Quellen der Daten
Die Daten zu den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F+E) in den privaten Unternehmen stammen aus einer Erhebung, die bei Privatunternehmen in der Schweiz mittels Fragebogen durchgeführt wurde. Die Fragen beziehen sich auf die finanziellen Ressourcen und das von den Unternehmen für F+E in der Schweiz und im Ausland beschäftigte Personal. Die Erhebung wurde erstmals 1966 vom Vorort, dem heutigen Dachverband der Schweizer Wirtschaft economiesuisse, durchgeführt, mit dem das BFS seit 1983 zusammenarbeitet. Von 1983 bis 1989 fand die Erhebung alle drei Jahre statt, von 1992 bis 2012 alle vier Jahre und seit 2015 erfolgt sie im Zwei-Jahres-Rhythmus.
Erhebung in zwei Etappen
Seit 2008 wird die F+E-Erhebung in der Privatwirtschaft in zwei Etappen durchgeführt. Die erste Etappe – das Screening – dient zur Identifikation der privaten Unternehmen, die in der Schweiz aktiv Forschung und Entwicklung betreiben. Dabei erhalten die Unternehmen einen Fragebogen mit einer einzigen Frage: «Hatte Ihr Unternehmen im laufenden Kalenderjahr Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen getätigt oder geplant, solche zu tätigen?» In der zweiten Etappe, der eigentlichen Erhebung, werden anschliessend nur diejenigen Unternehmen befragt, die diese Frage im Screening bejaht haben.
Populationen der F+E-Erhebung
Die Auswahl der Population der F+E-Erhebung erfolgt ebenfalls in mehreren Etappen. Dabei dient das Betriebs- und Unternehmensregister (BUR) des Bundesamtes für Statistik (BFS) als Grundgesamtheit.
Die Definition der Zielpopulation wird auf der Grundlage der Unternehmen vorgenommen, die zum Zeitpunkt der Erhebung im BUR eingetragen sind (Grundgesamtheit). Unternehmungen, die bereits in anderen F+E-Erhebungen erfasst werden – beispielsweise Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung oder Hochschulen –, werden als erste von der Zielpopulation ausgeschlossen. Die Mehrheit der verbleibenden Unternehmen gehören Wirtschaftsbereichen wie etwa der Hotellerie oder dem Verkehr an, die kaum F-E betreiben. Sie werden ebenfalls automatisch von der Zielpopulation ausgeschlossen. Von den Unternehmen der restlichen Wirtschaftszweige werden schliesslich nur jene berücksichtigt, die 10 oder mehr Personen beschäftigen. Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildet der Wirtschaftszweig «Forschung und Entwicklung», der eine hohe F+E-Intensität aufweist und vollumfänglich befragt wird.
Die Zielpopulation wird anhand der beiden Kriterien Unternehmensgrösse und Wirtschaftszweig in Schichten unterteilt. Der Screening-Fragebogen wird nur an Unternehmen der Zielpopulation gerichtet. Die Unternehmen, die beim Screening angeben, Forschung und Entwicklung zu betreiben, bilden die Referenzpopulation der eigentlichen F+E-Erhebung.
Bemerkungen
In der Praxis sind die Abgrenzung und die Bemessung der F+E nicht ganz unproblematisch. So werden die finanziellen Ressourcen, und vor allem die für F+E aufgewendete Arbeitszeit, sehr oft geschätzt. Daher sollten die aufgeführten Daten als Grössenordnungen betrachtet werden, die als solche aber zuverlässig sind.
Zusätzliche Informationen
Methodische Unterschiede zu den früheren F+E-Erhebungen in den Unternehmen
Population: Seit 2008 wird die Referenzpopulation auf der Basis eines Screenings zusammengestellt, wodurch eine gezieltere Auswahl der Teilnehmenden an der F+E-Erhebung gewährleistet ist. Ebenfalls seit 2008 ist die Zielpopulation grösser als im Jahr 2000 und insbesondere 2004, als die Branche «Andere» anlässlich der Definition des Stichprobenrahmens gestrichen worden war.
Klassifizierung nach NOGA: Bis 2008 wurden die Unternehmen nach Branchen gemäss der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA 2002) gegliedert. Die F+E-Erhebung 2012 basiert neu auf der NOGA 2008. Damit die Entwicklung der einzelnen Branchen verfolgt werden kann, wurden die Ergebnisse der vorangehenden F+E-Erhebungen rückwirkend auf die NOGA 2008 umgerechnet. Dies hat bei den Ergebnissen der einzelnen F+E-Branchen zu gewissen Abweichungen gegenüber den Daten geführt, die basierend auf der NOGA 2002 publiziert worden waren.
