Eine überdurchschnittlich hohe Quote der Geschädigten ausgewählter Gewaltdelikte (einfache Körperverletzung, Drohung und Nötigung) in einer Teilgruppe der ständigen Wohnbevölkerung ist ein möglicher Hinweis auf eine mangelnde gesellschaftliche Integration
Straftaten, die in den Bereich der häuslichen Gewalt fallen, wurden von der vorliegenden Untersuchung ausgeschlossen, da sie eine spezielle Problematik darstellen. Auch die anderen Arten von Beziehungen zwischen den geschädigten und den beschuldigten Personen werden hier ausser Acht gelassen. Dieser Indikator stellt die Männer und die Frauen getrennt dar, da die geschlechtsspezifische Realität nicht dieselbe ist. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle. Wie Opferumfragen beweisen, sind junge Männer häufiger Geschädigte von Straftaten, da sich ihre Verhaltensweise im öffentlichen Raum von jener der Frauen und der älteren Personen unterscheidet (Männer sind z.B. häufiger spätabends unterwegs) [Killias et al., Précis de criminologie, Bern, 2011, 223-225].
Einerseits kann Gewalt gegen eine Person auf einen Mangel an Anerkennung ihrer Zugehörigkeit zur Gesellschaft hinweisen (siehe auch die Ergebnisse des Indikators Erfahrung rassistischer Diskriminierung). Andererseits erhöht sich das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, beim Verlassen des häuslichen Bereichs. Dies kann aber auch ein Zeichen guter Integration sein, da es auf einen Bekanntenkreis, der ausserhalb des eigenen Heims gefunden wird, oder auf soziale Kompetenz, die vermehrtes nächtliches Ausgehen und Reisen erlaubt, hinweist [Killias et al., Précis de criminologie, Bern, 2011, 223-225].
Die Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden, denn abgesehen von Geschlecht und Alter stehen in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) keine sozioökonomischen Daten zur Verfügung, die eine Beurteilung der Kausalität ermöglichen würden.