftraten, bei denen erstmals seit 2015 ein Minus verzeichnet wurde (-4,9% zwischen 2021 und 2022).

Bei den Vermögensstraftaten ist ebenfalls eine Abnahme zu beobachten (-5,8%). Einige Straftaten haben allerdings auch zugenommen. Die Zahl der Jugendurteile aufgrund einfacher Körperverletzung erhöhte sich um 11,5%, jene aufgrund der Fälschung von Ausweisen, z. B. durch Änderung des Geburtsdatums, stieg von 105 Urteilen im Jahr 2021 auf 177 im Jahr 2022.

Mehr Verstösse gegen das Strassenverkehrsgesetz 

2022 ergingen 4995 Jugendurteile aufgrund von Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz (SVG), 7,9% mehr als 2021. Bei den Verletzungen der Verkehrsregeln haben die leichten Fälle gegenüber 2021 um 15,3% zugenommen, bei den groben Verletzungen der Verkehrsregeln (hauptsächlich Geschwindigkeitsübertretungen) ist eine Anstieg von 69,8% zu beobachten (von 146 Urteilen im Jahr 2021 auf 248 im Jahr 2022).

Rückgang des Betäubungsmittelhandels- und konsums

Seit 2019 waren die Jugendurteile wegen Betäubungsmittelhandel und -konsum gemäss Betäubungsmittelgesetz (BetmG) stark zurückgegangen. Dieser Abwärtstrend setzte sich 2022 fort. Beim Betäubungsmittelkonsum wurde eine Abnahme von 24,2% und beim Betäubungsmittelhandel von 20,6% verzeichnet. 

Verweis und persönliche Leistung häufigste Sanktionen

Von den 20 797 im Jahr 2022 ausgesprochenen Jugendurteilen waren 35,5% bzw. 7379 Verweise, d. h. eine förmliche Missbilligung der Tat durch die Jugendanwaltschaft oder das Jugendgericht. An zweiter Stelle stand die persönliche Leistung, d. h. eine Kursteilnahme oder gemeinnützige Arbeit. Sie wurde in 30% der Fälle angeordnet (6258).

Bussen und Freiheitsentzug können erst ab dem Alter von 15 Jahren verhängt werden, 36,3% der Jugendlichen in dieser Altersklasse wurden mit einer Busse und 6,1% mit einem Freiheitsentzug bestraft. In 2,2% der Urteile wurden ausschliesslich Massnahmen oder Strafbefreiungen ausgesprochen. 

Fremdplatzierung

2022 wurden 976 Personen nach Jugendstrafrecht fremdplatziert, d. h. ausserhalb der eigenen Familie untergebracht. Dies entspricht einer Abnahme von 7,2% gegenüber 2021 (1052 fremdplatzierte Jugendliche). Fremdplatzierungen können entweder vorsorglich vor dem Urteil oder im Anschluss als Sanktion erfolgen.

Von den 385 Jugendlichen, bei denen eine oder mehrere vorsorgliche stationäre Schutzmassnahmen angeordnet wurden, wurden 115 zur stationären Beobachtung platziert, 260 in einer offenen Einrichtung und 130 in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht. Dabei ist zu beachten, dass für eine Person mehrere aufeinanderfolgende vorsorgliche Massnahmen ausgesprochen werden können.

Von den 245 nach einem Jugendurteil fremdplatzierten Jugendlichen wurden 198 in einer offenen Einrichtung und 44 in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht. 211 nach Jugendstrafrecht verurteilte Straffällige verbüssten einen Freiheitsentzug.

Alternative Methoden der Konfliktlösung

Zusätzlich zu den 20 797 Jugendurteilen wurden 1155 strafrechtliche Konflikte auf eine alternative Art beigelegt, darunter 318 durch Mediation sowie 293 durch Vergleiche und Wiedergutmachungen. Am häufigsten kam es bei Tätlichkeiten, Beschimpfungen und Drohungen zu einer Mediation, einem Vergleich oder einer Wiedergutmachung.

Zusätzliche Informationen finden Sie in der nachfolgenden PDF-Datei.


 

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Jugendstrafurteile sind 2022 zurückgegangen
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https://www.bfs.admin.ch/content/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken.assetdetail.25585844.html