Banken und Versicherungen: Banken und Versicherungen gehören nicht zur Grundgesamtheit der Befragten.
Neue Technologien: Daten zur biotechnologischen Forschung werden seit 2000 erhoben, jene zur nanotechnologischen Forschung seit 2004. 2008 und 2012 wurden zudem Daten zur Softwareforschung erhoben.
Online-Erhebung: 2008 wurde erstmals eine Online-Version der Erhebung zur Verfügung gestellt. Die Unternehmen können somit zwischen dem Ausfüllen der klassischen Papierversion oder der Beantwortung des Fragebogens via Internet wählen.
F+E-Branchen (siehe Tabelle)
Im Betriebs- und Unternehmensregister (BUR) sind die Unternehmen nach Branchen gemäss der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) gegliedert. Die hier vorgestellte Erhebung basiert auf der NOGA 2008. Im Schweizer Wirtschaftsgeflecht ist der Anteil der Kleinunternehmen, die über weniger als 10 Mitarbeitende verfügen und damit aus der Zielpopulation der Erhebung fallen (ausgenommen die Branche «Forschung und Entwicklung»), sehr hoch. Sowohl aufgrund dieses Umstands als auch wegen der niedrigen Antwortquote in gewissen Branchen ist eine Publikation der Ergebnisse auf der Stufe der NOGA-Wirtschaftszweige nicht möglich. Aus diesem Grund wurden sie in zehn Kategorien von Branchen, die F+E betreiben, zusammengefasst.
Name der Abteilung NOGA 2008
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NOGA 2008-Branchen
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1. Nahrungsmittel
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10, 11
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Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln
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10
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Getränkeherstellung
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11
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2. Chemie
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19, 20, 22
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Kokerei und Mineralölverarbeitung
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19
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Herstellung von chemischen Erzeugnissen
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20
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Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
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22
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3. Pharma
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21
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Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
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21
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4. Metall
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24, 25
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Metallerzeugung und -bearbeitung
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24
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Herstellung von Metallerzeugnissen
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25
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5. Maschinen
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27, 28, 29, 30 (ohne 303)
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Herstellung von elektrischen Ausrüstungen
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27
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Maschinenbau
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28
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Herstellung von Automobilen und Automobilteilen
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29
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Sonstiger Fahrzeugbau
Ohne : Luft- und Raumfahrzeugbau |
30 (ohne 303)
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6. Hochtechnologieinstrumente
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265, 267, 303
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Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations- u. ä. Instrumenten und Vorrichtungen; Herstellung von Uhren
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265
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Herstellung von optischen und fotografischen Instrumenten und Geräten
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267
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Luft- und Raumfahrzeugbau
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303
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7. IKT - Fabrikation
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26 (ohne 265 267)
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Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Ohne : Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations- u. ä. Instrumenten und Vorrichtungen; Herstellung von Uhren; Herstellung von optischen und fotografischen Instrumenten und Geräten |
26 (ohne 265 267)
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8. IKT - Dienstleistungen
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465, 582, 61, 62, 631, 951
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Grosshandel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik
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465
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Verlegen von Software
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582
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Telekommunikation
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61
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Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie
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62
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Datenverarbeitung, Hosting und damit verbundene Tätigkeiten; Webportale
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631
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Reparatur von Datenverarbeitungs- und Telekommunikationsgeräten
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951
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9. Forschung und Entwicklung
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72
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Forschung und Entwicklung
