Die nationale Krebsstatistik liefert Informationen zum Stand und zur Entwicklung der Krebssterblichkeit und der Krebsneuerkrankungen in der Schweiz. Die Statistik ist eine Synthese aus dem verfügbaren Zahlenmaterial bestehender Erhebungen. Verschiedene Indikatoren beschreiben die Bedeutung der einzelnen Krebskrankheiten.
Steckbrief
In der Schweiz erfolgt die Krebsregistrierung in den kantonalen Krebsregistern (KKR). Diese Daten werden von der Nationale Krebsregistrierungsstelle (NKRS) zusammengetragen und aggregiert. Die Daten, die derzeit online zugänglich sind, wurden von 13 Krebsregistern in 24 Kantonen gesammelt. Die Abdeckung ist in der Westschweiz und im Tessin seit 2006 und in der ganzen Schweiz seit Januar 2020 vollständig.
Krebserkrankungen bei Kindern werden für die gesamte Schweiz im Kinderkrebsregister (KiKR) erfasst.
In der Todesursachenstatistik (COD) des Bundesamtes für Statistik werden alle Todesfälle von in der Schweiz wohnhaften Personen registriert.
Die Daten der ständigen Wohnbevölkerung Mitte Jahr stammen aus der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) vom Bundesamtes für Statistik und beziehen sich auf die alle Personen mit ständigem Wohnsitz in der Schweiz. Bis und inklusive 2010 wurden jedoch die Daten aus der Statistik des jährlichen Bevölkerungsstandes, 1981-2010 (ESPOP) verwendet.
Die kantonalen Krebsregister erfassen jedes Jahr alle neuen Krebsfälle, die in der jeweiligen Kantonsbevölkerung diagnostiziert wurden.
Eine Ausnahme bildet das Register beider Basel (Basel-Stadt: BS und Basel-Landschaft: BL), das die Inzidenzfälle der Bevölkerung des Bezirks Laufen (BL), der bis 1994 zum Kanton Bern gehörte, erst seit 2013 erfasst. Aus diesem Grund wird die Bevölkerung dieses Bezirks (ungefähr 7% der Bevölkerung des Kantons Basel-Landschaft) für die Berechnung der Inzidenzrate von der Kantonsbevölkerung abgezogen.
Eingeschlossen sind alle Fälle von bösartigen Primärtumoren, mit Ausnahme von nicht- melanotischem Hautkrebs (C00-43, C45-97, ICD-10). Primärtumore werden nach den Regeln der International Agency for Research on Cancer (IARC) / International Association of Cancer Registries (IACR) / European Network of Cancer Registries (ENCR) definiert.
Deutschschweiz | Westschweiz/Tessin | Total Schweiz | |
---|---|---|---|
1990-1994 |
46,5% |
70,8% |
53,5% |
1995-1999 |
46,6% |
82,5% |
56,9% |
2000-2004 |
46,6% |
85,3% |
57,9% |
2005-2009 |
46,8% |
97,7% |
61,8% |
2010-2014 |
68,0% |
100,0% |
77,5% |
2015-2019 |
92,3% |
87,4% |
90,8% |
Die Daten werden für die gesamte Schweiz und nach Sprachregion publiziert. Die Sprachregionen wurden anhand einer kantonalen Aufteilung erstellt. Die Kantone werden je nach Sprache, die von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen wird, in der einen oder anderen Sprachregion zusammengefasst. Die Kantone Waadt, Wallis, Neuenburg, Genf, Jura, Freiburg und Tessin gehören folglich zur Sprachregion Westschweiz und Tessin und die übrigen 19 Kantone zur Sprachregion Deutschschweiz.
Unter der Annahme, dass die Daten zwischen den abgedeckten und den nicht abgedeckten geografischen Zonen homogen sind, werden die beobachtete Fallzahlen und Raten auf eine gesamte Sprachregion übertragen. Dafür werden die Zahlen, für jeden Sprachraum, mit einem Hochrechnungsgewicht multipliziert, zur Kompensation der Nichtabdeckung (Bevölkerung mit Registrierung / gesamt Bevölkerung) bei der Registrierung. Alle Raten werden als rohe und altersstandardisierte Raten pro 100 000 Personenjahre wiedergegeben. Da das Risiko an Krebs zu erkranken stark vom Alter abhängt, sind die berechneten Raten von der Altersverteilung der Bevölkerung abhängig. Für den internationalen und den zeitlichen Vergleich werden die Raten daher auf eine gemeinsame Altersstruktur standardisiert. Für diese Altersstandardisierung (direkte Methode) wurde der Europastandard verwendet (Waterhouse et al, 1976). Die Summe der sprachregionalen Schätzungen entspricht der vom Bundesamt für Statistik und von der Nationalen Krebsregistrierungsstelle (NKRS) veröffentlichten gesamtschweizerischen Schätzung.
