Unter Diskriminierung sind Handlungen oder Praktiken zu verstehen, die eine Person aufgrund von Merkmalen wie Aussehen, ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder Geschlecht benachteiligen, demütigen, bedrohen, oder ungerechtfertigt ihre Integrität gefährden. Der Indikator zur Diskriminierungserfahrung erfasst das Vorkommen von Diskriminierung in der Schweiz aus Sicht der Opfer.
Der Indikator zur Diskriminierungserfahrung wies im Jahr 2022 einen Wert von 27% auf. Somit gibt fast jede dritte Person in der Schweiz an, dass sie in den letzten fünf Jahren Opfer von Diskriminierung geworden ist.
Im Zeitraum von 2010 bis 2020 stieg der Anteil der Bevölkerung mit Diskriminierungserfahrung statistisch signifikant an (+13 Prozentpunkte). Zwischen 2020 und 2022 hat er sich stabilisiert. Angesichts der Vertrauensintervalle ist der Rückgang zwischen 2020 und 2022 statistisch nicht signifikant.
Anteil der Bevölkerung, der in den letzten fünf Jahren in der Schweiz Diskriminierung erlebt hat. Siehe Codebook Fragen discri_01, discri_02. Bei den angegebenen Werten handelt es sich um Selbsteinschätzungen. Sie entsprechen nicht den Diskriminierungsfällen, die von den Beratungs- oder Meldestellen erfasst wurden (manifeste Vorfälle ohne Verurteilung), bzw. den sanktionierten Fällen (manifeste Vorfälle mit Verurteilung).
Quellen
In der Schweiz werden Diskriminierungserfahrungen von verschiedenen Stellen erfasst. Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) bietet eine Übersicht der Quellen bestehender quantitativer und qualitativer Daten sowie ein Monitoring der rassistischen Diskriminierung in der Schweiz an.
Diskriminierungsgründe, Situationen und Formen
Im Folgenden wird aufgezeigt, welche Personen am häufigsten diskriminiert werden und aus welchen Gründen. Zudem werden die Diskriminierungserfahrungen der Betroffenen sowie die erlebten Vorfälle beschrieben.
Welche Diskriminierungsgründe werden von den Opfern am häufigsten genannt?
- Nationalität: 40%
- Sprache: 25,5%
- Geschlecht: 23%
- Ethnische Herkunft: 21%
- Name: 20%
Die Diskriminierung ist oft mehrschichtig. Im Durchschnitt werden zwei verschiedene Diskriminierungsgründe genannt.
Nationalität, Sprache und Geschlecht sind seit 2016 die von den Betroffenen meisterwähnten Diskriminierungsgründe. Der Anteil der Betroffenen, die nach eigenen Angaben aufgrund von Sprache oder Geschlecht diskriminiert wurden, hat in diesem Zeitraum statistisch signifikant zugenommen.
Diskriminierung aus ethnisch-rassistischen Gründen hat sich in den letzten zwölf Jahren fast verdoppelt. Zu rassistischer Diskriminierung gehören Vorfälle, die nach Empfinden der Betroffenen in Zusammenhang mit ihrer Nationalität, ethnischen Herkunft, Religion oder Hautfarbe stehen. In anderen Datenquellen wie jenen der Beratungs- und Opferhilfestellen wird ebenfalls ein Anstieg verzeichnet.
Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) analysiert mit ihrem Monitoring die rassistische Diskriminierung in der Schweiz im Detail.
Beim Indikatorensystem zur Integration wird der Indikator der rassistischen Diskriminierung differenziert nach dem Migrationshintergrund der Personen dargestellt.
Die Bevölkerung wird manchmal auch aus ethnischen oder rassistischen Gründen benachteiligt oder sieht sich mit Hürden konfrontiert, ohne dass man von eigentlicher Diskriminierung sprechen kann. 2023 hatten nach eigenen Angaben 11% der Bevölkerung aufgrund ihrer Sprache oder ihres Namens und 10% aufgrund ihrer Nationalität Nachteile. Sprache, Name und Nationalität gehören zu von Diskriminierungsopfern am häufigsten genannten Gründen. Weiterführende Informationen zu Nachteilen sind auf der Seite Identität und Zugehörigkeit zu finden.
