Die Statistik der Rohstoffhändler erfasst alle in der Schweiz ansässigen Unternehmen, die sich im Handel mit Rohstoffen betätigen. Ziel der Statistik ist, offizielle Schätzungen bezüglich Grösse, Entwicklung sowie Beitrag zur Gesamtwirtschaft dieses Sektors bereitzustellen.
Steckbrief
FAQ zur Statistik der Rohstoffhändler (NMP)
Diese Statistik wurde infolge des Berichts des Bundesrats (BR) «Rohstoffsektor Schweiz: Standortbestimmung und Perspektiven» vom 30. November 2018 erstellt. Der BR beauftragte eine interdepartementale Arbeitsgruppe, die sich namentlich aus Vertreterinnen und Vertretern des BFS, des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) und des SECO zusammensetzt, mit der Erarbeitung der konzeptuellen Grundlagen für die Messung der Bedeutung des Rohstoffhandelssektors. Aufgrund der mangelnden Informationen zu diesem Thema erteilte der BR den Auftrag, offizielle Schätzungen zum Rohstoffhandelssektor zu erstellen, um dessen Grösse, Entwicklung und Beitrag zur Gesamtwirtschaft zu bestimmen.
Als Rohstoffhändler gelten alle Unternehmen in der Schweiz, die nach eigenen Angaben Rohstoffe oder Rohstoffderivate kaufen und verkaufen, ohne sie in ihrer eigenen Produktionskette zu verwenden. Die Transaktionen können auf Rechnung Dritter oder auf eigene Rechnung erfolgen und in der Schweiz und/oder im Ausland stattfinden. Die mit dieser Tätigkeit erwirtschafteten Gelder stellen in der Regel einen signifikanten Teil des Umsatzes der betrachteten Einheit dar. Rohstoffe sind unbearbeitete, aus der Natur gewonnene Produkte, die der Mensch direkt oder indirekt in Herstellungsverfahren verwendet.
Die Statistik deckt alle rechtlichen Einheiten ab, deren Haupttätigkeit der Grosshandel mit Rohstoffen ist («Kern»). Der Kern wird mit einer Schätzung der Einheiten ergänzt, die die Handelstätigkeiten direkt unterstützen («Cluster»). Zu diesen Unterstützungstätigkeiten zählen insbesondere die Bereiche Finanzierung, Versicherung, Überwachung, Zertifizierung, Lagerei und Transport.
Die Handelstätigkeit umfasst den Kauf und Verkauf von Produkten ohne deren Verarbeitung. Daher sind Einheiten, die Rohstoffe zur Verarbeitung in ihrer eigenen Produktionskette kaufen (z. B. Grossbäckereien), in der Statistik nicht enthalten.
Die Gesamtheit der im Rohstoffhandel tätigen Einheiten (Kern) wird bestimmt, indem die Suche nach bestimmten Stichwörtern im Handelsregister mit verschiedenen verfügbaren Quellen verknüpft wird (z. B. Umsatz gemäss MWST, Daten der Eidgenössischen Zollverwaltung und Informationen der Schweizerischen Nationalbank). Diese Methode sieht ein schrittweises Vorgehen unter Verwendung eines Entscheidungsbaums vor. Dieser basiert auf den oben erwähnten Elementen sowie auf Kriterien wie dem Vorhandensein einer Einheit im Transithandel, dem Umfang der Rohstoffeinfuhr und -ausfuhr oder der Erbringung von umfangreichen Dienstleistungen für ausländische Einheiten.
Die Einheiten, die die Handelstätigkeit unterstützen (Cluster), wurden anhand von öffentlich verfügbaren Informationen bestimmt. Die Ermittlung der Akteure ist insofern heikel, als die Einheiten oft für mehrere Kunden, darunter die Händler, sowie in verschiedenen Branchen tätig sind. So wäre es beispielsweise nicht richtig, alle Beschäftigten einer Bank zu berücksichtigen, wenn nur ein Teil davon die Rohstoffhändler unterstützt. Daher musste auf der Grundlage einer Liste, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) erstellt und mit Vertreterinnen und Vertretern sowie wichtigen Unternehmen des Sektors konsolidiert wurde, eine Erhebung durchgeführt werden. Diese ermöglicht eine grobe Schätzung der Beschäftigten, die spezifisch Tätigkeiten zur Unterstützung der Rohstoffhändler erbringen.
Die STATENT beruht hauptsächlich auf den Daten der AHV-Register. Die Beschäftigten und Unternehmen werden ausgehend von den Mindestlöhnen erfasst, die der AHV-Beitragspflicht (2300 Fr. pro Jahr) unterstehen. Im Rahmen der Statistik der Rohstoffhändler werden alle administrativ aktiven Unternehmen (= rechtliche Einheit) berücksichtigt, unabhängig davon, ob sie Beschäftigte im Sinn der STATENT haben oder nicht.