* Waterhouse JAH, Muir CS, Correa P, Powell J, eds. Cancer incidence in five continents. Lyon: IARC, 1976; 3: 456
Vor dem Inkrafttreten des neuen Onkologie-Registrierungsgesetzes (Krebsregistrierungsgesetz) im Jahr 2020 waren die gesetzlichen Bestimmungen zur Registrierung von Tumoren in den einzelnen Kantonen sehr unterschiedlich und schränkten den Datenzugang teilweise ein. Die veröffentlichten Trends sind möglicherweise durch die allmähliche Einführung von Tumorregistern beeinflusst. Das erste kantonale Krebsregister der Schweiz, das ein ganzes Jahr lang eine Datenerhebung in elektronischer Form aufgebaut hat, ist 1970 Genf. Die weiteren Register haben schrittweise mit der Arbeit begonnen. Die interaktive Karte zeigt das Datum, ab dem die Erhebung über ein ganzes Jahr durchgeführt wurde.
Für die Jahre 2018 und 2019 standen die Daten des Krebsregisters Waadt zum Zeitpunkt der statistischen Analyse nicht zur Verfügung (NKRS). Obwohl die Zusammenführung aller verfügbaren Daten zur Verbesserung der Repräsentativität im Laufe der Zeit beiträgt, ist die Vergleichbarkeit der Zeiträume leicht eingeschränkt.
Es ist üblich, dass im Register krebsbedingte Todesfälle systematisch mit den Neuerkrankungen abgeglichen werden, um fehlende Krebsfälle zu erfassen. Dennoch wurde bei einigen Registern nicht für jedes Jahr ein vollständiger und systematischer Abgleich durchgeführt. Es handelt sich um das Register Basel-Stadt & Basel-Landschaft (1981-2001, 2010-2012). Für den Kanton Zürich bestätigte das Krebsregister für die Kantone Zürich und Zug, dass die krebsbedingten Todesfälle systematisch mit den Neuerkrankungen ab 1997 abgeglichen wurden. Für die Inzidenzjahre 1980–1996 konnte nicht bestimmt werden, ob der Abgleich vollständig durchgeführt wurde oder nicht.
Die Datenqualität eines Krebsregisters hängt unter anderem von der Vollzähligkeit der erfassten Daten ab. Es handelt sich um den Anteil neuer Fälle, die in der im Register erfassten Bevölkerung aufgetreten und die auch im Register erfasst worden sind. Die Vollzähligkeit sollte möglichst 100% betragen, damit die Vergleiche der Inzidenzraten (zwischen Zeiträumen oder geografischen Zonen) wirkliche Unterschiede beim Risiko, Krebs zu entwickeln, aufzeigen.
Zurzeit werden von NKRS im Rahmen der Standardauswertung drei Indikatoren (Proportion of death certificate only-cases (%DCO), Anteil der histologisch geprüften Fälle und das Verhältnis Mortalität/Inzidenz) veröffentlicht, um die Vollständigkeit der Erhebung in den verschiedenen Registern zu beurteilen. Zudem ist eine detaillierte Publikation* mit weiteren Methoden für die Evaluation der Vollständigkeit im Jahr 2017 erschienen. Für einige Schweizer Register werden vom IARC (International Agency for Research on Cancer) weitere qualitative Indikatoren publiziert. **
*Lorez M., Bordoni A., Bouchardy C. et al. Evaluation of completeness of case ascertainment in Swiss cancer registration. Eur J Cancer Prev. 2017
**Cancer incidence in five continents, Vol IX. Lyon: IARC/WHO, 2007. IARC/WHO Scientific Publications No. 160.
Weil jeder Todesfall registriert werden muss, ist die Erhebung praktisch vollständig, auch wenn das BFS nur selten über die Todesursachen in der Schweiz wohnhafter und im Ausland verstorbener Personen informiert wird. Der Anteil der fehlenden Daten wird auf 3% geschätzt. Dank der Standardisierungsregeln der WHO sind die Daten heute zudem international gut vergleichbar. Die Weiterentwicklung der medizinischen Diagnosen im Laufe der Zeit bedingt jedoch regelmässige Anpassungen der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, was wichtig für die Datenqualität ist.
