In der Gesundheit gibt es einen sozialen Gradienten: Je ungünstiger die soziale Situation, desto schlechter der Gesundheitszustand. Dieser Zusammenhang wird durch Einflussfaktoren wie Bildungsniveau, Einkommen, Arbeitsbedingungen, gesundheitsrelevantes Verhalten oder Zugang zur Gesundheitsversorgung beeinflusst.
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Männer |
Frauen |
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Differenz bei der Lebenserwartung der 30-Jährigen nach Bildungsniveau, in Jahren1 (2011-2014) |
4,0 |
1,3 |
(Sehr) guter selbst wahrgenommener Gesundheitszustand nach Bildungsniveau, in % (2017)2 | ||
Obligatorische Schule |
69,9 | 64,4 |
Tertiärstufe |
90,5 | 91,0 |
Mittlere oder hohe psychische Belastung nach Bildungsniveau, in % (2017)2 | ||
Obligatorische Schule |
21,0 | 27,3 |
Tertiärstufe |
8,7 | 15,2 |
Adipositas nach Bildungsniveau, in % (2017)2 | ||
Obligatorische Schule |
20,2 | 20,9 |
Tertiärstufe |
9,6 | 5,9 |
Entbehrungen von wirklich nötige Pflegeleistungen aus finanziellen Gründen nach Armutsgefährdung, in % (2017)3 |
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Armutsgefährdet |
6,5 |
5,9 |
Nicht armutsgefährdet |
2,5 |
3,2 |
2 Bevölkerung ab 25 Jahren in Privathaushalten
3 Bevölkerung ab 16 Jahren in Privathaushalten. Verzicht auf Arzt- und Zahnarztbesuch
Quellen: SGB, SILC, SNC
Allgemeiner Gesundheitszustand
Die Lebenserwartung variiert je nach Bildungsniveau. Ein 30-jähriger Mann ohne nachobligatorische Ausbildung weist eine um 4,0 Jahre tiefere Lebenserwartung auf als ein Mann gleichen Alters mit einem Abschluss auf Tertiärstufe. Bei den Frauen ist der Unterschied ein Drittel so gross. Diese Differenz verringert sich mit dem Alter, verschwindet aber nicht.
Der Anteil der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, die ihren allgemeinen Gesundheitszustand als (sehr) gut angeben, ist kleiner als jener der Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (66% gegenüber 91%). Am deutlichsten ist der Unterschied bei den 45- bis 64-Jährigen.
Körperliche Gesundheit
Bei den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten ist ein sozialer Gradient feststellbar. Personen ohne nachobligatorische Ausbildung leiden im Vergleich zu Personen mit Abschluss auf Sekundarstufe II oder Tertiärstufe häufiger an Bluthochdruck (31% gegenüber 22% bzw. 14%), Diabetes (8% gegenüber 5% bzw. 4%) oder einem erhöhten Cholesterinspiegel (19% gegenüber 15% bzw. 12%).
Ungleichheiten bestehen auch bezüglich Schmerzen. Personen ohne nachobligatorische Ausbildung leiden deutlich häufiger an Rücken-, Kreuz- oder Gliederschmerzen (Nacken, Schultern, Arme) als Personen mit Abschluss auf Sekundarstufe II oder Tertiärstufe.
Personen, die in städtischen Gebieten wohnen, leiden häufiger an Asthma als jene in ländlichen Gebieten (5% gegenüber 4%). Auch nach Bildungsniveau gibt es Unterschiede: Bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung ist Asthma verbreiteter als bei jenen mit Abschluss auf Tertiärstufe (6% gegenüber 4%).
Das Gleiche gilt für chronische Bronchitis und Emphyseme: Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind häufiger betroffen als jene mit Abschluss auf Sekundarstufe II oder Tertiärstufe (4% gegenüber 3% bzw. 2%).
Psychische Gesundheit
Gute soziale Unterstützung hilft, den Schwierigkeiten im Leben entgegenzutreten. Unabhängig vom Alter ist der Anteil der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, die nur auf wenig soziale Unterstützung zählen können, grösser als jener der Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (25% gegenüber 9%).
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau haben – insbesondere im Erwerbsalter – ein deutlich höheres Risiko, Symptome psychischer Belastung aufzuweisen, als Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe.
Gesundheitsverhalten
Bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung ist körperliche Inaktivität (weniger als eine halbe Stunde pro Woche mässig intensive Bewegung) viel häufiger als bei Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (21% gegenüber 4%).
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau weisen ein deutlich höheres Adipositas-Risiko auf als Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (21% gegenüber 8%). Bei den Frauen ist dieser Unterschied ausgeprägter als bei den Männern.
Soziale Situation der Seniorinnen und Senioren
Je höher der Bildungsstand, desto grösser ist der Anteil der Personen ab 55 Jahren, die ihre Gesundheit als (sehr) gut bezeichnen. Dies auch wenn die Alters- und Geschlechtsunterschiede berücksichtigt werden.
Die 65- bis 74-Jährigen gehören zu den Seniorinnen und Senioren, die am häufigsten ein hohes Energie- und Vitalitätsniveau angeben. Je höher der Bildungsstand, desto grösser ist der Anteil der Personen mit einem hohen Energieniveau.
Bei Männern steigt das Niveau der körperlichen Aktivität beim Eintritt der Pensionierung an. Ab 75. Jahren nimmt es bei Männern wie bei Frauen ab. Je höher der Bildungsstand, desto grösser ist der Anteil der körperlich ausreichend aktiven Personen.
Entbehrungen von wirklich nötigen Pflegeleistungen aus finanziellen Gründen
3% der Bevölkerung können aus finanziellen Gründen wirklich nötige medizinische Versorgung, hauptsächlich zahnärztliche Pflege, nicht in Anspruch nehmen. Personen, die Armutsgefährdung oder materielle Entbehrung erfahren, sind deutlich häufiger davon betroffen.
Weiterführende Informationen
Grundlagen und Erhebungen
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