Die Unterscheidung ist manchmal unscharf. Die im Rohstoffhandel tätigen Unternehmen sind sehr heterogen und viele haben ihre Tätigkeiten, die zugleich die Gewinnung, den Handel oder direkte Dienstleistungen für andere Händler umfassen, im Verlauf der Zeit vertikal integriert. Im Bereich der Vermittlungstätigkeiten («Shipbroking» / «Commodity broking») beispielsweise können Einheiten Dienstleistungen als Vermittler erbringen und selber als Händler auf eigene Rechnung tätig sein. Es ist auch nicht immer klar, ob die für das Cluster berücksichtigten Unternehmen tatsächlich und hauptsächlich Dienstleister sind. Schliesslich verändert sich das Verhalten mancher Akteure im Zeitverlauf. Bestimmte Einheiten können Rohstoffe für das Herstellungsverfahren einkaufen, aber später einen Teil ihres Lagerbestands wieder verkaufen, wenn dieser zu umfangreich ist. In diesem Fall handelt es sich jedoch um besondere Situationen, bei denen sich die Haupttätigkeit grundsätzlich nicht ändert.
In der Schweiz existiert weder im Handelsregister noch in einer Nomenklatur wie der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) eine spezifische Klassifikation der Tätigkeiten von Unternehmen, die im Rohstoffhandel tätig sind. Auch auf internationaler Ebene gibt es keine Referenz. Daher ist es schwierig, formell einen «Sektor» oder eine «Branche» zu definieren. Die Abgrenzung dieser Tätigkeit ist auch deswegen sehr komplex, weil ein bedeutender Teil der von einem Land aus gehandelten Rohstoffe dessen Grenzen nicht überschreitet.
Aus all diesen Gründen scheint es im Ausland keine Entsprechung des in der Schweiz durchgeführten Verfahrens zu geben. Es ist daher nicht möglich, die schweizerischen Daten mit einem anderen Land zu vergleichen. Dies ist auch auf die Besonderheiten der Schweizer Wirtschaft zurückzuführen, die in diesem Bereich über eine Art «Mikrokosmos» verfügt.
Für den Kern liefert die Statistik folgende Informationen:
- - Anzahl Unternehmen
- - Anzahl Beschäftigte
- - Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten
Die Daten für den Kern können nach Wirtschaftszweig (NOGA 2008), nach Grössenklasse (Anzahl Beschäftigte), nach Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe und nach geografischer Verteilung (Kantone) aufgeschlüsselt werden.
Die Daten des Kerns werden vom BFS jährlich aktualisiert.
Für den Teil des Clusters, der geschätzt werden konnte, sind folgende Ergebnisse verfügbar:
- - Anzahl Unternehmen
- - Anzahl Beschäftigte
- - Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten
Die Ergebnisse des Clusters betreffen die Tätigkeiten in den Bereichen Audit und Beratung, Inspektion und Zertifizierung, Finanzierung sowie See- und Küstenschifffahrt und werden nach Kanton aufgeschlüsselt.
Die Daten des Clusters werden vom SECO alle zwei bis drei Jahre aktualisiert, um einen zu grossen Aufwand für die Befragten zu vermeiden.
Die Daten zum Kern basieren auf administrativen Quellen, Registern und statistischen Daten. Die Produktion der Zahlen erfolgte im Rahmen der Modernisierung des Betriebs- und Unternehmensregisters (BUR) vom Dezember 2018. Die STATENT 2017, die im August 2019 publiziert wurde, konnte in die neue Informatikanwendung des BUR integriert werden. Vor der Einführung dieser Anwendung war ein solches Vorgehen nicht möglich. Die statistischen Ergebnisse für den Kern stammen hauptsächlich aus der STATENT. Dadurch sind die neusten Daten der STATENT jene des letzten Referenzjahres.
Die Daten zum Cluster sind erst ab das Jahr 2019 verfügbar, weil sie auf einer vom SECO durchgeführten Ad-hoc-Erhebung basieren. Die Unternehmen wurden zu ihren Personalbeständen am 31. Dezember 2019 befragt. Es erschien nicht angebracht, ältere Daten zu verlangen, da dies für die Unternehmen einen zusätzlichen Aufwand verursacht hätte. Es ist vorgesehen, die Daten für das Cluster alle zwei bis drei Jahre zu aktualisieren.
Im Gegensatz zu anderen Ländern verfügt die Schweiz nicht über ein zentrales Register mit allen monetären Informationen (Buchhaltungen, Bilanzen usw.) der in der Schweiz aktiven Einheiten. Das BFS erhält diese Daten im Rahmen einer geschichteten Zufallsstichprobe für die Wertschöpfungsstatistik (WS). Diese Erhebung wird jährlich durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind repräsentativ für die Stufe 2 der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA), decken jedoch nicht alle Unternehmen in der Schweiz ab.
Im Fall der Rohstoffhändler wären Ergebnisse auf einer sehr hohen Detaillierungsstufe der NOGA erforderlich. Die WS enthält keine geeigneten Daten. Es gibt somit keine «natürliche» Quelle, die für einen monetären Teil herangezogen werden könnte.
Im Rahmen des Programms «Nationale Datenbewirtschaftung» (NaDB) untersucht das BFS die Möglichkeit, einen Zugang zu den Steuerdaten, die von den Unternehmen an die Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) bzw. an die Kantone gemeldet werden, zu erhalten, sowie auch deren Qualität zu prüfen.
- Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Rohstoffe (admin.ch)
- Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF Rohstoffhandel (admin.ch)
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Kontakt
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