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72
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10. Andere
Die Branche "Andere" umfasst alle Wirtschaftszweige, bei denen F+E nur marginal oder in unbedeutender Weise betrieben wird. |
5-9, 12-18, 23, 31, 32, 35-42, 53, 58 (ohne 582), 59-60, 69-71, 73, 75
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Kohlenbergbau; Gewinnung von Erdöl und Erdgas ; Erzbergbau; Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau; Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau und für die Gewinnung von Steinen und Erden
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5-9
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Tabakverarbeitung; Herstellung von Textilien; Herstellung von Bekleidung; Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen; Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel); Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus;
Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern |
12-18
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Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden
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23
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Herstellung von Möbeln
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31
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Herstellung von sonstigen Waren
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32
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Energieversorgung; Wasserversorgung; Abwasserentsorgung; Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung; Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung ; Hochbau; Tiefbau
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35-42
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Post-, Kurier- und Expressdienste
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53
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Verlagswesen
Ohne: Verlegen von Software |
58 (ohne 582)
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Herstellung, Verleih und Vertrieb von Filmen und Fernsehprogrammen; Kinos; Tonstudios und Verlegen von Musik; Rundfunkveranstalter
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59-60
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Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung; Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung; Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung
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69-71
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Werbung und Marktforschung
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73
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Veterinärwesen
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75
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Ausgeschlossene Wirtschaftszweigen
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33 43 45 46 (ohne 465) 47 49-52 55-56 63 (ohne 631) 66 68 74 77-82 84-94 95 (ohne 951) 96-99
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Diese zehn F+E-Branchen sind:
Nahrungsmittel (NOGA-Branchen : 10, 11) ; Chemie (NOGA-Branchen : 19, 20, 22) ; Pharma (NOGA-Branchen : 21) ; Metall (NOGA-Branchen : 24, 25, 27) ; Maschinen (NOGA-Branchen : 27, 28, 29, 30 (ohne 303)) ; Hochtechnologieinstrumente (NOGA-Branchen : 265, 267, 303) ; IKT-Herstellung (code NOGA : 26 (ohne 265 267)) ; IKT-Dienstleistungen (NOGA-Branchen : 465, 582, 61, 62, 631, 951) ; Forschung und Entwicklung (NOGA-Branchen : 72) ; Andere (NOGA-Branchen : 5-9, 12-18, 23, 31, 32, 35-42, 53, 58 (ohne 582), 59-60, 69-71, 73, 75)
Ausgeschlossene Wirtschaftszweigen (NOGA-Branchen : 33, 43, 45, 46 (ohne 465), 47, 49-52, 55-56, 63 (ohne 631), 66, 68, 74, 77-82, 84-94, 95 (ohne 951), 96-99)
Unterscheidung zwischen «F+E-Wirtschaftszweig» und «F+E-Empfängerbranche»
In der Statistik werden Unternehmen aufgrund ihrer Haupttätigkeit in verschiedene Wirtschaftszweige gegliedert. Im Bereich F+E wird diese Aufschlüsselung der Einheiten seit einigen Jahren immer komplexer. In den meisten Fällen ist die Situation einfach: Die Unternehmen führen die F+E auf eigene Rechnung innerhalb ihres Haupttätigkeitsfeldes durch. Konkret heisst dies, dass ein Unternehmen, das Forschung betreibt, das Produkt dieser Forschung selber verwendet. Der F+E-Produzent ist somit zugleich auch F+E-Empfänger.
In anderen, immer zahlreicher werdenden Fällen stimmen Produzent und Empfänger jedoch nicht mehr überein. Die häufigsten Fälle sind die folgenden:
1) Das Unternehmen, das F+E auf eigene Rechnung durchführt, ist in mehreren Wirtschaftsbereichen tätig.
2) Das Unternehmen führt F+E für andere Unternehmen durch (meist für Unternehmen derselben Unternehmensgruppe), wobei diese Einheiten in anderen Wirtschaftszweigen tätig sind.
Bei beiden Fällen liegt keine direkte Übereinstimmung zwischen Produktions- und Empfängerbranche mehr vor. Ein Beispiel: Eine multinationale Unternehmensgruppe, die hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie tätig ist, vereinigt sämtliche F+E-Aktivitäten bei einer einzigen Unternehmenseinheit. Da diese Einheit selbst keine Lebensmittel produziert, kann sie nicht der Hauptbranche der Unternehmensgruppe angehören. Gemäss Klassifikation der Wirtschaftszweige fällt ihre Tätigkeit entweder unter die Branche Unternehmensberatung oder Dienstleistungen für Unternehmen oder unter die Branche «Forschung und Entwicklung». In beiden Fällen stimmt das Tätigkeitsfeld nicht mehr mit der Haupterwerbstätigkeit – der Lebensmittelindustrie – überein.
Um die Unternehmen ihren jeweiligen Branchen korrekt zuteilen zu können und dabei eine wirtschaftlich angemessene Auslegung der Ergebnisse zu garantieren, hat das BFS entschieden, den Fragebogen ab 2012 um folgende Frage zu ergänzen: «In welchem Wirtschaftszweig bzw. welchen Wirtschaftszweigen wird das Ergebnis der F+E, die vom Unternehmen durchgeführt wird, verwendet?»
Dank dieser Zusatzfrage können die Daten nun aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln präsentiert werden:
· «nach Wirtschaftszweig». Dieser Ansatz zeigt, welchem Wirtschaftszweig das Unternehmen, das F+E durchführt, angehört.
· «nach Empfängerbranche». Dieser Ansatz zeigt, in welchem Wirtschaftszweig die durchgeführte F+E verwendet wird