In welchen Situationen haben die Opfern Diskriminierung erlebt?
- Arbeit und Stellensuche: 56%
- Öffentlicher Raum: 31%
- Schule und Ausbildung: 22%
Im Durchschnitt erwähnen die Opfer zwei Situationen.
Arbeit und öffentlicher Raum sind seit 2016 die von den Betroffenen meistgenannten Diskriminierungssituationen. Der Anteil der Betroffenen, die im Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung Diskriminierung erlebt haben, hat in diesem Zeitraum statistisch signifikant zugenommen.
Welche Formen von Diskriminierung haben die Opfer am häufigsten erlebt?
- Ausschluss und fehlende Berücksichtigung: 42%
- Spott: 41%
- Verbale Gewalt und Drohung: 36%
- Mobbing und Geheimhaltung von Informationen: 35%
Im Durchschnitt erwähnen die Opfer zwei Formen von Diskriminierung.
Analyse eines Vorfalls und Folgen
Ein Viertel der Opfer gibt an, die sie diskriminierende Person nicht zu kennen. In mehr als jedem zehnten Fall handelt es sich bei der diskriminierenden Person um eine Arbeitskollegin oder einen Arbeitskollegen und fast genauso häufig um eine Vorgesetzte oder einen Vorgesetzten.
Zwei Drittel der Opfer reagieren auf Diskriminierungsvorfälle. Am häufigsten sprechen sie mit Angehörigen über den Vorfall, am zweithäufigen konfrontieren sie die diskriminierende Person direkt. Meldungen an offizielle Stellen sind weniger häufig.
Acht von zehn Diskriminierungsopfern geben an, dass der Vorfall Auswirkungen auf ihr Leben hatte, zum Beispiel, weil ihnen der Zugang zu einer Leistung verwehrt wurde, sie verschiedene Arten von Verlusten erlitten haben oder weil der Vorfall ihre Gesundheit beeinträchtigt hat. Am häufigsten erwähnen die Betroffenen, dass sie sich in der Gesellschaft weniger zugehörig fühlen, sich ihre sozialen Beziehungen verschlechtert haben und sie gewisse Orte oder Situationen, die sie an den Vorfall erinnern, meiden.
Weiterführende Informationen
Tabellen
Methodologie
Anteil der Bevölkerung, der in den letzten fünf Jahren in der Schweiz Diskriminierung erlebt hat. Siehe Codebook 2022 Fragen discri_01, discri_02.
Anteil der Diskriminierungsopfer nach Grund, Situation, Form, Beziehung, Reaktion und Folgen; die Person konnte mehrere Gründe, Situationen, Formen, Beziehungen, Reaktionen und Folgen angeben. Siehe Codebook 2023 Fragen discri_03_gr_, discri_04_sit_, discri_form, discri_rel, discri_reac, discri_conseq_.
Bei der Berechnung der Diskriminierungsindikatoren werden zwei Populationen unterschieden:
- die Bevölkerung, d. h. die ständige Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 88 Jahren. Sie entspricht der gesamten Erhebungsstichprobe. Diese bestand im Jahr 2022 aus 2904 und im Jahr 2023 aus 3152 Personen.
- die Opfer, d. h. die Bevölkerung, die angab, in den letzten fünf Jahren in der Schweiz Diskriminierung erlebt zu haben. Diese Population entspricht einer Teilmenge der Erhebungsstichprobe. Sie bestand im Jahr aus 752 und im Jahr 2023 aus 658 Personen.
Quellen
- Erhebung zum Zusammenleben in der Schweiz (ZidS)
- Pilote: 2010, 2012, 2014
- Haupterhebung: 2016, 2018, 2020, 2022
- Module: 2023
- Brüche in der Zeitreihe: zwischen 2014-2016 sowie 2022-2023
Obwohl die Fragen zur Diskriminierung in den Fragebogen 2022 und 2023 sehr ähnlich formuliert sind, können die Ergebnisse
der beiden Jahre aufgrund der Unterschiede zwischen den Fragebogen nicht miteinander verglichen werden.
Erhebungsunterlagen
Kontakt
Bundesamt für Statistik Sektion Demografie und MigrationEspace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
Schweiz