Bis 1994 verwendete die Schweiz für die Kodierung der Todesursachen die ICD-8. Darüber hinaus gab es spezifisch für die Schweiz geltende Kodierungsregeln. Wenn mehrere Todesursachen auf der ärztlichen Bescheinigung der Todesursachen standen, verliehen diese Regeln bestimmten Ursachen automatisch Priorität, und zwar unabhängig von der Reihenfolge, in der die Ursachen vom Arzt oder der Ärztin gemeldet worden waren. Einige Ursachen, namentlich Krebs, wurden dadurch favorisiert. Mit dem Übergang zur ICD-10 wurden gleichzeitig die internationalen Kodierungsregeln übernommen. In der Folge wurden diese nur in der Schweiz geltenden Prioritätsregeln abgeschafft. Wenn die Anzahl der Fälle der Jahre bis 1994 mit den Jahren ab 1995 verglichen werden, muss dieser Methodenwechsel berücksichtigt werden.
Um darzustellen, inwiefern die Anzahl bis 1994 registrierter neuer Krebsfälle von den schweizerischen Kodierungsregeln (und zusätzlich durch die Verwendung der ICD-8 vor der Einführung der ICD-10) beeinflusst werden kann, zeigt die untenstehende Tabelle das Verhältnis zwischen der Anzahl Krebsfälle, die mit der ICD-10 registriert worden wäre, und der Anzahl Krebsfälle, die mit der ICD-8 registriert wurden. Aufgrund der Multimorbidität in den älteren Altersklassen musste bis 1994 aus den auf der Todesurkunde erwähnten Todesursachen häufiger eine Hauptursache gewählt werden. Der Methodenwechsel war daher in der älteren Altersklasse deutlicher spürbar.
Geschlecht |
ICD-10 |
0-59 |
60-69 |
70-79 | 80-84 |
85+ |
Total |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Männer | C00-C97: Krebs insgesamt |
0,98 |
0,97 |
0,94 |
0,89 |
0,85 |
0,93 |
Frauen | C00-C97: Krebs insgesamt |
0,98 |
0,98 |
0,96 |
0,93 |
0,88 |
0,94 |
Quelle: Lutz JM, Pury P, Fioretta G, Raymond L. The impact of coding process on observed cancer mortality trends in Switzerland. European journal of cancer prevention 2004; 13: 77-81
In der Schweiz erfolgte die Klassifikation der Todesursachen und der Krebserkrankungen bis 1994 nach der 8. Revision (ICD-8) und seit 1995 nach der 10. Revision (ICD-10) der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.
ICD-8 | ICD-10 | ||
---|---|---|---|
Verdauungsorgane | Mundhöhle und Rachen | 140-149 | C00-14 |
Speiseröhre | 150 | C15 | |
Magen | 151 | C16 | |
Dickdarm | 153 + 154.0 + 154.1 | C18-20 | |
Leber | 155 | C22 | |
Gallenblase und extrahepatische Gallenwege | 156 | C23-24 | |
Bauchspeicheldrüse | 157 | C25 | |
Atmungsorgane | Kehlkopf | 161 | C32 |
Lunge, Bronchien, Luftröhre | 162 | C33-34 | |
Brustfell | 163 | C38.4 + C45.0 | |
Knochen | Knochen, Gelenke, Knorpel | 170 | C40-41 |
Haut | Hautmelanom | 172 | C43 |
Geschlechtsorgane | Brust | 174 | C50 |
Gebärmutterhals | 180 | C53 | |
Gebärmutterkörper | 182 | C54-55 | |
Eierstock | 183.0 | C56 | |
Prostata | 185 | C61 | |
Hoden | 186 | C62 | |
Harnorgane | Niere | 189.0 | C64 |
Harnblase | 188 | C67 | |
Gehirn u. ZNS | Gehirn und zentrales Nervensystem | 191 + 192 | C70-72 |
Schilddrüse | Schilddrüse | 193 | C73 |
Blut und Lymphe | Hodgkin-Lymphom | 201 | C81 |
Non-Hodgkin-Lymphom | 200 + 202 | C82-86 + C96 | |
Multiples Myelom | 203 | C90 | |
Leukämie | 204-207 | C91-95 | |
davon lymphatische Leukämie | 204 | C91 | |
davon myeloische Leukämie | 205 + 206 + 207.2 | C92-94 | |
davon andere Leukämien | 207.0 + 207.1 + 207.9 | C95 |
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